Kapitel 10

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„Jetzt kommt erst das Spannende: das Qualifying." Der Ingenieur hatte mir das vorhin erst erklärt. „Da wird die startreihenfolge geregelt oder?" Lando sah mich mit großen Augen an und nickte. „Woher weißt du das?" ich zuckte mit den Schultern und schmiss arrogant meine Haare über die Schulter. In der Zeit bis zum Qualifying aßen Lando und ich noch einen Happen und dann ging es auch schon los. Er konnte glücklicherweise an die Ergebnisse vom dritten freien Training anknüpfen und schaffte es auf Position 5, was alle in der Box zufrieden stellte. Ich umarmte ihn voller stolz, als er aus seinem Auto stieg. Dieses Mal zeigte ich ihm, dass ich stolz auf ihn war, weil er wirklich eine super Leistung hingelegt hatte, laut seinem Teamchef. Ich glaube der hieß Andreas oder so. „Du warst so schnell!" Lando lachte bei meiner Aussage, aber bedankte sich. Danach wurde er vom Team gefeiert. Sein Teamkollege, Daniel, schaffte es leider nur auf Position 10, der darüber auch sichtlich enttäuscht war, als er zurück in die Garage kam. Ich umarmte auch ihn, obwohl wir uns kaum kannten, aber er schien ein Mensch zu sein, der sowas brauchte, wenn er traurig war und so wie er mich an sich ranzog, hatte ich auch recht.

Lando und ich machten uns auf den Weg nach Hause, aber kurz vorher mussten wir noch bei Ferrari vorbeischauen, weil ich Charles zu seiner Pole Position gratulieren MUSSTE. Er hatte sich nämlich einen harten Kampf mit Max geliefert und ihn schließlich auch durch die Hilfe seinen Teamskollegen gewonnen, der ihm Windschatten gegeben hatte. Das war taktisch einwandfrei und ziemlich beeindruckend. Ich muss schon sagen, dass die Taktiken die dahinterstecken mich ziemlich faszinierten. Lando kam mit in die Garage von Charles und war der erste, der ihn in eine Umarmung zog. Ich kam als Nächstes dran und schlang meine Arme um seinen Hals. „Du warst großartig", flüsterte ich in sein Ohr und er drückte mich noch näher an sich. Gott, dieses Gefühl. „Ich wusste, dass du mir zuguckst. Deshalb war ich so gut." „Schleimer." Lando bekam von unserem Geflüster nichts mit. Für ihn sah es aus als würden wir uns einfach unangenehm lange in den Armen liegen. Wie beschworen, zog Lando an meiner Schulter und beendete damit unsere Umarmung. „Das reicht jetzt, Leclerc." Der Amgesprochene hob entschuldigend die Hände. „Tut mir leid, Norris." Er zwinkerte mir noch zu, bevor wir uns auf den Weg machten das Paddock zu verlassen.

„Was ist das mit dir und Charles?", fragte Lando, als wir im Auto saßen und er gerade den Motor startete. Ich spielte mit den Laschen meines Rucksacks, den ich auf dem Schoß hatte. „Da ist nichts. Er ist sehr nett und du weißt, dass ich Eric habe." „Ach komm, verarsch mich nicht. Du hast Max gestern geküsst bei einem Spiel. Anscheinend steht Eric nicht mehr im Weg." Ich rollte mit den Augen. „Ich habe dir gesagt, dass wir gerade eine Pause machen, weshalb es nicht verwerflich ist, einen anderen bei einem SPIEL zu küssen. Und jetzt will ich nicht mehr darüber reden." Ich sah aus dem Fenster und ignorierte die Fragen, die Lando noch stellte. Nach drei oder vier, die unbeantwortet blieben, gab er es endlich auf und wir fuhren stillschweigend nach Hause. Dort angekommen begrüßte ich meine Mama und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sie hätte gerne gehört, wie der Tag gelaufen war, aber ich war zu müde, um irgendwas zu erzählen und Lando ging es genauso. Ich vertröstete sie damit, dass ich ihr morgen Abend alles erzählen würde und mein Bruder gab ihr nur noch schnell seine tollen Ergebnisse durch, bevor er auch in sein Zimmer ging. Sie tat mir manchmal sehr leid. Unser Vater war die meiste Zeit auf Geschäftsreise und wir waren nun mal erwachsen, naja ich war fast erwachsen, da war man nicht mehr so häufig zu Hause. Gerade in Landos Fall ist er sehr oft unterwegs und ich war nun mal gerne abends feiern, aber sie wusste, dass wir sie lieb hatten.

Wieder in meiner Jogginghose gehüllt spielte ich mit meinem Handy und schrieb zwischendurch wieder mit Louisa, die versprach beim Rennen morgen dabei zu sein. Dann konnte ich ihr endlich persönlich von dem ganzen Mist erzählen. Ich erschrak, als es an der Tür klingelte, aber beließ es dabei. Wahrscheinlich nur ein Nachbar, der sich was ausleihen wollte. „Alana! Hier ist jemand für dich!" Ich stöhnte auf. Kann man nicht einmal seine Ruhe haben. Ich trottete die Treppe runter und schwor, dass ich die Person boxen werde, die meinen wohlverdienten Abend zerstörte. Als ich unten ankam und sah wer dort stand, wollte ich auf dem Absatz kehrt machen. Meine Mama war bereits verschwunden und ließ mich mit einem Schicksal alleine. Hatte ich gesagt, dass ich sie lieb habe? Tja, sie mich wahrscheinlich nicht.

„Eric, was willst du hier?", fragte ich genervt. Ich wollte dieses Wochenende meine Ruhe. Nicht mal das war mir gegönnt. „Ich will reden." Als er die Türschwelle übertreten wollte, legte ich meine Hand an den Türrahmen, sodass ihm der Weg versperrt wurde. „Wir haben schon so oft geredet und du hast mir so viele Sachen versprochen. Irgendwann kommen deine Freunde und ich bin wieder eine x-beliebige, die du beiseite schieben kannst. Ich bin müde Eric." Er kratzte sich am Hinterkopf und schien Schuldgefühle zu haben oder er war besser im Schauspieleren geworden. „Ich hatte jetzt Zeit mit meinen Freunden und ich habe währenddessen nur an dich gedacht. Du hast mich ignoriert, mir nicht mehr geantwortet, mir nicht mehr geschrieben, ob du gut zu Hause angekommen bist. Das gefällt mir nicht, Alana. Ich will dich. Du bist ab sofort meine Priorität." Er nahm meine Hände und sah mich flehend an. „Eric, ich..." Er unterbrach mich: „Ich habe mich geändert. Ich will dich und nur dich."

Between Good And BadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt