Kapitel 15

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Nach der Siegerehrung stürmten die Journalisten wieder wie Aßgeier zu den Fahrern und stellten die unmöglichsten Fragen. Über deren Privatleben und was sie nun tun würden und sogar was sie am Morgen gegessen hatten. „Ich glaube ich würde das besser machen", sprach ich meine Gedanken laut aus und Louisa fragte natürlich, was ich meinte. „Journalistin sein. Ich würde normale Fragen stellen, den Fahrern nicht auf die Pelle rücken und professionell bleiben. Das wäre mein Ziel: besser sein als diese da vorne, die sich gegenseitig zerquetschten, um ein paar Worte zu erhaschen." „Dann mach das doch. Bewirb dich und mache ein Jahr Praktikum. Guck, ob das was für dich ist." Der Gedanke gefiel mir. Um die Welt reisen, spannende Leute treffen und ein höflicher Umgang mit denen. Warum eigentlich nicht?

Die Party war noch lange nicht vorbei. Lando kam zu uns gelaufen und schrie uns ins Ohr: „Wir gehen noch in einen Club, um zu feiern. Ihr kommt mit!" Damit war er auch wieder verschwunden. Louisa und ich sahen uns an und verfielen in Gelächter. Mein Bruder war einfach eine Person für sich, aber immer liebenswert. Ich musste es zugeben, auch wenn er die größte nervensäge sein konnte, für mich war er immer da. Der Trubel im Paddock legte sich und die lauten Stimmen verstummten mit der Zeit. Der Mond wechselte sich mit der Sonne ab und die Lichter gingen an. Louisa und ich redeten noch lange über Gott und die Welt bis Lando wieder ankam und uns abholte. Zu Dritt gingen wir zum Auto, wobei mir erst jetzt auffiel, dass das Auto nur zwei Sitze hatte. „Äh, wie sollen wir da rein passen?", fragte ich ein wenig genervt. Lando schien das ebenfalls aufgefallen zu sein und er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Du kannst bei mir mitfahren!" Unsere Blicke richteten sich hinter mich und wir erblickten Charles, der in normalen Klamotten und einer Tasche dort stand. Der erste Gedanke war: Und wo war seine Freundin? Bevor ich nein sagen konnte, kam mir mein Bruder zuvor. „Danke, man. Wir treffen uns dort wo wir immer hingehen." Ich wollte protestieren, aber da waren mein Bruder und meine beste Freundin, meine größten Verräter, bereits ins Auto gestiegen. Sogar der Motor ging schon an. Ich hatte keine andere Wahl.

Genervt trottete ich neben Charles her und hoffte, dass das bald vorbei war. Ich hatte unseren beinahe kuss im Kopf und gleichzeitig seine Freundin, die er problemlos betrügen konnte wie es aussieht. Ich war so enttäuscht. „Willst du mir nicht gratulieren?", fragte Charles irgendwann in die Stille hinein. „Glückwünsch." Man hörte, dass es nicht aufrichtig war, aber ich meinte es auch nicht so. Er hatte doch schon Glückwünsche von Personen bekommen, die ihm wichtiger waren. Also brauchte er meine nicht auch noch, um sein Ego weiter zu pushen. „Hey, ist alles gut?" Ich stöhnte genervt auf. „Mein Gott, ja! Lass uns einfach zu diesem Club fahren." Ich starrte auf meine Schuhe und hoffte, dass er es dabei beließ, aber das Glück war nicht auf meiner Seite. Ich hörte seine Schritte auf dem Sand und wie sie immer lauter wurden. Dann hob er mein Kinn an. Ich jedoch war angeekelt von diesem Körperkontakt. Fasst er täglich acht Mädchen an? „Fass mich nicht an!" „Alana, was ist denn auf einmal los mit dir?", fragte er sichtlich verzweifelt. Jetzt macht er einen auf unschuldig. Nichts ist los. Ich will nur diesen körperkontakt nicht." Ich erzählte zwar nicht alles, aber es war die Wahrheit. „Wieso nicht? Ich... ich dachte du magst mich irgendwie." Das sollte ihm egal sein, welche andere Frau ihn mag. „Das tue ich auch, aber nur... freundschaftlich. Ich komme gerade aus einer Beziehung und ich will nicht gleich in die nächste rutschen." wieso brach es mir mein eigenes Herz sowas zu sagen? Die Stille, die folgte, drückte mir auf die Brust. Ich konnte kaum Luft holen so schwer fühlte sie sich an. Charles schien überrascht zu sein und auch irgendwie traurig. „Alles klar. Danke, dass... dass du mich das wissen lässt. Also Freunde?" Er hielt mir seine Hand hin. Zögernd ergriff ich sie und ignorierte das Kribbeln in eben dieser Hand. „Freunde."

Ich fühlte mich auf der einen Seite besser, weil ich nicht die Affäre war, auf der anderen Seite hatte ich immer noch das bedrückende Gefühl auf meinem Oberkörper. Als ich die Beifahrer-Tür des Ferraris öffnete, hielt mich etwas zurück dort einzusteigen. Ich wusste nicht wieso, aber ich konnte mich jetzt nicht auf diesen Sitz setzen. „Ich glaube ich hab noch was vergessen, fahr bitte schon los, es ist schließlich deine Party. Ich nehme mir ein Taxi." Charles versicherte mir, dass er auch warten könnte, aber ich wollte das nicht. Er solle losfahren, was er nach einer zehn minütigen Diskussion auch endlich tat. Nun stand ich auf dem Parkplatz im Dunkeln und verlor endlich das beklemmende Gefühl. Ich fühlte mich frei und erleichtert. Jetzt musste ich nur noch ein Taxi rankriegen und eventuell auch eine Jacke, weil es langsam kühl wurde.

„Wurdest du stehen gelassen?" Ich schrie panisch auf und legte meine Hand auf die Brust. Max hatte mich dermaßen erschrocken, dass ich viel zu schnell atmete. „Mach das nie wieder!" Er grinste wieder so schelmisch und kam dichter. „Sonst was?" Nicht schon wieder, dachte ich und seufzte auf. „Fährst du zu der Party?", versuchte ich das Thema zu wechseln, aber Max richtete seine Aufmerksamkeit auf was ganz anderes.

Between Good And BadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt