Kapitel 39

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Alanas POV

Eine weitere Stunde verging, in der wir beide uns unterhielten und keine Anstalten machten zu gehen. Er war ein sehr netter junger Mann, der wirklich immer ein Grinsen im Gesicht hatte, was ziemlich ansteckend sein konnte. Am Anfang war das Gespräch eher oberflächlich gewesen, aber mittlerweile glitt es für meine Verhältnisse in eine falsche Richtung. „Hast du eigentlich einen Freund?", fragte er und schielte von der Seite zu mir. Er wollte es nicht wissen, weil er mich an,achten wollte, sondern aus Interesse. Ich weiß wie sich diese Frage anhörte wenn der Typ etwas von einem möchte. Meistens lecken diese sich dann über die Lippen und man erkennt Lust in deren Augen, was bei Mick überhaupt nicht der Fall war. Ich zog vorsichtig mein handy aus meiner Hosentasche und versuchte meine Nachrichten zu entziffern. Ich wollte nicht unhöflich sein und mein Handy rausholen, während wir gerade redeten. Bis auf die erwarteten verpassten Anrufe und einer Nachricht von Louisa hatte ich nichts weiter, was mein Herz schwer werden ließ. Ich widmete mich wieder vollständig Mick und antwortete ihm so ehrlich es möglich war: „Ich weiß es nicht." Diese Aussage mag sich komisch angehört haben, aber sie spiegelte mich wieder. Ich wusste gerade gar nichts. Mochte Max mich überhaupt? Mochte Charles mich überhaupt? Was davon war mir eigentlich wichtiger?

Mick konnte mit meiner Antwort nicht viel anfangen, denn er zog die Augenbrauen fragend zusammen. „Wieso weißt du das nicht?" Ich seufzte. „Hast du eine Freundin?", fragte ich im Gegenzug, was so wirken mag, als würde ich von mir ablenken wollen, aber es könnte mir für die Erklärung helfen. Mick nickte vorsichtig. „Wie behandelst du sie?" Über diese Frage musste er eine Weile nachdenken, weil sie wahrscheinlich auch sehr überraschend kam. „Ich liebe sie. Sie ist meine Prinzessin und ich würde alles für sie tun, solange es sie zum Lächeln bringt. Wenn sie mir viel Glück für das Rennen wünscht, weiß ich, dass sie bei mir ist und sie bekommt immer eine Nachricht nach dem Rennen, damit sie weiß, dass mir nichts passiert ist. Sie ist meine Priorität und alles, was ich will. Wieso?" Mein Mund bleib offen stehen. Ich hatte banalere Aussagen erwartet, aber das schien sehr überlegt zu sein und auch schon bereitgelegt. Als hätte er diese Frage nicht zum ersten Mal gehört. „Das hört sich perfekt an. Ich glaube nicht, dass mein Freund so über mich redet." Ich war vier Jahre in einer Beziehung und auch wenn Eric mich verarscht hat, hat er mich oft gut behandelt und eben auch besser als Max es tut. „Was macht er denn, dass er dich das denken lässt?" Dieses Mal überlegte ich länger. Ich wollte die richtigen Worte finden, damit mick mich verstehen kann.

„Ich kriege keine Antworten, er scheint mehr genervt von mir zu sein, als glücklich darüber, dass ich da bin. Als ich aufgewühlt war und bei ihm schlafen wollte, war er am nächsten Tag genervt weil ich ihn zu lange wachgehalten habe. Ich weiß nicht, es fühlt sich komisch an." Ich mag Max und ich werde nie die Spannung zwischen uns vergessen, als wir uns im Restaurant oder im Club getroffen haben. Aber reicht das für eine Beziehung? Es fühlt sich an, als wäre nur ich die, die an dieser Beziehung arbeiten will. „Ich will keine voreiligen Schlüsse treffen oder anhand deiner Erzählungen urteilen, aber das hört sich so an, als würde er nicht das wollen, was du willst. Es kann auch sein, dass er einfach einen schlechten Tag hatte." Mick schenkte mir ein aufrichtiges Lächeln, was nicht bei mir ankam. Mein Kopf qualmte und Unsicherheit breitete sich in mir aus. „Bestimmt hast du recht. Er war einfach gestresst." Ich sah, dass der Deutsche noch was sagen wollte, aber bevor das passieren konnte, stand ich abrupt auf. Dieses Gespräch wurde mir zu viel und ich wollte nun endlich auch in mein warmes Bett.

Ich murmelte eine schnelle Verabschiedung und bedankte mich bei ihm. Schnellen Schrittes ging ich zum Ausgang des Paddocks, um festzustellen, dass ich ja mit niemandem nach Hause fahren konnte. Mittlerweile hörte ich Schritte hinter mir auf dem Sandweg. Mit roten Wangen, die man zum Glück nicht sehen konnte, fragte ich Mick, ob er mich zum Hotel fahren könnte. Lächelnd schüttelte er den Kopf, aber bejahte meine Frage. „Ich merke schon, dass dir das Gespräch unangenehm war, aber lass mir eine Sache noch sagen: du merkst, wenn dein Partner der Richtige ist." Mick wandte sich der Straße zu und ließ mich keine Fragen darauf stellen, wodurch ich mich mit diesem Satz alleine auseinandersetzen musste.

Der Deutsche, der überraschend vorsichtig gefahren war, setzte mich vor dem Hotel ab und wünschte mir eine Gute Nacht. Ich bedankte nun zum zweiten Mal und schlenderte in die Lobby. Während des ganzen Weges zu meinem Zimmer und schließlich auch im Bett schwirrte mir dieser Satz im Kopf herum. Was spüre ich denn, wenn Max bei mir ist? Ich überlegte angestrengt, aber das einzige Gefühl, das mich überschwemmte war Schuld ein bisschen gewürzt mit Wut über Max' Anfall im Paddock am Mittag.

Between Good And BadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt