Kapitel 21

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Lando! Alana! Kommt mal bitte runter!" Ich trat aus meinem Zimmer und gleichzeitig öffnete Lando seine Zimmertür. „Hast du Mist gebaut?" Ich schüttelte den Kopf. „Du?" „Nicht, dass ich wüsste." „Das heißt bei dir nichts. Du hast ein Gedächtnis wie ein Sieb. Wahrscheinlich hast du es nur vergessen." Lando überlegte nun, ob er wirklich etwas vergessen hatte, woraufhin ich mir meine flache ins Gesicht schlug. Wie konnte man so hohl sein? Unten angekommen standen unsere Mutter und unser Vater im Wohnzimmer. Mama hatte einen ausgeglichenen Gesichtsausdruck, während Papa ernst dreinschaute, aber das war nun mal sein Gesicht. „Wir haben spannende Neuigkeiten", begann Mama zu sprechen und Papa erzählte weiter: „Ich möchte nicht lange drum herum reden: ich habe genug Geld verdient. Ich werde in Rente gehen, um mehr Zeit mit meiner Frau zu verbringen." Ixh sah meine Mutter mit großen Augen an. Das war doch das, was sie sich gewünscht hatte. Sie wollte nicht alleine leben und das war ein perfekter Zeitpunkt. Ich umarmte beide gleichzeitig und beglückwünschte sie. „Genießt eure Zeit." „Danke, mein Schatz." Kch spürte ihre Erleichterung und um ehrlich zu sein, ich war auch erleichtert, dass meine Mutter nicht Tag und Nacht alleine zu Hause bleiben musste. Lando umarmte die beiden ebenfalls und auch von ihm kamen Glückwünsche. Zur Feier des Tages luden unsere Eltern uns noch zum Essen ein, was wir beide nicht ablehnen konnten.

Ich huschte nach oben in mein Zimmer, um mir etwas schöneres als eine Jogginghose anzuziehen. Es war mittlerweile ziemlich kalt draußen, weshalb ich mir einen Lederrock und eine schwarze Strumpfhose raussuchte. Für das Oberteil musste ich länger überlegen, da es nicht so viel gab, was man dazu gut kombinieren konnte, zumindest besaß ich es nicht. Zehn Minuten, die ich im Bh und einem Lederrock in meinem Zimmer stand, sorgten dafür, dass mir langsam echt kalt wurde. Ich wurde endlich fündig, als ich einem kürzeren weißen Rollkragenpulli rausholte. Ich betrachtete mich im Spiegel und entschied, dass dazu ein hoher Zopf super passen würde. Gesagt, getan. Am Ende war ich glücklich mit dem Ergebnis und stolzierte die Treppe runter, wo bereits meine ganze Familie stand und auf mich wartete. „Na endlich", kam von meinem Bruder, der dafür einen Klaps auf den Hinterkopf von unserer Mutter bekam. Ich schlüpfte in meine knöchelhohen Boots mit Schnallen an den Seiten und hörte bereits meinen Magen Knurren. Natürlich war dies kein Outfit, womit man lange draußen rumstehen konnte, aber es war ausreichend, um auf dem Weg nicht zu erfrieren. Wir fuhren zu unserem Lieblingsitaliener, der mitten in der Innenstadt von Bristol lag und bei dem wir unser ganzes Leben lang essen gingen. Der Inhaber kannte uns mit vollem Namen und war im Grunde bereits ein Familienmitglied.

„Familie Norris!", begrüßte uns der genannte Inhaber überschwänglich. Danach wurden wir zu unserem Stammtisch geführt. Wir saßen nicht lange, da kam bereits der Kellner, der an dem Abend für uns zuständig war und nahm unsere Getränkewünsche entgegen. Er war vielleicht zwanzig Jahre alt und sein Aussehen war nicht von schlechten Eltern. Als letztes kam er zu mir und musterte mich von oben bis unten. Zugegeben so zu starren, war jetzt nicht die feine englische Art, aber es sei ihm verziehen. „Und was darf ich der schönen Frau servieren?" Ich tat so als hätte ich das Kompliment gar nicht mitbekommen und musterte weiterhin meine Karte. Vorsichtig schielte ich zu meiner Mutter. Ich hätte Lust auf Alkohol. Ob sie mir das zur Feier des Tages erlauben würde? Ich ging auf volles Risiko und sagte selbstverständlich, als wäre das nicht illegal: „Ich hätte gerne einen Mojito." Der Kellner zwinkerte mir zu und nahm mir die Karte aus der Hand. Währenddessen streiften sich leicht unsere Finger, was meine Wangen heiß werden ließ. Meine Mutter bekam von alledem nichts mit, weil sie mit unserem Vater am rumturteln war wie zwei 16-jährige. Doch mein Bruder schien voll im Bilde zu sein, da er mich kritisch betrachtete, als sich unsere Blicke trafen. Auch ein vorwurfsvolles Kopfschütteln bekam ich von ihm. „Alana, was soll das?", fragte er mich leise flüsternd. Ich beugte mich zu ihm rüber, um ebenso leise reden zu können. „Gönn es mir heute Abend. Ich habe so lange nichts getrunken und nur für die Schule gelernt. Bitte." Es war selten, dass ich bettelte, aber ich wollte beziehungsweise brauchte diesen Mojito dringend.

Der Kellner kam endlich mit unseren Getränken und ich setzte sofort den Strohhalm an meine Lippen. „Ist da Alkohol drin?", fragte Mama plötzlich, doch wurde von unserem Vater unterbrochen. „Lass sie doch. Wir sind doch dabei und es gibt schließlich etwas zu feiern." Verdutzt sahen Lando und ich uns an. Eigentlich war unser Vater noch strenger als Mama, was sowas anging, aber die Rente schien ihm bereits gut zu tun. Die beiden flirteten weiter, somit konnte ich an meinem Getränk nuckeln, bis das bekannte Geräusch ertönte, dass mir zeigte, dass ich einen neuen Mojito brauchte. Ich winkte den Kellner mit meinem bezauberndstem Lächeln heran und beugte mich nach vorne, um ganz leise einem weiteren zu bestellen. Mit einem ebenso schönem Lächeln nickte mir der junge Mann zu und fragte dannnaluter in die Runde, ob wir uns für Essen entschieden hätten. Dadurch musste ich länger auf mein Getränk warten, aber ich konnte auch meine Spaghetti Carbonara bestellen, die hier einfach die besten waren. Zwanzig Minuten später hatten wir alle, was wir brauchten und man hörte das wohlige Schmatzen an unserem Tisch. Zwischendurch störte das Geräusch meines Schlurfens die Ruhe, aber das war mir egal. Der Alkoholpegel stieg allmählich an und der Kellner wurde immer attraktiver. Nach dem Essen stand ich auf, was für einen kurzen Schwindelanfall sorgte. Die war nicht sparsam mit dem Alkohol in den Cocktails. Der Kellner stand mit dem Rücken zu mir und unterhielt sich mit jemandem, als ich mich räusperte. „Könnte ich noch einen Mojito bei dir bestellen?" So doll wie ich mit den Wimpern klimperte, hätte man das eigentlich hören können. Der Mann lehnte sich an den Tresen neben ihm und sah mich lüsternd an, was mich jedoch anekelte. Ich hasste diese Blicke. Hätte er mich nicht weiter anlächeln können, dann hätte ich gerne weiter geflirtet. Er führte seine Hand in Richtung meines Pullovers, wo er am unteren Ende lang fuhr, um langsam ein Stück meines Bauches freilegte. Dort bildete sich eine Gänsehaut, die aufgrund meines Ekels entstand. Der Alkohol in mir und der Wunsch nach mehr sorgten dafür, dass ich es aushielt. „Wa kriege ich dafür?", fragte er frech. Bevor ich sagen konnte, dass es sein verdammter Job war, kam mir jemand zuvor. Plötzlich war die Hand von meinem Körper weg und der Kellner stöhnte auf vor Schmerzen. Verwirrt sah ich nach links, wo Max stand und dem Kellner fast die Hand brach.

Between Good And BadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt