Nachdem Lando mir alles in Windeseile gezeigt hatte, wurde er von seinen Ingenieuren in Beschlag genommen. Ich musste zusehen, wo ich blieb. Leider hatte er mir jeden Raum gezeigt außer die Toiletten für Besucher. Ich verließ wieder das Motorhome und schlenderte durchs Paddock. Das Drücken der Blase ignorierte ich gekonnt, obwohl es mittlerweile schon schmerzte. Plötzlich kam mir eine Menschenmasse entgegen, die von einem Mann in einem blauen Fahreranzug angeführt wurde. Auch ihm wurden die Fragen nur so zugeschmissen, doch er reagierte auf keine einzige davon. Stattdessen hatte er nichts besseres zu tun, als mich anzurempeln. Ich konnte nicht schnell genug beiseite gehen und spürte auch wenig später den Schmerz in meiner Schulter. „Pass doch auf! Sogar ein blinder kann besser sehen als du!" Der Angesprochene drehte sich kurz um, lächelte herablassend und ging weiter. Ich rieb mir meine Schulter und stöhnte auf. Dieser Tag war scheiße.
Das Unangenehme Drücken im unteren Bereich wurde immer schlimmer, weshalb ich wieder in die andere Richtung ging. Leider war meine Orientierung echt bescheiden, also betrat ich einfach irgendein Gebäude. Es mussten hier doch irgendwo Toiletten sein. Als ich durch die Flure lief, bemerkte ich die Pokale, die die Vitrinen schmückten und das Red Bull Logog an jeder zweiten Wand. Anscheinend gibt es in der Formel 1 ein Red Bull-Team. Ich hätte mich vielleicht vorher erkundigen sollen, wer hier überhaupt alles fährt. Dann hätte ich das Model vorher schon auf Fotos gesehen und meine Laune wäre gestiegen.
Mir reichte es langsam und ich beschloss die nächste Tür zu öffnen und die Person dort zu fragen, wo man verdammt nochmal seine Blase entleeren kann. Schwungvoll schmiss ich die Tür auf und erstarrte. Vor mir stand der Typ, der mir meine Schulter auskugeln wollte und hatte obenrum nichts an. Das einzige, das seinen Körper bedeckte, war eine Boxershort. Es war klar, dass Formel 1 ein Sport war und diese Leute hier trainiert sein mussten. Ich kannte im,Erbin auch den Trainingsplan meines Bruder und der hatte es in sich, aber dieser Mann vor mir hatte Muskeln, die von Da Vinci hätten gemalt sein können. In meinem Kopf spielten sich Bilder ab, wie ich sie mit meinen Fingern berühre und jeden einzelnen davon nachfahre. Leider konnte ich diese Gedanken nicht weiter spinnen, weil meine Blase sich meldete und der Mann vor mir sein tolles Bild mit seiner Stimme zerstörte. „Willst du ein Foto davon machen? Dann beeil dich und geh mir nicht weiter auf den Sack." Mir fiel wieder die Arroganz von vorhin ein, die er hier wieder raushängen ließ. „Ich weiß zwar nicht, wer du bist und für wen du dich hältst, aber davon will niemand ein Foto haben. Deshalb will ich dich auch nicht weiter beim Anziehen stören. Tut der Welt gut, wenn du angezogen bist." „So wie du gestarrt hast, willst du nicht, dass ich das hier bedecke." Er fuhr sich selber über den muskulösen Bauch und ich konnte nicht anders als zu gaffen. Es hätte mich nicht gewundert, wenn jeden Moment meinen Mund ein Spuckefaden verlassen hätte. „Das wünscht du dir wohl gerne!" Bevor ich wirklich noch anfangen konnte zu sabbern, schmiss die Tür wieder zu und macht auf dem Absatz kehrt.Die nächste Person, die mir entgegengekommen war, hatte ich nach dem Weg zur Toilette gefragt und mir wurde sogar eine nette Wegbeschreibung gegeben. Nicht alle hier bei Red Bull waren Arschgeigen. Ich suchte mir meinen Weg zurück zu Lando und wurde von ihm sofort mit großen Augen empfangen. „Wo bist du gewesen? Das Training geht gleich los." „Na dann rein ins Auto", antwortete ich patzig. Mein großer Bruder muss ja nicht wissen, dass ich zu dumm war die Toilette zu finden und dabei einen (gutaussehenden) halbnackten Mann belästigt habe, während dieser sich gerade umziehen wollte.
Mir wurden Kopfhörer in die Hand gedrückt und ein Platz neben Landos Ingenieur zugewiesen. Brav nahm ich Platz und gab mein bestes die Begriffe, die durch die Gegend geworfen wurden, zu verstehen. DRS, Downforce, Overtake, Undertake. Ich verstand nichts davon, aber es störte mich nicht. Drei Tage musste ich es hier aushalten und dann hatte ich Ruhe vor meinem Bruder. Kurz wurde Charles eingeblendet und ich musste schmunzeln. Die Männer hier waren wirklich entzückend. Ich kam nicht drum herum dabei auch an Eric zu denken. Obwohl er mich wie scheiße behandelt, fühlte ich mich schlecht dabei, andere Männer zu begaffen, aber wer sollte mir meine Gedanken verbieten. Ich würde ja niemals so weit kommen und mit einem von ihnen etwas anfangen.
Lando fuhr aus der Box raus und ich war beeindruckt mit was für einer Geschwindigkeit und Kontrolle er seine Runden fuhr. Anscheinend muss er auf eine bestimmte Art fahren, um den Reifenverschleiß besonders niedrig zu halten. Er schien einen tollen Job zu machen, da sein Ingenieur neben mir, ihn über Funk lobte. Ich war stolz auf ihn, auch wenn ich es ihm niemals ins Gesicht sagen würde. Nach einer Stunde fuhr er endgültig in die Garage und stieg aus. Verschwitzt aber glücklich kam er zu mir und umarmte mich. Widerwillig ließ ich das zu lachte, als er seine nassen Haare an mir abwischen wollte. „Du bist ein Ferkel!", schrie ich und versuchte ihm zu entkommen. Doch leider rannte er mir hinterher und mein Blick galt mehr dem Szenario hinter mir, weshalb ich mit voller Wucht in jemandem rein lief und Bekanntschaft mit dem Asphalt machte.
„Alana! Geht's dir gut? Du musst nach vorne gucken." Ich rieb mir nun zum zweiten Mal an diesem Tag meine Schulter. Wennndas so weiter bin ich morgen vor dem Qualifying im Krankenhaus. „Danke. Schlaumeier", schmiss ich ihm an den Kopf, was Lando mit einem Augenrollen würdigte. Erst als mir eine Hand vor die Nase gehalten wurde, bemerkte ich die andere Person. Es war Charles, der ebenso verschwitzt, wie Lando mir seine Hand entgegen hielt, um mir beim aufstehen zu helfen. Es ist zusätzlich sehr ungünstig mit einem kurzen Rock auf dem Boden zu sitzen. Würde mich nicht wundern, wenn das halbe Paddock die Farbe meines Schlüpfers kennt. Ich ergriff seine Hand und ließ mich schwungvoll hochziehen, was so überraschend war, dass ich leicht gegen seine Brust fiel. Meine Hand lag auf seiner Brust, die sich so muskulös anfühlte, wie der Oberkörper des Red Bull Typen aussah. So langsam fühle ich mich hier sehr wohl. „Tut mir leid." Ich sah perplex zu Charles und musste leider meine Hand von seiner Brust nehmen. Erst jetzt entfernte ich mich von ihm und nun fiel mir Landos skeptischer Blick auf, der hinter Charles Schulter auftauchte. „Was tut dir leid?", fragte ich und ignoriere meinen Bruder weiterhin. „Ich hätte aufpassen müssen. Dann hättest du nicht auf dem Boden gelegen." Ich zog meine Augenbrauen hoch. Wollte er nur ein Gentleman sein oder war er wirklich so gutmütig. „Ich hab doch nicht nach vorne geguckt also ist es meine Schuld." Bevor das Model antworten konnte, legte mein Bruder seine Hand auf Charles Schulter. „Nimm es so hin. Sie nimmt sonst nie die Schuld auf sich. Wer weiß, wann das wieder passiert." Ich streckte ihm die Zunge entgegen und verschränkte bockig die Arme voneinander. „Du bist nur angepisst, weil deine Zeiten nicht so gut waren." Jetzt kassierte ich die rausgestreckte Zunge.
„Wenn du willst, kannst du morgen zu einem Siegerrennstall kommen", haute Charles zwischen unsere Streiterei, zwinkerte mir zu und grinste Lando wissend an. Der war von diesem Angebot nicht so begeistert wie ich. Das werde ich mir nicht entgehen lassen.

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Between Good And Bad
FanfictionAlana ist frech, aufmüpfig, redet, bevor sie denkt und sie will das Leben leben. Als Schwester eines Formel 1-Stars ist es nicht immer leicht, aber sie liebt ihren Bruder trotz so mancher Kabbeleien (bei welchen Geschwistern ist es nicht so?). Ihr L...