Überraschend schnell kam der Kellner zurück an unseren Tisch und stellte mir ein Glas mit einem blauen Gebräu vor die Nase. Meinem besten Freund wurde ein Weinglas hingestellt. Ich war mir unsicher, ob nach diesem Getränk nicht vielleicht Farben riechen konnte, aber Charles freudiger Blick sorgte dafür, dass ich davon trinken musste. Ich schnalzte mit der Zunge, als der Alkohol mir die Kehle wegbrannte. „Man, ist der stark gemischt." Ich hatte schon länger nichts mehr getrunken, weshalb es meinem Körper wie eine neue Substanz vorkam, an die sich dieser erst mal gewöhnen musste. Nach dem dritten Schluck, ging das Gesöff runter wie Öl und Ich fand gefallen daran. „Was ist das eigentlich?", fragte ich, während ich den nächsten Tropfen runterschluckte. „Blue Lagoon heißt der Cocktail und ich dachte der passt zu dir." Fragend zog ich meine Augenbrauen hoch. „Wieso das denn?" Der Monegasse sah mich gar nicht an, sondern schien ebenfalls von der Kulisse des Brunnens fasziniert zu sein. „Wie meinst du das?" Ich wusste nicht, ob mich eine Beleidigung oder ein Kompliment erwarten würde. „Kannst du erraten, was für Zutaten da drin sind?", stellte mir der Monegasse eine Gegenfrage, die ich verneinen musste. In diesem Cocktail könnte alles drin sein, aber auch gar nichts. Ich konnte wirklich nicht unterscheiden, was ich schmeckte. „So bist du auch." Jetzt war es komplett vorbei mit mir. „Ich bin ein Cocktail?" Charles lachte und richtete sich nochmal auf seinem Stuhl. Er faltete seine Hände auf dem Tisch und ich hatte nun seine gesamte Aufmerksamkeit. „Man weiß bei dir auch nicht, was sich hinter der Fassade versteckt. Du wirkst selbstbewusst und arrogant, wenn man dich kennenlernt, zeigst dann gelegentlich, dass du Humor hast und keine verwöhnte Göre bist. Du bist unfassbar lieb und kümmerst dich um deine Mitmenschen. Du hast ein großes Herz, Alana. Jedoch erkennt man deinen tollen Charakter erst, wenn man hinter die Fassade schaut." Ich musste den unfassbar großen Kloß in meinem Hals runterschlucken. Dazu kamen die Tränen in meinem Augenwinkel, die den Kloß noch größer werden ließen.
„Natürlich erkennt man auch, wie unfassbar nervig du manchmal sein kannst", fügte der Monegasse hinzu und legte stöhnen seinen Kopf in den Nacken. Mit glasigen Augen knüllte ich meine Serviette zusammen und schmiss sie ihm ins Gesicht, was gewisse Blicke auf uns zog, aber die sollten sich lieber um ihren eigenen Kram kümmern.
„Sowas hat mir noch niemand gesagt. Danke", murmelte ich und wusste nicht, ob mein gegenüber mich überhaupt verstanden hatte, aber das Lächeln, welches sein Gesicht zierte, beantwortete meine nicht laut ausgesprochene Frage. „Ich hätte bei dir auch nicht gedacht, dass du so nett bist, weil viele Formel 1 Fahrer ihrer Arroganz erliegen und vergessen wo sie herkommen, aber bei dir ist es das Gegenteil. Du gibst mir ein gutes Gefühl." Ich sagte das, weil es stimmte. Der junge Mann vor mir, gab mir ein Gefühl, dass ich immer mit ihm reden konnte, wenn mich was bedrückte. Er war nun mein bester Freund und das, obwohl er ganz andere Persönlichkeiten kennenlernen könnte. Ich wusste das zu schätzen.
Es folgte eine Stille, die ich nicht deuten konnte. Sie könnte positiv, aber auch unangenehm sein. Da ich so unfassbar intelligent war, brachte das Thema hervor, das auf jeden Fall unangenehm war. „Ist Charlotte dieses Wochenende dabei?" Charles spannte sich an. Es wirkte eher unbeabsichtigt, was mich meine Stirn runzeln ließ. Hatte ich was Falsches gesagt? „Nein, sie hat Verpflichtungen in Monaco." Ich nickte lediglich. Die Art und Weise wie er das rüberbrachte, signalisierte, dass ich keine weiteren Fragen stellen sollte.
Der Kellner kam zum Glück, weil wir keine weiteren Gesprächsthemen hatten. Ich musste sagen, dass mir das sorgen bereitete. Charles und ich konnten die Telefonate immer mit Themen füllen, weshalb es jetzt etwas komisch war, dass wir uns anschwiegen. Meinerseits war es das Charlotte-Thema, das mir mein Hirn zermatschte und mich nicht entspannen ließ. Was es bei Charles war, war mir schleierhaft. Mein Mundwerk brannte darauf die Frage auszusprechen, aber ich hinderte mich selber daran, dies nicht beim Essen zu tun. Ich würde warten bis wir wieder im Auto sitzen würden.
„Morgen ist mein erstes Arbeitstat", sagte ich ganz beiläufig, obwohl sich mein Magen bei dem Gedanken umdrehte. Gespannt blickte der Monegasse von seinem Teller auf und sah mich lächelnd an. „Weißt du schon, was deine Aufgaben sein werden?" Ich schüttelte mit dem Kopf. „Ganz ehrlich, ich hab absolut keine Ahnung, was ich hier mache." Um meine Unsicherheit zu überspielen, lachte ich, aber Charles schien es zu bemerken, weshalb er mir gut zusprach: „Du wirst das schon gut machen. Sonst gebe ich dir ein paar wichtige Informationen, mit denen du glänzen kannst. Die werden sich fragen, woher du sowas weißt." Nun war mein Lachen aufrichtig. Die Vorstellung wie alle Geheimnisse von Ferrari leaken würde, war schon witzig.
Ich stocherte in meinem Essen rum. Es waren zwar Nudeln, wie von mir gewünscht, aber da drauf war eine Art Trüffelcreme, die eine scharfe Zutat enthielt, die mir meine Geschmacksknospen wegätzte. „Schmeckt es dir nicht?" entschuldigend lächelte ich Charles an und schüttelte den Kopf. Es war nicht mein Stil und wie ich an seinem vollen Teller erkannte ging es ihm genau so. „Gott sei Dank", erwiderte er und schob sein Essen von sich weg. „Warum wolltest du hier her, wenn du das auch nicht magst?", fragte Ich perplex. „Ich wollte dich beeindrucken und habe George gefragt, ob er was empfehlen kann, aber ich höre nie wieder auf ihn."
Der Monegasse bezahlte und gab trotzdessen, dass wir noch Hunger hatten, Trinkgeld, weil die Kellner ja nichts dafür konnten. Nachdem das erledigt war, nahm ich den Monegassen am Handgelenk und zog ihn mit mir mit. Es gab nämlich etwas, das ich auf dem Weg hierher gesehen hatte und wo ich jetzt unbedingt hin wollte. Charles ließ sich hinter mir herziehen und quengelte immer kurz rum. Als ich die große Plastik Currywurst auf dem Dach des Imbiss entdecken konnte, knurrte zeitgleich mein Magen. Ich wollte meinen Pommes und meine Currywurst.
Wir bestellten beide das Gleiche und als jeder von uns abbiss, entfleuchte uns ein genüssliches Stöhnen. Darauf folgte das selige Schmatzen. „Alana, du bist die beste", gab er mit vollem Mund von sich, wobei ich genau hinhören musste, um ihn überhaupt zu verstehen. Er stand hier vor mir in seinem Hemd und aß eine Currywurst. Es war lustiges aber auch süßes Bild, das er abgab. Nach dem Essen schlenderten wir noch durch die Straßen Bahreins und lachten uns gegenseitig für unser Verhalten aus. Ich tat auf Stripperin an dem Laternenpfahl und Charles spielte meinen Freier, wobei ich nicht ernst bleiben konnte. „Hör bitte auf Du kannst das nicht." Ich hielt mir meinen Bauch, weil sich Charles zum Affen machte. „Ach und du glaubst du siehst geil aus an der Laterne?" Selbstbewusst nickte ich und ging näher auf Charles zu. Vielleicht war der Restalkohol, der mich so mutig werden ließ. Ich fasste an den Saum seines Hemdes und sah ihn mit großen Augen an. „Ich weiß, dass ich geil bin." Wärhend ich flüsterte, biss ich mir auf meine Unterlippe und sah zwischen Charles Lippen und seinen Augen hin und her.

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Between Good And Bad
FanfictionAlana ist frech, aufmüpfig, redet, bevor sie denkt und sie will das Leben leben. Als Schwester eines Formel 1-Stars ist es nicht immer leicht, aber sie liebt ihren Bruder trotz so mancher Kabbeleien (bei welchen Geschwistern ist es nicht so?). Ihr L...