Between Good And Bad

Kapitel 44

„Alana, ich möchte, dass du wieder deinen Bruder interviewst. Wenn du das gut machst, würde ich dich demnächst auch an den Sieger ranlassen." Ich starrte Peter ungläubig an. „I-ich weiß nicht, ob ich schon bereit bin dafü", gab ich ehrlich zu und spielte an meinen Nägeln. Ich war seit zehn Minuten auf Arbeit und Peter ließ eine derartige Bombe platzen. Er legte väterlich seine Hand auf meine Schulter und sah mich durch seine braunen Augen an. „Ich würde es nicht anbieten, wenn ich mir nicht sicher wäre, dass du das gut machst. Aber natürlich entscheidest du, was du übernehmen möchtest. Ich will dich nicht unter Druck setzen. Wir haben schließlich noch ein paar rennen vor uns." Er zwinkerte mir zu und widmete sich wieder Timo, der gerade mit Pierre Gasly sprach. Er schien ganz nett zu sein, aber ein wenig arrogant für meinen Geschmack. Scheint in der Formel 1 Standard zu sein. Ich rollte genervt mit den Augen und fokussierte mich auf Fragen, die ich meinen Bruder fragen könnte.

Ich zitterte. Leider war das auch sehr offensichtlich durch den wackelnden Zettel in meinen Händen. Ich erwartete meinen Bruder, der jederzeit hier auftauchen kann und auf meine Fragen antworten soll. Ich hatte Peter zugesagt, da ich die Herausforderung gerne annehmen würde. Es soll ja auch ein spannendes Praktikum werden. Ich blickte von links nach rechts und hielt nach einer orangenen Cap und einem verschmitzten Lächeln ausschaue, aber Fehlanzeige. Als mein Blick erneut nach rechts glitt, stand ein genervter Niederländer vor mir, der böse drein blickte und meine Nervösität um ein vielfaches steigerte. Shit.
Ängstlich schaute ich zu Peter, der mir zwei Daumen hoch zeigte. Ich war gar nicht auf Max vorbereitet. Die Fragen waren auf meinen Bruder zugeschnitten.

„Wird das heute noch was?", fragte er schnippisch. Ich atmete tief durch, entfaltete meinen Zettel und suchte eine Frage, die ich auch Max stellen konnte.
Es kam mir vor wie eine Ewigkeit bis ich meinen Mund aufmachte. „Wie fühlt es sich an, heute nicht auf der Pole zu starten? Glauben sie, sie haben gegen Charles Leclerc, der ein starkes Qualifying gefahren hat, eine Chance?" Ich schluckte. Es war eine provokante Frage, da ich wusste wie es um Max' Arroganz stand. Ich sah seine Ader auf der Stirn pochen und spürte wie ich schwitzte. „Was ist das für eine blöde Frage? Natürlich habe ich eine Chance. Ich werde dieses Rennen gewinnen!" Er wurde immer lauter und nach dem letzten Satz zog er stinkig von dannen. Ich hatte nicht bemerkt, wie mir die Luft wegblieb währenddessen, weshalb ich erstmal tief Luft holte. Ich drehte mich abrupt um und entschuldigte mich bei Peter, der lediglich abwinkte. „Das ist die Gefahr, wenn man provokante Fragen stellt, aber das wollen wir sehen. Motorsport ist aufgeladen und voller Emotionen. Da bleibt sowas nicht aus. Du hast das gut gemacht." Ich seufzte. Das war zu viel für mich. Peter bot mir an Pause zu machen und das erste Rennen der Saison von der McLaren Box aus anzusehen. Dankend nahm ich das Angebot an und schlenderte los. Mittlerweile hatte ich mich an das Chaos hier gewöhnt. Als ich jedoch von einem Ingenieur angerempelt wurde, zog ich diese Aussage zurück.

Ich kam an der McLaren Box an und fragte nach einem Platz, aber der Ingenieur, der mir die letzten Male immer wieder was erklärt hatte, schüttelte nur mit dem Kopf. „Tut mir leid, aber heute ist kein Platz mehr frei. Vielleicht beim nächsten Mal." Ich winkte ab und zog weiter. Mein Weg ging weiter auf dem Paddock. Ich blickte in sämtliche Boxen und beobachtete die umherrennenden Menschen. Irgendwann kam ich an einem roten Motorhome an und sah Charles, wie er mit seinem Teamchef was besprach. Ich beobachtete ihn wie er konzentriert auf einen Bildschirm starrte, sein Rennanzug hing bis zur Hüfte runter und er hatte die Hände in die Hüfte gestemmt. Am liebsten hätte ich ein Foto gemacht, aber das wäre dann doch zu auffällig gewesen.

„Soll ich für dich ein Foto machen?" Ich schoss herum und erblickte meinen schmunzelnden Bruder. Ich schlug ihm genervt auf die Schulter. „Laber keinen Müll. Konzentrier dich auf das Rennen." Ich verschränkte bockig die Arme vor der Brust und funkel Lando böse an, aber der zieht nur wissend die Augenbrauen hoch.