Kapitel 40

120 4 0
                                    

Mein Wecker läutete den neuen Tag ein, den ich am liebsten gar nicht erleben wollte. Gestern Abend hatte ich nichts mehr von Max gehört, was mir den Rest gegeben hatte. Ich war ohne mein Gesicht zu waschen ins Bett gegangen und dementsprechend sah ich nun aus. Mir fehlte die Kraft mir ein Wattepad zu nehmen und mein Gesicht zu reinigen, aber so konnte ich nicht am zweiten Arbeitstag auftauchen. Ich stützte mich am Waschbecken ab und atmete tief durch. Was war das nur für eine Scheiße? Sobald Max durch meine Gedanken streift, fühle ich Aufregung, Lust und Euphorie. Es ist als gäbe es keine Regeln und nichts, was verboten wäre. Aber im gleichen Atemzug löst er in mir Angst und Unsicherheit aus, ob er bei mir das selbe fühlt oder mich nur benutzt. Zurzeit nahm das Gefühl der Angst Oberhand, weshalb ich das Frühstück auch ausfallen ließ. Das mulmige Gefühl in meiner Magengegend wandelte sich langsam in Übelkeit. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht zu spät zu kommen, also schlüpfte ich in ein süßes Sommerkleid mit Blumenmuster, band meine Haare zu einem hohen Zopf zusammen und versuchte meine Augenringe zu verstecken, was mir nur so halb gelang. Ich verließ mein Hotelzimmer und warf zum ersten Mal am Morgen ein Blick auf mein Handy. Ich hatte immer noch keine Nachricht von Max und als ich die blauen Haken meiner Nachricht sah, fühlte ich ein stechen in meiner Brust und ich hätte mich prompt im Hotelfur übergeben können.

Ich drückte den Knopf des Fahrstuhls und starrte gedankenverloren gegen die Wand. Meine Konzentration war gar nicht vorhanden und ich wollte diesen Tag lediglich überleben. Mit einem Pling öffneten sich die Türen und ich stolperte in den Fahrstuhl, wo die letzte Person stand, die ich sehen wollte. „Guten Morgen." „Morgen", murmelte ich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich spürte seine Wärme an meinem Rücken und ohne es zu wollen, überzog mich eine Gänsehaut. Ich würde ihm gerne von meinem Tag gestern erzählen...

„Wie war dein Tag gestern?" Obwohl gerade noch dieser Gedanke durch meinen Kopf schoss, wollte ich nicht antworten. Er wollte nicht mehr mein bester Freund sein, dann schulde ich ihm auch keine Details aus meinem Leben mehr. „Pass auf: du musst nicht mehr so tun, als würde dich mein Leben interessieren. Du möchtest Abstand und den sollst du auch bekommen. Bitte sprich mich nicht mehr an außer wir begegnen uns beruflich." Zu Beginn meines Monologs sah ich ihm tapfer in die Augen, aber ich konnte dem nicht standhalten. Ich spürte selber wie ich mich nach ihm sehnte, auf freundschaftlicher Basis. Aber ich wollte nicht mehr verletzt werden. Ich warf ihm einen letzten flüchtigen Blick zu, bevor ich den Fahrstuhl fluchtartig verließ. Er stand immer noch versteinert im Fahrstuhl und setzte keinen Fuß vor den anderen.

Am Paddock angekommen ersetzte ich die Sorgen durch Arbeit. Ich begrüßte Peter und Timo und machte mich gleich an die Arbeit. Zu meiner Überraschung beauftragten die beiden mich damit, die Blogeinträge auf Instagram zu verfassen. Bei dem ersten Beitrag über die möglichen Favoriten des Rennens lief es ziemlich stockend, aber ein blindes Huhn findet auch ein Korn. Als ich zufrieden den Laptop schloss, war es bereits Zeit fürs Mittagessen. Ich zückte mein Handy und hielt inne. Auf meinem Display erblickte ich eine Nachricht von Max: ‚in 10 Min in meinem Motorhome.' Ich blinzelte mehrmals, um mich zu vergewissern, dass ich nicht träumte. Ein kleiner Sprung in meiner Brust signalisierte mir dass ich nicht träumte. Ich sammelte meine Sachen zusammen, gab Timo und Peter Bescheid und stürmte los. Beim Motorhome angekommen klopfte ich vorsichtig an Max' Tür. Bevor ich diese selber öffnen konnte wurde sie schwungvoll aufgerissen. „Du bist zu spät", motzte er direkt los, was mich einen Schritt zurückweichen ließ. „I-ich bin direkt l-los, als ich deine Nachricht gesehen hatte." Mein Magen drehte sich wieder um. Ich hatte wieder etwas falsch gemacht. Ich war erneut eine schlechte Freundin. Unglaublich, dass er mich überhaupt sehen möchte. Aber vielleicht wollte er diese Sache zwischen uns auch nur beenden.

„Warum sollte ich denn herkommen?", fragte ich nach zwei Minuten erdrückender Stille. Anstatt mir meine Frage zu beantworten, zog Max sein Shirt aus. Er stand nun in Jeans und sonst nichts vor mir. Ich festigte meinen Griff um meine Handtasche, um die Nervosität zu überspielen. Er kam mit langsamen Schritten auf mich zu und nahm mein Kinn zwischen seine Hände. Eine wohlige Wärme erfüllte meinen Körper und ich schloss die Augen in Erwartung, dass er mich küssen würde. Aber ich ging leer aus. Als ich meine Augen wieder öffnete, starrte mich Max mich lediglich an. Ich erkannte keine Liebe in seinem Blick, nichts, was mir ein Gefühl von Zuneigung gab. Meine Schultern hingen schlaff runter. Ich war drauf und dran wieder zu gehen, da mir für diese Spielchen meine Pause zu schade war, aber als er dies bemerkte, zog er mein Gesicht zu sich und legte seine Lippen auf meine. Er küsste mich, als hätten wir uns Jahre nicht gesehen, was meine negativen Gedanken verpuffen ließ.

Wir entfernten uns ein Stück voneinander. „Ich brauche deine Hilfe, Alana. Ich bin angespannt wegen des Qualifyings heute und muss Druck ablassen." Ich riss bei seinen Worten die Augen auf. Nur deswegen war ich hier...

Ich entzog mich seines Griffs und starrte ihn regungslos an. Er stand vor mir in seiner vollen Gestalt, Brust herausgestreckt, Blick starr und kalt, als wäre er Gott selbst. Dieser Anblick ekelte mich in gewisser Weise an.

Ich schüttelte den Kopf und dreht mich zur Tür. Auf einmal spürte ich seine Prösenz an meinem Rücken. Die Wärme, die ich beim Kuss fühlte, wandelte sich in Kälte. Ich spannte meinen gesamten Körper an in Erwartung erneut etwas verletzendes zu erfahren. „Du bist eine bildschöne Frau, Alana. Für wen sparst du dich auf? Du bist nicht mehr als dein Aussehen, das wissen wir beide. Und wer kann schon behaupten vom amtierenden Weltmeister entjungfert worden zu sein. Du wirst es nicht bereuen, meine schöne."

Between Good And BadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt