Kapitel 4

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Als sich charles von uns entfernte, war ich Lando voll und ganz ausgeliefert. Dieser sah mich vorwurfsvoll an. „Was?" Ich mochte es nicht, wenn er mich so ansah. Es kam rüber, als wäre er enttäuscht von mir und zu so einer Meinung hatte er kein Recht. „Ich nehme dich ein Mal mit und schon will dich charles mit in seine Garage nehmen." Ich zuckte mit den Schultern. „Der will mir doch nur den Rennstall zeigen." Ich verstand nicht, wo das Problem dabei war. „Er will Dir SEINEN Ferrari zeigen. Er ist ein Mann und viel zu alt für dich." Auf diese Aussage konnte ich nur mit Augenrollen regieren. „Nicht jeder Mann will das eine, Lando. Du liebst Louisa schließlich auch." Nun rollte er mit den Augen. „Das ist was komplett anderes." Nun wurde es mir zu blöd. Jedes Mal war es bei ihm etwas anderes als bei mir und das wollte ich mir nicht weiter anhören. Ich stapfte an Lando vorbei, ohne ihn noch eines weiteren Blickes zu würdigen. Wenig später sah ich das rote Motorhome und ging einfach hinein. Keines der Schilder oder der Secruity Männer konnten mich aufhalten. Erst als ich Charles Grinsen sah, entspannte ich mich etwas.

„Hey, eigentlich dachte ich, dass du erst Morgen kommst, aber so geht es natürlich auch." Ich lächelte ihn schwach an. Wie kann ein Mensch so herzlich sein. Dieser Mensch hat keine bösen Absichten. Das konnte ich mir nicht vorstellen. „Lando macht einen auf großen Bruder und das habe ich nicht mehr ausgehalten. Deshalb dachte ich, dass ich hierher kommen kann. Ich hoffe, das ist okay." „Das ist mehr als okay." Charles nahm meine Hand und zeigte mir auch dieses Motorhome kurz. So schlau, wie ich jetzt war, fragte ich nach, wo ich die Toiletten denn finden könnte, falls es nochmal so weit sein sollte. Ich nahm wie bei McLaren neben einem Renningenieur Platz und setzte mir die Kopfhörer auf. Auf einmal tauchte der Typ auf dem Bildschirm auf, der mich angerempelt hatte und den ich halbnackt gesehen hatte. Ich stupste den Mann neben mir vorsichtig an und fragte nach, wer das denn ist. Er schenkte mir einen ungläubigen Blick, den ich auch verstand, als er mir erklärte, WER das ist. „Das ist Max Verstappen. Zweimaliger Weltmeister und größtes Talent unserer Zeit. Er wird noch mehr Titel gewinnen, davon gehen alle hier aus. Er ist Maßstab in der Formel 1 und unser Charles hier gilt derzeit als größter Konkurrent." Ein wenig beschämt nickte ich und bedankte mich. Es war schon peinlich, dass ich über nichts hier eine Ahnung hatte und sogar Max Verstappen beleidigt hatte.

Nach einer halben Stunde begann das zweite freie Training und obwohl ich bei Ferrari saß, hatte ich ebenfalls die Zeiten meines Bruders im Auge. Als dieser eine super Zeit fuhr, rutschte mir ein Jubelschrei raus, der von den Mitarbeitern mit einem bösen Blick toleriert wurde. Für den Gegner zu jubeln, kam hier wohl nicht so gut an. Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer, den ich ignorierte, als Charles wieder in die Garage fuhr. Ich nahm meine Kopfhörer ab und bedankte mich beim Ingenieur, dass er mir vieles erklärt hatte. Ich weiß jetzt sogar, was DRS ist. Da wird Lando Augen machen.

„Du warst toll", begrüßte ich Charles, während er seinen Helm auszog. Dass er toll war wusste ich nur, weil die Mitarbeiter das gesagt hatten. „Dankeschön. Ich hatte ja auch einen Glücksbringer in der Box sitzen." Nach diesem Satz konnte ich ihm nicht mehr in die Augen schauen. Das würde mich zu nervös machen. Ich zupfte wiedermal meinem Rock zurecht und entschuldigte mich bei Charles. Ich müsste jetzt schnell zu Lando zurück, weil er sich sonst Sorgen machen würde. „Ich freue mich schon, dich morgen wieder zu sehen!", rief er mir noch hinterher. Ich schenkte ihm nur noch ein kleines Lächeln, als ich aus der Garage lief. Eigentlich konnte ich besser mit Komplimenten umgehen, aber bei ihm hatten diese Sätze eine ganz andere Wirkung. Bereits das Kompliment heute Morgen hatte den ganzen Tag über meinen Kopf nicht mehr verlassen und so schnell bin ich in der Regel nicht beeindruckt.

Lando stand bereits in seinen normalen Klamotten vor seinem Motorhome und tippte auf seinem Handy rum. „Heyyyy, Landiiii!", schrie ich und nicht zum ersten Mal heute zog ich so manche Blicke auf mich. „Mein Gott, kannst du mal aufhören abzuhauen und dein Handy auch benutze!" „kannst du mich auch mal begrüßen und nicht gleich anschreien?" Also heute nervte er wirklich sehr doll. Wenn er immer so ist im Paddock, überlege ich mir das mit den nächsten Tagen nochmal. „Tut mir leid. Das waren heute nicht meine besten Ergebnisse. Das stresst mich manchmal doch sehr." Ich nickte verständnisvoll und umarmte ihn. Wir taten das nicht oft, aber immer wenn der andere es gerade brauchte.

Nach sämtlichen Interviews, die noch zwei Stunden in Anspruch nahmen, durften wir endlich nach Hause fahren. Formel 1 war immer noch nicht mein Ding, aber ich verabscheute es nicht mehr so wie vorher. Ich kann verstehen, warum die Menschen darauf abfahren, aber ich werde das nie tun. Ich mache das hier liebend gerne für meinen Bruder und freue mich sogar auf die nächsten Tage. Als ich nach diesem langen Tag mein Handy hervorzog, bemerkte ich eine neue Nachricht auf Instagram. Charles Leclerc möchte dir folgen. Und wieder war da dieses hüpfen in meiner Brust. Dieser Mann bringt mich noch zum Herzversagen. Die anderen Nachrichten von Eric ignorierte ich. Es war sowieso immer das Gleiche. Er entschuldigte sich, schleimt rum, dass jeder auf 500 Metern auf dieser Spur ausrutscht, und erwartet dann, dass ich zurückkomme. Leider ist das meistens der Fall. Ich falle jedes Mal auf diese Versprechungen rein, die er nie einhält. Doch dieses Mal gönne ich mir Ruhe, nur dieses Wochenende. Diese drei Tage gehören Lando und mir und eventuell weiteren netten Menschen.

Between Good And BadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt