Charles hielt mir die Tür zum Wagen auf. Wir fuhren mit seinem Ferrari, da er heute nichts trinken wollte, was bei mir auf Unverständnis trifft. Er war Sieger des Grand Prix und wollte nicht feiern. Ich wusste, dass mehr als nur ein paar kurze heute meine Kehle passieren werden. „Wieso willst du eigentlich nichts trinken?", fragte ich schließlich, während Charles es sich auf dem Fahrrersitz gemütlich machte. Er atmete tief durch, drehte sich aufm sitz zu mir und gestikulierte mit dem Zeigefingern, dass ich näher kommen soll, als wolle er mir ein Geheimnis erzählen. Ich tat wie befohlen und kam ihm näher. Er strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und flüsterte: „Ich kann mich bei dir nicht mehr kontrollieren, wenn ich was getrunken habe." Mit diesen Worten startete er den Motor und fuhr los, als wäre nichts gewesen. Ich hingegen rückte auf dem Beifahrersitz unsicher hin und her und versuchte meinen gerade ausrastenden puls herunterzufahren.
Während der Fahrt schielte ich immer wieder zum Monegassen. Er hatte die Anzugjacke im Kofferraum verstaut, die Ärmel vom Hemd hochgekrempelt und brummte immer wieder was unverständliches über den Verkehr. Hin und wieder spannte er seine Arme an, wodurch man seine Muskeln durchs Hemd hindurch sehen konnte. Hinzu kam, dass sich sein Kiefer anspannte, was mich schwer atmen ließ. Dieser Mann war dermaßen attraktiv, dass ich bald meine Würde vergessen würde.
Wir kamen an einer Ampel zum Stehen und nun war ich es, die in bat näher zu kommen. Er tat dies anstandslos und ich konnte ihn noch besser mustern. „Bitte trink heute Abend." Mehr konnte ich nicht sagen, da die Ampel grün wurde. Aber Charles macht keine Anstalten aufs Gaspedal zu treten. Stattdessen lag sein Blick immer noch auf mir. Ich jedoch sah strikt nach vorne. Wenn er nicht blöd war, wusste er ganz genau, was ich ihm damit sagen wollte und anscheinend war er nicht dumm, denn kurz nachdem auch unser Auto losfuhr, fand sich seine Hand auf meinem Oberdchenkel wieder. Erneut spürte ich mein Herz in meiner Brust hämmern. Ich erleide hier demnächst einen Herzinfarkt.
Zu meinem Glück kamen wir endlich am Club an, der ausschließlich für die Fahrer und Mitarbeiter reserviert war. Da die Musik schon dröhnte, konnte ich erahnen, dass wir die letzten waren, die ankommen würden. „Der Sieger kommt immer zum Schluss", sagte Charles und führte mich sanft mit seiner Hand an meinem Rücken zum Eingang. Beim Eintreten grölten alle Gäste ‚Herzlichen Glückwünsch' und applaudierten meinem besten Freund. Ich ließ mich nach hinten fallen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen und wurde direkt von Lando in Beschlag genommen. Er war auf jeden Fall nicht mehr nüchtern und begrüßte mich mit einem Kurzen. „Schwesterherz", lallte er in mein Ohr und stieß mit mir an. Ich zögerte keine Minute und kippte den kurzen herunter wie Wasser. Nach dieser Autofahrt brauchte ich Stoff. Mein Bruder überreichte mir das nächste Glas und begrüßte den nächsten.
Ich stand alleine an der Bar und bestellte Shot für Shot als hätte ich irgendwas zu vergessen. Der Raum fing an sich zu drehen, woraufhin auch die ganzen kreisenden Gedanken in meinem Kopf stiller wurden. Ich kicherte in mich hinein und war bereits die Tanzfläche zu stürmen. Mit wankenden Schritten versuchte ich zu tanzen, aber ich verlor immer wieder das Gleichgewicht. Ich musste so dämlich ausgesehen haben, aber das war das schöne am Alkohol. Es war einem absolut egal. Ich torkelte zum Beat des Liedes und fühlte mich fantastisch.
Plötzlich spürte ich zwei Hände an meiner Hüfte die anfingen mich zu führen. Der Geruch kam mir so bekannt vor, weshalb ich denjenigen nicht abwies. Ich konnte nicht genau sagen wer hinter mir stand, aber auch das war mir egal. Dieser jemand reichte mir noch einen Kurzen, den ich genüsslich vernichtete. Nun drehte sich der Raum nicht nur, sondern verschwamm zusätzlich, sodass ich nicht mal mehr torkeln konnte. Meine knie brachen unter mir zusammen und ich drohte auf den Boden zu fallen. Kurz vor dem Aufprall fing mich der unbekannte Mann auf und stellte mich wieder aufrecht hin. Dies hielt für zwei Sekunden bevor ich wieder zusammensackte. Mir ging es wirklich nicht mehr gut, aber ich wollte trotzdem noch nicht aufhören.
„Ich werde mich um dich kümmern." Ich erschauderte bei dieser Stimme und wusste nun auch woher ich diesen Duft kannte. Max' Stimme hörte sich bedrohlich und nicht fürsorglich an. Ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, aber mein Körper gehorchte mir nicht. Ich bereute jedes Glas Alkohol, das ich zu mir genommen hatte. Wäre ich bloß bei einer Fanta geblieben. Sein Griff um meiner Hüfte verstärkte sich. Ich spürte wie sich blaue Flecken bildeten und mir schossen Tränen in die Augen, als ich bemerkte wie er mich durch die Menge zog, als wäre ich ein altes Spielzeug. Ich erschrak als wir abrupt anhielten. Dieses hin und her war gar nicht gut für meinen Kopf und ich stöhnte auf.
„Alana? Alles gut?" Diese Stimme... Diese wohlig warme und besorgte Stimme. Ich streckte meine Hand nach der Richtung aus woher die Frage kam. Ich war nicht mehr fähig die Augen zu öffnen, aber ich wusste, dass Charles dort stand. Mein ganzer Körper schrie nach ihm. Ich streckte nun alles in seine Richtung, aber Max verhinderte das, indem er mit einem heftigen Ruck mich zurück zog. Erneut stöhnte ich auf. Ich mochte zu meinem Freund.
„Lass sie los." Ich spürte wie Max lachte. „Wieso sollte ich? Sie ist meine Freundin." Ich hatte noch nicht mit Max geredet und dass er jetzt diese Karte zog war unter aller Sau. Es herrschte kurz stille, bevor Charles etwas erwiderte. „Wenn für die zusammensein bedeutet, dass du ihr blaue Flecken zufügst, dann stimmt das." Ich musste leicht anfangen zu kichern, obwohl diese Situation gar nicht lustig war. „Ich kriege wieder blaue Flecken", lallte ich und kicherte weiter. Ich spürte Max festen Griff und wurde direkt wieder stumm. Dieser Mann machte mir dermaßen Angst, dass sogar mein alkoholisiertes Gehirn nicht frech wurde.
„Max, lass sie endlich los." „Sonst was Leclerc."

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Between Good And Bad
FanfictionAlana ist frech, aufmüpfig, redet, bevor sie denkt und sie will das Leben leben. Als Schwester eines Formel 1-Stars ist es nicht immer leicht, aber sie liebt ihren Bruder trotz so mancher Kabbeleien (bei welchen Geschwistern ist es nicht so?). Ihr L...