Kapitel 11

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Ich sah ihn seine Augen. Ich scannte jeden Gesichtszug, um herauszufinden, ob er mich gerade anflog oder eben nicht. Nach fünf Jahren konnte ich nicht einfach Schluss machen, obwohl er viel Scheiße abgezogen hatte, aber ich konnte auch nicht so einfach wieder zu ihm zurückkehren, wenn er ein paar mal mit den Wimpern klimpert. „Alina, es sind vier Jahre. Schmeiß die nicht einfach weg, nur weil ich es ein bisschen verbockt habe. Ich habe mich geändert und ich will es weiter tun, bis es mit uns wieder klappt." Ich seufzte. Er konnte so überzeugend sein und wusste, was er sagen musste, um mich herum zu kriegen. Als er dann noch sanft seine Hand auf meine Wange legte, war meine Entscheidung besiegelt. Ich ging einen Schritt auf ihn zu und er kam mir bereits entgegen, sodass wir in einen langen und zugegebenermaßen einen schönen Kuss verfielen. Er war das, was ich kannte, wobei ich mich wohlfühlte. Als wir uns außer atme voneinander lösten, lächelten wir uns an. Es tat gut, dass das geklärt war und er anscheinend seine Fehler eingesehen hat. Ich bat ihn hinein und wir legten uns in mein Bett. Ich suchte einen Actionfilm raus und legte mich zu Eric unter die Decke, der hatte jedoch andere Dinge im Kopf als einen Film zu schauen. Ich spürte nach kurzer Zeit wie seine Hand meinen Oberschenkel hochwanderte und vor meiner kurzen Schlafhose keinen Halt machte. Ich hielt seine Hand fest, bevor noch mehr passieren konnte. Dass mir bei seinen Bildern die Berührungen von Max am Abend zuvor einfielen, ließ ich außer Acht. Darüber mache ich mir später Sorgen.

„Ich will das noch nicht, Eric." Ich erwartete, dass er es verstand und nachsichtig war. Aber es war nun mal mein Freund und ich hätte es besser wissen müssen. „Wann willst du es denn endlich? Ich warte so lange auf dich, Alana. Alle meine Freunde haben es bereits getan nur ich noch nicht. Weißt du was..." Er stand vom Bett auf und zog sich seine Jeans wieder an. Ich sah stumm dabei zu. „Ich kann das nicht mehr. Ich hätte die Mädchen nutzen sollen, mit denen ich auf Partys rumgemacht habe, aber nein, ich will mit dir mein erstes Mal, weil du beiß bist und auch meine Freundin, aber das war's jetzt." Ich schluckte schwer. Hatte er gerade zugegeben, dass er mit anderen Mädchen rumgemacht hatte? „Es gab andere?", fragte ich mit gebrochener Stimme. Ich versuchte so krampfhaft stark zu bleiben, aber seine Worten brachen mir das Herz. Erneut. „Oh, Alana, du bist so verdammt naiv. Du lässt mich vier Jahre warten und erwartest, dass es sich ein Mann nicht woanders holt? Wie dumm du bist." Ich stand ebenfalls auf und sah ihn mit glasigen Augen an. Es war schwer die Tränen zurück zu halten, aber ich musste es schaffen bis er mein Haus verlasse hatte. „Du bist kein Mann. Ein Mann bleibt seiner Frau treu." „Werd erwachsen. Kein Mann hätte das mitgemacht und du bist keine Frau. Eine Frau befriedigt ihren Mann." Das war der Moment, wo ich nur noch Ekel empfand. Ekel, der sich durch meinen ganzen Körper zog und sich in Wut umwandelte. Diese Wut fand ihren Weg in meine Hand, die dann Bekanntschaft mit Erics Wange macht. Das Klatschen müsste jeder im Haus gehört haben, aber es war mir egal. Mir war alles gleichgültig. Dieser Junge hatte es geschafft innerhalb von einer halben Stunde mein Herz zu erobern und es wieder in tausend Teile zu zerschmettern.

„Du Schlampe. Du wirst als einsame Jungfrau sterben!" Ich hörte seine Worte zwar, aber sie kamen nicht mehr bis in mein Gehirn. Warum sollte ich Hirnleistung für sein Geschwätz verschwenden. „Ich glaube, es ist besser, wenn du dich jetzt verpisst." So schnell wie erics Kopf nach hinten schoss, konnte man erahnen, dass er panische Angst vor meinem Bruder hatte, der im Türrahmen stand und wirklich bedrohlich dreinschaute. Er sagte nichts mehr, sondern quetschte sich durch die Tür, da Lando es nicht einsah ihm Platz zu machen. Als ich die Haustür unten ins Schloss fallen hörte, brach ich in Tränen aus. Bevor ich auf den Boden fallen konnte, fing Lando mich auf und wir sanken beide zu Boden. „I-Ich bin schon w-wieder auf i-ihn r-reingefallen. Warum b-bin ich s-so dumm?" Es wundert mich, dass Lando alles verschstand, weil vieles vom Schluchzen unterbrochen wurde. „Du bist nicht dumm. Du hattest Hoffnung und bist verliebt. Da fällt man leicht auf sowas rein, aber jetzt weißt du es doch besser. Alana, du hast etwas so viel besseres verdient als das. Du bist so ein toller Mensch, auch wenn du manchmal echt anstrengend bist." Ich boxte ihn, aber er brachte mich damit auch ein bisschen zum Lachen. Um ehrlich zu sein, wüsste ich nicht, was ich in diesem Moment ohne ihn machen würde. Ich zog ihn in eine innige Umarmung und wischte gleichzeitig meine Tränen bei ihm ab. „Man Alana, das ist mein gekauftes und nicht gesponsertes Shirt. Das meine ich mit anstrengend." Ich lachte in seine Schulter und schluchzte gleichzeitig. Mich überkamen jegliche Art von Gefühlen, was einem ziemlich auslaugen konnte. nach einer halben Stunde hatte ich mich wieder beruhigt, aber spürte auch ein starkes Gefühl von Müdigkeit. Lando schien das auch zu bemerken, weshalb er vorschlug, vom Boden aufzustehen und ins Bett zu gehen.

„Du bist ein toller Bruder. Danke", sagte ich, während er meine Bettdecke über mein Gesicht schmiss und sich darüber kaputt lachte. Ich hingegen musste deshalb meine verwuschelten haare irgendwie auf dem Gesicht bekommen. Ich nehme das Kompliment wieder zurück. Willst du morgen trotzdem noch mitkommen?", fragte er und sah mich liebevoll an. Ich nickte selbstsicher. „Ablenkung tut gut und ich will dich gewinnen sehen." Wir besprachen noch, wann wir uns unten treffen wollen und wünschten uns dann eine gute Nacht. Meine Augen fielen zwei Minuten später bereits zu. Jedoch plagten mich Alpträume, in denen Eric die Hauptrolle spielte, die mich am nächsten Morgen wieder mit augenringen aufwachen ließen.

Between Good And BadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt