Between Good And Bad

Kapitel 20

Bevor ich Louisa anrief, um ihr davon zu erzählen, hielt ich inne. Ich war immer noch sauer auf sie und war um ehrlich zu sein nicht in Stimmung ihr die guten Neuigkeiten zu berichten. Lando und Charles wollte ich damit überraschen und es nicht am Telefon weitergeben. Ich musste auch noch überlegen, wo ich überhaupt arbeiten möchte, aber es gab nur eine logische Option. Da ich von keinem Sport eine Ahnung hatte außer mittlerweile von der Formel 1 würde ich in diesem Bereich gerne arbeiten wollen. Zusätzlich kann mir Lando viel inhaltlich erklären. Noch mehr in die Karten spielte mir die Winterpause, in der Lando wieder zu Hause war und wir somit viel Zeit hatten uns darüber zu unterhalten. Am besten wäre es, wenn ich auf einmal bei einem Rennen als Journalistin auftauchen würde. Vielleicht würde sich das irgendwie regeln lassen. Ich setzte mich sofort an meinen Laptop und schrieb eine Mail an Sky, in der ich meine Dankbarkeit aussprach und auch meine Freude über diese Einmalige Chance. Dann kamen wir zu dem punkt, der ausschlaggebend dafür war, dass ich diese Mail überhaupt schrieb: ich äußerte meinem Wunsch, dieses Praktikum in der Formel 1 zu machen. Erneut drückte ich auf senden und mein Herz rutschte in die Hose. Ich hoffte, dass das alles so machbar war und mein Wunsch genehmigt wird.

Vier Wochen später
„Lando, ich verstehe das nicht. Warum fährt man nicht gemeinsam als Team, sondern gegeneinander. Man sollte doch zusammen gewinnen sollen oder nicht?" Mein Bruder raufte sich die Haare. „Man Alana, es ist nun mal so. Wir fahren zwar in einem Team, aber Daniel ist ebenso mein Konkurrent wie auch Charles oder Lewis. Dein Rennstall will den BESTEN behalten und wenn du es nicht bist, dann wirst du nun mal rausgeschmissen." Ich nickte und notierte das auf meinem Block. Dieser war mittlerweile ziemlich voll mit allen möglichen Fachbegriffen oder allgemeinen Infos, die man als Formel 1-Fan einfach wissen muss. Darunter fiel die Karriere von Lewis Hamilton und seine Rivalitäten mit beispielsweise Nico Rosberg oder zurzeit George Russel, der ein neues Talent sein soll. „Wieso willst du das alles wissen?" Diese Frage stellte er mir in den letzten Wochen immer wieder, aber ich konnte ihm die Antwort noch nicht geben. Ich wollte ihn überraschen. Und falls es doch nicht klappt, würde ich nicht wie eine idiotin dastehen. Meine Mutter wusste ebenfalls, dass sie es geheimhalten sollte und da konnte ich ihr auch vertrauen. Denke ich. „Danke, für deine Hilfe!" Lando bekam auch dieses Mal keine Antwort. Es waren nur noch zwei Monate bis es so weit war. Grundsätzlich wurde mein Wunsch von Sky genehmigt, aber es konnte immer etwas schiefgehen, deshalb werde ich es erst glauben, wenn ich den Rennfahrern Fragen stellen durfte. Dies sollte im März beim ersten Rennen der neuen Saison der Fall sein, aber vorher musste ich im Februar schon ins Headquarter nach Newcastle, um alle anderen Angelegenheiten zu besprechen. Wie das mit Hotels und den Flügen ablaufen wird, was für Verhaltensregeln gelten und so weiter. Dazu kriege ich Materialien rund ums Thema Journalismus, die ich schon mal bearbeiten sollte. Mit der Schule war ebenfalls alles geklärt, die mich da auch sehr stark unterstützt hat. Ich kann ohne Probleme wieder einsteigen, was ich auch meinen guten Noten zu verdanken hatte.

Lando, der mir weitere Fragen stellte, wurde von meinem Handyklingeln unterbrochen. Ich sah auf das Display, auf dem Charles' Name aufleuchtete. Während ich das Zimmer meines Bruder mit dem Handy am Ohr verließ, hörte ich ihn noch murmeln: „Er telefoniert öfter mit ihr als mit seiner Freundin. Gott, nervt das." Ich ignorierte das aber und widmete mich meinem mittlerweile bestem Freund. In den vergangenen Wochen hatte sich unser Kontakt vermehrt und wir telefonierten fast täglich. Um ehrlich zu sein, war mir nicht so ganz wohl bei dieser Sache, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass seine Freundin das so gutheißen würde. „Naaaaa, wie gehts meiner besten Freundin?", kam bereits die Frage, die er immer zu Beginn stellte. „Der geht es genauso gut, wie gestern, als du sie gefragt hast." Ich hörte das bekannte Lachen, das mit meinen Tag verschönerte. Ich brauchte nur dieses Geräusch hören und meine schlechte Laune war dahin. „Okay, okay tschuldigung. Wann sehen wir uns mal wieder? Das letzte mal ist bereits Monate her." Ich seufzte. Es war schwer so eine Neuigkeit, die ihn wahrscheinlich auch freuen würde, derartig lange zu verheimlichen. Aber sein Gesicht würde es wert sein, wenn ich in Bahrein vor ihm stehen werde. „Tut mir auch leid, aber ich habe so viel Schule um die Ohren. Es ist echt wahnsinnig, was die alle von uns wollen. Wenn ich fertig bin, bist du der erste, zu dem ich fahre, ja?" Charles Antwort darauf war ein leises ‚mhm'. Ich musste mir so stark auf die Lippen beißen, dass sie anfingen zu bluten, aber zum Glück wechselte mein Freund das Thema. „Charlotte und ich fahren morgen in den Urlaub. Also wird telefonieren wohl erst mal nicht funktionieren." Tja, zu früh gefreut über den Themenwechsel. Ich wünschte ihm viel Spaß und fragte, wohin es denn gehen solle. Anscheinend wollen sie in die Karibik fliegen, um der Kälte zu entkommen. Das freut mich ja für sie. In den letzten Wochen war seine Freundin immer öfter Thema Nummer 1 und es schien zwischen ihnen super zu laufen. Die Instgrambilder und schmalzigen Kommentare unter diesen bewiesen das sehr gut. Ich hatte mich schon lange damit abgefunden und wollte Charles einfach als Freund behalten. Er war ein netter Mensch und mir sehr doll ans Herz gewachsen. Das Problem an der Sache war, dass ich somit alleine war. Lando und Louisa fahren über Silvester weg und Charles und ich können nicht mal telefonieren. Das wird tolles Silvester. Weihnachten war schon schwierig, weil Lando eigentlich auch da schon wegfahren wollte, aber unsere Mutter wollte nun mal als Familie zusammen sitzen. Da ich ihren Zusammenbruch vor ein paar Wochen gesehen hatte, war ich auch auf ihrer Seite und wir hatten ein wirklich schönes Weihnachten eigentlich.

„Bis irgendwann, Charles." „Bis hoffentlich bald, Alana." Ich legte auf und drückte mein Gesicht ins Kissen und schrie hinein.