Kapitel 16

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„Frierst du?" Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich zitterte. Als ich das verneinen wollte, holte Max bereits eine Red Bull Jacke aus seiner Tasche. „Nein, lass mir gehts gut." „Nimm sie jetzt, bevor mir dein Bruder wieder eine reinhaut, weil seine kleine Schwester erfroren ist." widerwillig nahm ich sie an und schmiss sie mir über die Schulter. Zu meinem Bedauern roch die Jacke nach Max und zu meinem noch größeren Bedauern roch das ziemlich gut. „Nimmst du mich jetzt mit zur Party?", fragte ich ungeduldig und tippte mit dem Fuß auf dem Sandboden. „Ja, komm." Also gingen wir zu seinem Auto und ich stieg wie selbstverständlich auf dem Beifahrersitz ein, mein Rucksack fand wie immer auf meinem Schoß seinen Platz und ich spielte mit dessen Schnalle. Ich würde gerne über irgendwas reden, aber über was sollte man mit Max Verstappen reden. „Warum fährst du nicht bei deinem tollen Charles mit?" Okay, vielleicht wollte ich doch schweigen. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich verstehe. Du wolltest lieber bei mir mitfahren. Sag das doch einfach, süße. Mit mir erlebst du die Fahrt deines Lebens." Ich sah ihn geschockt an und er zwinkerte mir wieder anzüglich zu. Um ihm zu zeigen, was ich von dieser Aussage hielt, machte ich Würgegeräusche, die sich sehr real anhörten. „Okay, hab schon verstanden." Genervt und auch ausgelaugt lehnte ich meinen Kopf gegen die Fensterscheibe. Immer wieder sog ich den Duft von Max Jacke in mir auf, was mich beruhigt und mich in einen leichten Schlaf geleitete.

So leicht schien das dann doch nicht gewesen sein, weil ich nicht mitbekam wie wir am Club ankamen. Erst als Max sanft an meinem Arm schüttelte, öffnete ich meine Augen. Peinlich berührt entschuldigte ich mich. „Ist schon gut. So bist du mir nicht auf die Nerven gegangen während der Fahrt." Ich zeigte ihm den Mittelfingern und sprang auf einmal hellwach aus dem Auto. Die Musik des Clubs war deutlich zu hören also ging ich in diese Richtung. Ohne Problem wurde ich vom Türsteher durchgewunken. Der laute Bass und die grellen Lichter sorgten kurzzeitig für Kopfschmerzen, die sich aber wieder legten, als ich Louisa und Lando sah. „Na, da bist du ja endlich!", schrie mir meine beste Freundin entgegen, die nicht erst bei ihrem ersten Drink war. Da hatte es schon mehr gegeben an diesem Abend. „Ich brauche Alkohol. Jetzt!" Ohne zu Fragen verschwand Louisa und besorgte den geforderten Alkohol, während mein Bruder mich skeptisch musterte. „Was?" „Was ist das für eine Jacke?", fragte er und zog eine Augenbraue hoch. „Max hat mich mitgenommen und mir wurde kalt." „Abee ich dachte Charles nimmt dich mit." „Wird das hier ein Quiz oder wollen wir feiern!" Dieses Gefrage ging mir auf den Keks. Ich ging an Lando vorbei, aber rempelte dabei absichtlich seine Schulter an. Als ich nach vorne sah, traf Charles Blick meinen und ich wusste worauf er als Nächstes starrte: auf die Jacke. Ich unterbrach den Blickkontakt. In erster Linie, um Louisa zu finden, aber auch weil sie meine Medizin dabei hatte. „Hier Cola Korn!" Dankbar riss ich ihr das Glas aus der Hand und schluckte meine Medizin in einem Zug runter. Gott, tat das gut. Auf diesem Glas folgte das nächste und dann noch eins und noch eins, bis sich der Raum drehte. Ich genoss dieses Gefühl. Ich vergaß Eric und Charles und Charlotte. Ich vergaß alles um mich herum. Ich tanzte mit meiner besten Freundin in einem tollen Club und war glücklich. Diesen Zustand konnte in den meisten Fällen nur der Alkohol mich bringen. Diese Tatsache war verhängnisvoll, aber auch darüber dachte ich nicht weiter nach. Ich tanzte einfach

„Gott, ich liebe dich!", schrie ich meine beste Freundin an, die sich verschwitzt an mir rieb. Sie erwiderte es und wir lachten beide. Dass wir zusammen tanzten, zog einige Blicke von Männern auf sich, aber jeder Mann war mir gerade egal. Meine beste Freundin war wichtig. Lando gesellte sich zu uns und beschlagnahmte meine beste Freundin. „Du kriegst sie vielleicht wieder zurück." Ich nickte, um zu zeigen, dass es in Ordnung war. Die beiden wirkten so glücklich miteinander, da konnte ich nicht bloß daneben stehen. Lange Zeit blieb ich sowieso nicht alleine. Kurz darauf wurde ich von hinten an meiner Hüfte gepackt. Ich wurde geführt und musste nicht überlegen, wie ich mich bewegen sollte, der Mann hinter mir übernahm die Führung. Neugierig, wie ich nun mal war, drehte ich mich geschmeidig um und erkannte Max, der wieder sein anzügliches Grinsen aufgelegte hatte. Ich musste ebenfalls lächeln. Es war deutlich, dass mich der Alkohol eingenommen hatte und ich nicht mehr Herr meiner Sinne war, aber auch daran verschwendete ich keinen einzigen Gedanken. Ich dachte darüber nach, dass mir langsam sehr warm wurde und ich diese Jacke loswerden musste. Ich versuchte diese Jacke auszuziehen, aber sie hing irgendwo an meinem Körper fest. Auf einmal kam Max mir wieder so nahe wie die letzten Male auch schon. Gerade, als ich ihn von mir wegschubsen wollte, spürte ich, wie er mit seinen Händen über meine Schultern fuhr und mir somit ganz langsam die Jacke über die Arme zog. Es passierte wie in Zeitlupe und unsere Gesichter waren dabei bloß wenige Millimeter voneinander entfernt. Ich atmete schwer und gleichzeitig spürte ich seinen sanften Atem auf meinen Lippen. Von diesen Momenten hatte ich gesprochen. Das war das aufregende, das was einen am nervösten machte. Die Jacke landete unachtsam auf dem Boden, aber keinen von uns interessiert das. Wir sahen uns weiter in die Augen und vergaßen jeden anderen Menschen um uns herum, was ein unglaubliches Gefühl war. Ich schloss die Augen, um es vollkommen in mich aufzusaugen, aber auf einmal fehlte diese Wärme wieder, weshalb ich die Augen wieder öffnen musste. Max war nicht mehr bei mir, sondern neben mir und diskutierte mit meinem Bruder. Es war eine hitzige Diskussion. Louisa stand dahinter und zog an Landos Arm, wahrscheinlich um ihn zurückzuhalten. Ich konnte nichts unternehmen. Ich beobachtete das Geschehen bis zum dem Moment, als Lando ausholte und Max ins Gesicht schlug. Dieser stolperte nach hinten und hielt sich die Wange. Ich rannte zu ihm und fragte, ob alles okay sei, doch Max achtete nicht auf mich, sein Blick galt nur Lando. Als ich bemerkte, dass er auch auf ihn losgehen wollte, trat ich zwischen die beiden. „Was ist denn los?", fragte ich, aber die Worte waren nicht mehr so deutlich. „Er soll meine Schwester in Ruhe lassen. Er will dich nur ficken, Alana!" „Das sagst du über jeden Mann, den ich kennenlerne!" „Und hatte ich recht? Ich hatte bei Eric recht, dass er ein Arschloch ist und Leclerc ist doch genauso ein Betrüger!" Das reichte. Es war einfach genug.

Between Good And BadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt