Kapitel 7

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Ich wachte am nächsten Morgen in meinem Bett auf und sobald ich in das Sonnenlicht sah, durchzog mich ein stechender Schmerz. Mein Kopf fühlte sich an als hätte ich ihn gestern Abend acht mal gegen die Hand gehämmert, aber so weit ich mich erinnern kann, habe ich das nicht getan. An was kann ich mich überhaupt erinnern? Ich überlegte angestrengt, doch außer ein paar Fetzen bekam ich keine richtigen Bilder zusammen. Alles, was nach dem Flaschendrehen passiert ist, ist verschwommen oder gar nicht mehr existent. Ich erinnere mich an Charles und an den Kuss mit Max, bei dem ich nichts weiter als Ekel empfand. Vielleicht nicht NUR Ekel, aber überwiegend Abscheu. Ich kämpfte mich runter in die Küche, ohne den Flur mit meinem Erbrochenem zu verzieren. Das war bereits ein Erfolg. In der Küche erwartete mich ein grinsender Lando, der mir ein grünes Gemisch entgegen streckte. Angeekelt verzog ich das Gesicht und fragte ihn, was das zum Teufel sei. „Das ist ein Shake aus Spinat, Gurke, Avocado und ein bisschen Zitrone. Das wirkt Wunder bei einem Kater und mein Geheimrezept." Ich wusste nicht, ob er mich mit den Zutaten überzeugen oder noch weiter abschrecken wollte, aber weil mein Allgemeinzustand echt bescheiden, nahm ich dieses Getränk in meine zitternde Hand und nahm einem großen Schluck. Je größer die Schlücke, desto schneller ist es leer, dachte ich zumindest. Als dieses Gebräu meine Kehle runterlief, überkam mich ein Würgereiz, der dafür sorgte, dass ich das nächste Badezimmer in Beschlag nahm. Ich entleerte meinen Magen und atmete danach tief durch. Mir ging es zwar besser, doch die Übelkeit war immer noch vorhanden. Das würde wahrscheinlich auch den ganzen Tag so bleiben.

„Willst du mich vergiften!", schrie ich meinen Bruder an, der genüsslich seinen Kaffee trank. Ich hasse Leute, die ihren Alkoholkonsum unter Kontrolle haben und am nächsten keinen Kater haben. „Also mir hilft der immer. Kann ich ja nichts für, wenn du so eine Memme bist." Er ging trotzig an mir vorbei die Treppe hoch, während ich schwitzend in der Küche stand. „In einer Stunde müssen wir los!", trällerte er noch von oben. Wie soll ich in einer Stunde annehmbar aussehen? Ich nahm mir ein Glas Wasser und ging dann kalt duschen, um meinen Kreislauf in Schwung zu bekommen, was auch sehr gut funktionierte. Dann flechtete euch meine Haare, sodass aber noch zwei Strähnen seitlich mein Gesicht einrahmten. Mein Outfit bestand aus einer zerrissenen Jeans, einer locker sitzenden rosafarbenen Bluse, die etwas meinen Bauch freilegte, und meinen weißen Turnschuhen. Zusätzlich suchte ich meine einzige Sonnenbrille raus, die ich besaß, und setzte sie auf meine Nase, um allen meine Augenringe zu ersparen.

Ich trampelte die Treppe runter und war dieses Mal diejenige, die wartete. Lando kam nach fünf Minuten pfeifend zu mir und legte einen Arm um meine Schulter. „Bist du bereit für diesen wunderschönen Tag." Ich zog eine Grimasse und schmiss seinen Arm von meiner Schulter. Auf seine Sprüche konnte ich gut und gerne verzichten. Die Aktion mit seinem Gemisch vorhin, hatte an Schikane für heute gereicht. Bevor ich in den McLaren einstieg, klingelte mein Handy. Genervt nahm ich den Anruf an und wurde gleich freundlich begrüßt. „Was ist bloß los mit dir? Warum fährst du dich so scheiße auf? Weißt du wie peinlich das für mich ist? Ich stehe wegen dir schlecht dar, weil du meine Freundin bist." iIch atmete tief durch. War ja klar, dass er jetzt auch noch ankommen musste. „Eric, du bist ein Arschloch. Ich führe mich auf wie ich will und wenn dir das nicht gefällt, dann mach doch endgültig Schluss." Mit diesen Worten legte ich Aufwand stieg schließlich zu Lando ins Auto. Er sah mich mit einem Blick an, der mir sagte, dass er wissen wollte, was gerade passiert war. Ich wollte jetzt nichts verheimlichen. Dazu hatte ich keine Kraft, also erzählte ich die Wahrheit. „Anscheinend hat Eric die Artikel auch gelesen und mich dafür jetzt angeschrien. Ich würde ihn in ein schlechtes Licht rücken, wenn ich mich so aufführe. Dieser Junge hat nicht mehr alle Latten am Zaun." Lando startete den Motor und fuhr die Einfahrt runter. Als wir auf der Landstraße waren, fragte er nach, ob es mir gut ging. Ich musste tatsächlich überlegen und obwohl ich vier Jahre mit diesem Menschen zusammen bin, geht es mir mittlerweile ein bisschen am Arsch vorbei, was er sagt. Überraschenderweise geht es mir emotional ziemlich gut. Physisch ist es eher das Gegenteil, aber das ist was anderes. „Ja..., ja, ich glaube mir geht es gut. Ich kann meinen Bruder wieder anfeuern heute." „und Charles", ergänzte er und brachte mich damit zum Lächeln. Ich sehe Charles nachher wieder. Das ließ mich meine Übelkeit vergessen und mich auf diesen Tag freuen.

Wie gestern fuhren wir auf den Parkplatz, doch der Andrang der Paparazzi war überschaubar. Da ich nur die Schwester war, war das alles wohl nicht mehr so interessant für die Klatschpresse und sie ließen schnell wieder von uns ab. Lando musste noch ein paar Interviews vorm Training geben, weshalb ich mich auf die Suche nach Charles machte. Bei jedem Schritt pochte mein Kopf, weshalb ich immer wieder kurzzeitig anhalten und mich sammeln musste. „Hey, alles gut?" Ich drehte mich ruckartig um, was dafür sorgte, dass sich alles um mich herum drehte. Meine Knie sackten auf einmal weg und ich drohte auf dem Asphalt zu landen. Anscheinend fühle ich mich zu ihm hingezogen, weil ich bereits gestern Bekanntschaft mit dem Boden gemacht hatte. Ich wurde jedoch vor dem Aufprall von jemandem festgehalten und wieder aufgerichtet. Verwirrt sah ich nach oben und blickte in das bekannte Gesicht von Charles. Mit glühenden Wangen bedankte ich mich bei ihm und versicherte ihm, dass er mich nun wieder loslassen könnte, da seine Hände immer noch um meiner Hüfte lagen. Im Grunde hätte ich nichts dagegen gehabt, wenn seine Hände weiter dort verweilt hätten, aber ich weiß nicht, ob er das wollen würde.

Between Good And BadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt