Kapitel 18

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Der nächste Morgen fing mit Geschrei, welches mich aus meinem tollen Schlaf riss. Stöhnend öffnete ich meine schweren Augenlider. Die Stimmen kamen unten aus der Küche. Vorsichtig ging ich die Treppe runter und konnte nach der Hälfte sagen, dass es meine Mutter und mein Bruder waren, die sich stritten. Verwirrt stand ich im Türrahmen und beobachtete die beiden, die mich noch nicht bemerkt hatten. „Du kommst hier besoffen um vier Uhr nachts nach Hause und deine Schwester wird von einem Fremden begleitet, worüber du noch nicht mal Bescheid wusstest!" Meine Mutter wurde nie wütend. Laut ihr konnte man alles in einem ruhigen Ton klären. Das hatte sie wohl vergessen. Lando war zwar erwachsen, aber er stand vor ihr wie ein kleiner Junge, der was kaputt gemacht hatte. „Es war doch Charles. Der tut keiner Fliege was." „Ich kannte ihn nicht, Lando! Und du hast davon erst von mir erfahren! Jeder hätte sie mitnehmen können!" Das war der Moment, in dem ich einschreiten musste. „Ich bin alt genug, um zu wissen mit wem ich mitgehe und es war meine Entscheidung von der Party abzuhauen. Lando ist dieses Mal wirklich unschuldig. Man kann nicht erwarten, dass er mit mir mitkommt." So wie mich eine Mutter gerade anfunkelte, bereue ich es mich eingemischt zu haben. „Du bist alles andere als alt genug, junges Fräulein. Und ich frage nicht nach, wie du in diesen Club gekommen bist. Ihr beide geht auf euer Zimmer und sehen will ich euch heute nicht mehr!" „Mama, ich bin 22 und..." Weiter kam Lando nicht, weil unsere Mutter die Hand hob und damit das Gespräch beendete. Es hatte keinen Sinn weiter zu diskutieren, weil es nur negativ für uns ausgehen würde.

Anstatt in sein Zimmer zu gehen, kam Lando mit zu mir, was mich wunderte. „Ist alles gut?", fragte ich verwundert. Eigentlich wollte ich noch eine Runde schlafen, aber dazu würde ich wohl nicht mehr kommen. Lando schloss dramatisch die Tür hinter sich und sah mich eindringlich an. „Es tut mir leid, Alana." Ich zog eine Augenbraue nach oben. „Was denn?" Nun sah Lando verwirrt aus. Dieses Gespräch bestand bis jetzt draus uns gegenseitig zu verwirren. „Ich wollte deinen Abend nicht versauen und Louisa hat mir nur das mit Charles und Max erzählt, weil sie sich sorgen um dich macht, dass dir wieder das Herz gebrochen wird. Ich werde mich aber nicht weiter einmischen, okay?" Mir war es tierisch unangenehm, dass mein Bruder von den vergangenen Eskapaden wusste und es ausgerechnet meine beste Freundin war, die ihm diese Sachen gesteckt hatte. Ich nickte. „Was hat Louisa alles erzählt?", fragte ich neugierig. Vielleicht hatte sie mich nicht vollständig verraten. „Sie hatte erwähnt, dass mit Max noch mehr passiert ist, aber nicht genau was. Und bei Charles sind wohl paar Gefühle im Spiel, weil du etwas enttäuscht warst, als du seine Freundin gesehen hast." Ich war mir nicht sicher, ob man die beiden in Gefühle und keine Gefühle unterscheiden konnte. Generell war ich mir gerade über nichts sicher, was die Männerwelt anging. Bevor ich mich in was neues stürze, muss ich erst mal alles Fotos von Eric löschen und auch aus meinem Kopf alle Gefühle und Erinnerungen entfernen. „Wusstest du von Charlotte?" Lando schaute auf seine Finger, was mir schon Antwort genug war. „Warum hast du es mir nicht gesagt?" „Ich hatte gefragt, was zwischen euch läuft und du hast gesagt, dass ihr Freunde seid. Ich bin damals auch so ausgerastet weil ich von ihr wusste. Also konnte er nichts ernstes von dir wollen." Ich rollte mit den Augen. „Danke, Lando. Ist ja so klar, dass niemand etwas ernstes von mir will." „Man, Alana. Hör doch mal zu, was ich dir sage und puzzle es dir nicht so zurecht wie du es verstehen willst!" Das Gespräch ging in eine Richtung auf die ich absolut keine Lust hatte. „Also lässt du mich jetzt in Ruhe, was Männer angeht?" Ich zog provokant eine Augenbraue hoch. „Ja, aber vergiss nicht: es sind immer noch meine Freunde, mit denen du rummachst. Ein gewisses Recht mich einzumischen, bleibt mir somit immer noch." Er stand auf und ging zur Tür. Ich nahm ein Kissen und schmiss es ihm an den Kopf. „Ich mische mich auch nicht bei dir und Louisa ein, die auch meine beste Freundin ist, du Arschloch!" Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verließ er mein Zimmer. Mich ließ er fuchsteufelswild zurück.

Nach zwanzig Minuten hatte ich mich endlich wieder beruhigt und das war auch gut so, weil Louisa mich anrief. Ich nahm den Anruf nicht an, weil ich auf sie gerade auch keine Lust hatte. Sie hatte meinem Bruder Informationen erzählt, die nicht für ihn bestimmt waren. Wäre ich immer noch so wütend gewesen, hätte ich sie am Telefon zur Sau gemacht. Ich setzte mich an meinen Laptop und googelte ein wenig. Mir schwirrte weiterhin die Sache mit dem Journalismus durch den Kopf und dann fiel mir ein, dass ich viele sky Reporter im Paddock gesehen hatte. Also suchte ich zuerst auf deren Seite, ob die irgendwelche Angebote hatten, wofür man sich bewerben konnte. Tatsächlich gab es eine Ausschreibung für ein einjähriges Praktikum und das sogar im Sportbereich. Ich musste einen kurzen Aufsatz schreiben, warum ich dieses Praktikum wollte und einen Steckbrief über mich. Gesagt getan. Ich öffnete Word und überlegte, worum es in erster Linie gehen sollte. Dann erinnerte mich an den Moment, in dem ich wusste, dass ich es besser machen würde, als die anderen Journalisten. Das würde mein Thema werden. ‚Der Moment, in dem ich es wusste', so lautete die Überschrift, die ich vielleicht nochmal überarbeiten würde, aber erst mal beschrieb es das Thema ganz gut. Aufgrund meiner guten Noten war es auch kein Problem ein Jahr auszusetzen. Ich meine ein Auslandsjahr konnte auch jeder machen,also warum nicht etwas sinnvolles, das im Lebenslauf super aussehen würde. Ich tippte bis 23 Uhr abends und war stolz über das Ergebnis. Die Überschrift ließ ich so und überarbeite das Format, damit es schöner war zu lesen. Um 23:30 Uhr drückte ich auf senden und wartete direkt auf eine Antwort, was sehr naiv war, aber was wahrscheinlich jedér von euch verstehen konnte. Wenn das klappt würde ich nächstes Jahr im Januar anfangen und ein Jahr lang bei sky arbeiten. Die bezahlen ihre Praktikanten sogar und zwar würde ich 520€ im Monat bekommen, was schon viel war. Nachdem ich mich beruhigt hatte, legte ich mich mit Kopfschmerzen wieder ins Bett. Meiner Familie würde ich davon erzählen, wenn es etwas zu erzählen gab.

Between Good And BadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt