Fritz
Die Kutsche fuhr langsam die holprigen Straßen entlang. Fritz hatte seinen Halbbruder Paul lange nicht gesehen. Zu lange. In der Nähe des Dorfes, in welchem Paul lebte, gab es ein großes Krankenhaus. Unter dem Vorwand, bei diesem persönlich nach dem Rechten zu sehen, war er nun unterwegs zu seinem Bruder. Das Krankenhaus hatte er bereits am Morgen besucht. Die Angestellten waren gestresst, die Mittel etwas knapp, aber ansonsten war alles in Ordnung. Medikamente gegen die Krankheit, welche sie nun seit fast drei Jahren plagte, musste neu hergestellt werden. Leider war die Herstellung teuer und man hatte den Preis kaum senken können.
Den Wachen, die ihn sonst begleiteten, hatte er einen Tag frei gegeben. Kaum jemand erkannte ihn hier und er wollte den Besuch vor der Königin geheim halten. Auch sein Kutscher hatte frei. Stattdessen fuhr er mit einer der Örtlichen Kutschen.
„Festhalten!", rief der Kutscher. „Die Straße ist beschädigt. Das wird ungemütlich!"
Fritz seufzte.
Paula war in ihrer Villa geblieben. Zusammen mit ihren beiden Kindern. Der zwei Jahre alten Loelia und dem elf Monate alten Nino. Beide Kinder sahen aus wie ihre Mutter, doch sie hatten Fritz grüne Augen geerbt. Die Königin wusste noch nichts von ihnen. Sie hatten es geschafft, beide Schwangerschaften vor ihr geheim zu halten. Wie lange das noch gut gehen würde, wusste er nicht. Paula machte sich Sorgen um die Sicherheit ihrer Kinder, die immer bei Paulas Eltern blieben, wenn Paula und Fritz in das Schloss mussten.
Er sah aus dem Fenster der Kutsche. Vor ihm lag eine Karge Landschaft. Er konnte die Berge der Werwölfe sehen. Ihr Territorium war nah. Dann, endlich, fuhr die Kusche in ein kleines, ärmlich scheinendes Dorf und hielt vor einem kleinen Haus, mit einem winzigen Vorgarten. Das Haus war alt, aber in einem Guten zustand.
„Wir sind da!", rief der Kutscher. „Soll ich warten? Oder bleiben Sie länger?"
Fritz stieg aus der einfachen Kutsche. „Ich bleibe länger danke. Ich wäre ihnen dankbar, wenn sie am Abend wiederkommen. So gegen sieben?"
„Natürlich. Aber das kostet extra."
„Das wird kein Problem sein." Fritz bezahlte den Kutscher und ging zu dem kleinen Haus, in welchem sein Halbbruder mit seiner Familie lebte. Aufgeregt klopfte er an der Tür.
Es dauerte etwas, bis er Schritte hörte. Eine hübsche Frau öffnete die Tür. Hinter ihr standen zwei identisch aussehende Kleinkinder. Zwei Mädchen.
„Sind Sie Valentine?", fragte er. „Mein Name ist Fritz. Ich bin Pauls Bruder."
Die Frau blinzelte. „Fritz? Prinz Fritz?"
„Ja, genau. Ist Paul da? Darf ich reinkommen?" Er betrachtete die Kleidung der Frau und der beiden Kinder. Es war einfache und etwas zerschlissen Kleidung, die mehrfach geflickt worden war.
„Ja, natürlich. Paul ist noch in der Bäckerei, aber er müsste bald hier sein. Um diese Zeit schließt er immer." Sie schob die beiden Mädchen zur Seite und hielt ihm die Tür auf.
„Vielen Dank."
Das Haus war einfach eingerichtet, doch es wirkte gemütlich. Er folgte Valentina in ein kleines Wohnzimmer, in welchem ein kleiner Junge vor einem Kamin mit zwei Holzpferden spielte."
„Amaury?", sprach seine Mutter ihn an. „Sag doch bitte Hallo zu unserem Gast. Das ist dein Onkel Fritz. Papas Bruder." Ihr Blick wanderte kurz zu Fritz. „Ich darf Euch do so vorstellen?"
Fritz nickte. Natürlich durfte sie das. Sie waren Familie.
Der Junge, Amaury, sah Fritz neugierig an. Er war Pauls Ebenbild, während die beiden Mädchen Pauls Nase geerbt hatten, ansonsten aber mehr ihrer Mutter ähnelten.

DU LIEST GERADE
Hexe - Die Königin
FantasyEtwa drei Jahre sind vergangen, seit Julia entführte wurde und mit den Elfen in die Steppe floh. Fritz hat sich dem Aufstand angeschlossen und versucht weitere Unterstützung zu finden. Er ist fest entschlossen, die Königin zu stürzen und bittet Paul...