Kapitel 63

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Marko

Wölfe gehörten nicht in die Luft.

Es war schlimm genug, dass Finn sie begleiten wollte, aber auch Marko war kein Flugwolf. Er wollte so schnell wie möglich wieder auf den sicheren Boden. Er war auch kein Höhenwolf! Er war sich sicher, dass diese Erfahrung sich zu all seinen anderen Albträumen gesellen würde.

Er lehnte sich voller Unbehagen an Peter, der versuchte Marko für die Landschaft zu begeistern. Vergebens. Marko wollte nie wieder Fliegen! Und sich auf einem fliegenden Drachen zu halten war auch alles andere als leicht! Doch ab und an hörte er Finn lachen und seine Stimmung verbesserte sich sofort. Julia versprach Marko, bevor es in die Luft ging, gut auf Finn aufzupassen. Und sie hatten Finn so gut wie möglich gesichert und weich eingehüllt. Das beruhigte Marko etwas. Bei Julia war Finn immer in Sicherheit.

Manchmal amüsierte es Marko, dass Julia dachte, andere würden sie nur als kleines Mädchen betrachten. Als ein kleines, schüchternes, ängstliches Mädchen. Schwach. Als hätte sie keinerlei Autorität. Ihr fehlte es an Selbstbewusstsein. Das war alles. Sie war eines der stärksten Mädchen, die er kannte.

Wieder hörte er Finn lachen. Marko erinnerte sich daran, wie Finn ihm erzählte, dass er gerne Fliegen können würde. Er freute sich für ihn. Finns Lachen bedeuteten ihm die Welt.

Und er wollte sofort wieder festen Boden unter seinen Füßen spüren!

Julia

Leopold saß müde hinter ihr. Finn, eingewickelt in eine weiche Decke, vor ihr. Sie hatten ihn so gut es ging gesichert und weich eingekuschelt, um seine Knochen zu schonen. Außerdem fror Finn leicht. Viel leichter als Julia. Sie hoffte, all das würde genügen.

Die drei genossen die Aussicht. Die Natur war wunderschön. Und Julia liebte das Fliegen! Sie betrachtete das weitreichende Gebirge und den strahlend blauen Himmel. Zwischendurch sahen sie, wie der Fluss sich durch die Berge schlängelte. Vögel flogen an ihnen vorbei. Es war wundervoll. Finn lachte glücklich.

„Ich liebe es!", rief er. Josef grollte amüsiert. Für ihn flog er langsam und behutsam. Vorsichtig glitt er durch die Luft. Dennoch war Julia besorgt. War es die richtige Entscheidung Finn mitzunehmen? Doch letzten Endes wusste sie nicht, wie weit der Weg noch war. Vielleicht hätte es ein furchtbares Ende genommen, hätte sie Finn und Marko bei den Drachen gelassen. Ob es Cleo und Charlotte gut ging?

Sie war froh darüber, dass Cleo sich entschieden hatte, ihr zu helfen. Das hatte sie ihr zum Abschied noch einmal zugeflüstert. Ihre Mutter hatte es geschafft, es sich mit Cleo zu verscherzen. Sonst würde Cleo noch immer die treue Soldatin der Königin sein... Oder nicht?

Und sie hatte Fritz und Paul bei den Rebellen gesehen. Wie war die Situation in Julias Heimat? Cleo hatte nicht viel darüber gesagt. Ob Julias Geschwister den Thron wollten? Sie war die jüngste Tochter der Königin. Damit hatte sie doch den geringsten Anspruch auf den Thron, oder?

Wäre Julia eine gute Königin?

Sie wollte nie Königin sein. Aber nun war alles anders. Sie träumte nicht mehr davon, bei Paul in der Bäckerei zu helfen. Nein. Das war immer nur ein alberner, rebellischer Traum gewesen...

Gab es jemand, der besser geeignet war? Fritz wäre ein guter König. Er war sanft und fair. Durchsetzungsfähig. Und Julia?

Konnte sie sich gegen ihre Mutter stellen? Wie weit würde sie gehen müssen, um ihre Mutter zu stoppen?

Was muss ich tun? Julia seufzte. Sie wollte ihre Mutter nicht töten. Sie wollte nicht ihre Drachen schicken, um das Königreich niederzubrennen. Wenn sie dies wollte, dann hätte sie das längst tun können. Josefine bevorzugte diese Variante auch hingebungsvoll. Aber das hätte dem Volk geschadet. Denen, die sie schützen wollte. Es hätte Unschuldige wie Schuldige gleichermaßen erwischt. Aber wäre das nicht auch die Folge des Krieges, auf welchen sie sich zubewegten?

Und nun würde es Waffen gegen Drachen geben... Hätte sie früher handeln sollen?

Julia liebte ihre Mutter, auch wenn sie eine grausame Königin war. Als Julia klein war, hatte sie ihr manchmal abends etwas vorgelesen. Das kam nur selten vor, da die Königin immerzu mit dem Regieren beschäftigt war. Und Julias Vater? Als Julia geboren wurde, begann er sich häufig zurückzuziehen. Manchmal hatte er mit ihr gespielt, aber oft war er einfach nur abwesend. Sie hatte nie eine enge Beziehung zu ihrem Vater gehabt. Eher noch zu ihrer Mutter. Und am meisten zu Sophie.

Julia vermisste Sophie.

Konnte sie ein Land regieren? Julia entschied nicht gerne über andere. Eine Königin. Das war eine starke, strenge, autoritäre Person. Hatte Julia genug davon? Oder war es möglich, ein Land anders zu regieren? Sie durfte nicht als schwach gelten, oder man würde sie ausnutzen. Dass hatte ihre Mutter ihr einmal erklärt. Schwäche lockt die falschen Personen an.

Sie durfte nicht schwach sein.

Und Julia durfte nicht wie ihre Mutter sein.

Lea

Ein ruhiges Wochenende in ihrem Anwesen. Das war genau das, was Lea brauchte. Sie saß im Wintergarten in ihrem alten Schaukelstuhl, trank eine Tasse Tee und genoss den Anblick ihres Gartens, der sich langsam orange und braun färbte. In den letzten Wochen hatte es genügend geregnet, sodass alle hofften, dass nächste Jahr würde ein gutes Erntejahr werden.

Himmel! Sie hatten alle eine gute Ernte nötig. In den letzten drei Jahren waren die Preise für Getreide, Obst und Gemüse drastisch gestiegen. Drei sehr trockene Jahre. Lea hatte genug davon. Als Reaktion darauf, viel des Essen an der Akademie eher eintönig und manchmal auch etwas karg aus. Die Schüler beschwerten sich über zu wenig Brot und zu dünne Suppen. Und die Königin?

Im Schloss wurde gegessen, als wäre die Nahrung nicht knapp. Leas Diener waren angewiesen, keine übertriebenen Mahlzeiten zu servieren, wenn sie in ihrem Anwesen war. Wie jetzt. Sie wollte nicht auf Kosten der Armen üppig speisen. Das war Leas Meinung nach ein Unding. Besonders für eine Prinzessin.

Außerdem machte sie sich Sorgen um ihre beiden Schützlinge. Chloe und Benjamin wollten auch Shay nicht erzählen, was genau vorgefallen war. ‚Es würde nichts nützten', war die einzige Antwort, die er bekam. Lea erinnerte sich daran, dass Chloes Wange gerötet war, als man sie und Benjamin zu Lea brachte. War sie geschlagen worden?

Von wem?

Vielleicht musste sie die anderen Angestellten oder gebundenen Diener dazu befragen? Sie konnte ihre beiden Kinder unmöglich zum Reden zwingen. Das würde Lea niemals tun. Die beiden verdrückten sich derzeit viel in der Bibliothek und lasen Märchen und Abenteuergeschichten.

Lea überlegte daher, ihnen neue Bücher zu kaufen. Shay gefiel die Idee. Er verwöhnte die beiden Teenager gerne. Und sie verdienten es, verwöhnt zu werden. Sobald Lea wusste, was geschehen war, dann würde sie mit den Verantwortlichen kurzen Prozess machen. Jemand würde gefeuert werden. So viel stand bereits fest!

Und sie wollte Fritz besuchen, um ihn bezüglich der Rebellion zu befragen.


(c: sasi)


Falls ihr euch fragt, welche KI ich nutzte: Wonder, Midjourney, die KI von Canva und den AI Art Generator.

Mal abgesehen von den Bildern, die ich selbst zeichne und den Bildern, die ich mit Canva (ohne KI) erstelle. :-)


(KI-Kunst)

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(KI-Kunst)

Julia hat die falsche Haarfarbe und anstatt Finn sitzt Leo vor ihr. Ups. :-)

Hexe - Die KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt