Leopold
Der nächste morgen war überaus chaotisch.
Noch während sie alle schliefen polterte Trixi in Blossoms Höhle und weckte die Gruppe auf. Leopold starrte perplex den furiosen Drachen an, der brüllend in der Höhle erschien. Erst dachten sie, es wäre etwas Schreckliches passiert. Julia drückte mit bleichem Gesicht Josef an sich, der müde blinzelte. Cleo und Charlotte schrien auf, während Hanna und Blossom seufzten. Peter hatte sich vor Schreck auf Fiete geworfen und klammerte sich nun an ihn.
„Wie kann das sein?", grollte Trixi, ohne die Gestalt zu wechseln. „Ein weiterer Drache! Gebunden an eine Hexe! Warum?"
Julia gähnte und drückte den protestierenden Josef noch fester an sich. „Was? Was ist los?", murmelte sie schlaftrunken.
„Sie hat wohl von Pelle erfahren", flüsterte Leopold und küsste ihre Wange.
„Oh?" Julia blinzelte. „Und deshalb erschreckt sie uns?" Dann sah sie zu Trixi. „Guten Morgen."
Trixi schnaubte. „Ein weiterer Drache! Du musst eine sehr mächtige Hexe sein, Kind. Wenn ihr länger bleibt, bindest du vielleicht noch mehr Drachen an dich? Hm? Sowas..." Dann seufzte sie und schüttelte den Kopf.
„Was?" Julia sah ratlos zu Fiete, der gerade versuchte, sich vom Peters Umklammerung zu befreien.
„Möglich. Wer weiß?", murmelte er und schob Peter von sich runter. Er küsste dabei liebevoll Peters Haar.
„Das ist das letzte Mal vor... Sehr langer Zeit vorgekommen. Du lieber Himmel..." Trixi sah zu Blossom und Hanna. „Damit habe ich nicht gerechnet."
„Das hat niemand!", stimmte Blossom amüsiert zu. „Es ist etwas Besonderes. Wie in unseren Geschichten."
„Die Geschichte nahm kein gutes Ende. Aber, ja. Das ist etwas Bemerkenswertes. Ihr reist heute ab?" Nun sah Trixi zu Julia. Leopold legte instinktiv seinen Arm um seine Freundin.
„Heute. Ja. Ohne Pelle. Er möchte hierbleiben", bestätigte Julia und griff mit einer Hand nach Leopolds. Mit der anderen hielt sie Josef, der inzwischen wieder eingeschlafen war. „Aber wir kommen in einigen Tagen zurück. Mit Harpyien. Pelle und Alwin wollen uns dann begleiten."
Trixi nickte. „Harpyien... Ja, das war der Deal, nicht wahr? Ich hoffe, ihr habt eine angenehme Reise. Je eher du hier fort bist, desto besser für uns." Der gewaltige Drache schmunzelte. „Wer hätte gedacht, dass eines Tages eine Hexe zurückkehrt? Und danke für die Warnung. Waffen gegen Drachen? Das ist eine wahre Bedrohung! Und entschuldige meinen Ausraster... Es ist nicht deine Schuld, Kind. Diese Neuigkeiten hat mich nur kalt erwischt. Unsere Gemeinschaft ist nicht sehr groß... Und Pelle verkündete es so übertrieben feierlich. Wir haben schlechte Erfahrungen mit diesen Situationen gemacht."
Julia lächelte. „Drachen haben ein langes Gedächtnis. Fiete hat uns etwas davon erzählt." Dann fiel ihr Blick auf Finn. „Blossom? Könnte Finn hierbleiben? Bis wir wieder da sind? Er ist einem Flug mit Drachen nicht gewachsen. Und Leopold kann ihn nicht den gesamten Weg über tragen."
Finn protestierte, bevor Blossom antworten konnte. „Nein. Ich komme mit! Genau wie Marko! Ich bleibe nicht hier. Meine Knochen heilen schnell genug! Mir wird nichts passieren! Ich falle euch nicht zur Last!"
„Deine Knochen brauchen Stunden, um zu heilen", raunte Marko ihm zu. Finn rollte mit den Augen.
„Und? Ich kann trotzdem helfen!", brummte er. „Ich will dabei sein. Ich bin mehr als nur diese blöde Krankheit!"
„Wir sind generell zu viele", fügte Fiete nun hinzu. „Josef und ich können nicht alle tragen. Und da Pelle und Alwin hierbleiben..."
„Und wenn wir hierbleiben?", schlug Charlotte überraschend vor. „Jemand müsste uns nur zurück zum Fluss bringen. Damit wir dort ein Zelt aufbauen können."
Cleo nickte und drückte einen Kuss auf die Hand ihrer Frau, die sie hielt.
„Auf keinen Fall!", protestierte Blossom. „Ihr bleibt bei mir. Ich habe genügend Platz. Eine warme Höhle ist besser als der heiße Sand. Euch wird es an nichts fehlen!"
Trixi schnaubte, doch sie hatte keinerlei Einwände.
„Wäre das für euch in Ordnung?", fragte Julia. „Hier bei den Drachen zu bleiben?"
Cleo nickte nervös. „Wenn ein weiterer Sturm aufzieht, wäre es besser hier zu sein."
Blossom lächelte erfreut. „Wunderbar! Wir lieben es, Gäste zu haben!" Ihre Tochter nickte zufrieden.
„Meinetwegen", sagte nun auch Trixi. „Ihr seid Freunde, keine Feinde. Auch wenn die kleine Hexe mich nervös macht." Sie zwinkerte Julia zu. „Bitte binde nicht all meine Drachen an dich."
Leopold schmunzelte. Für einen Augenblick hatte er geglaubt, Trixi sähe Julia als Bedrohung. Doch das tat sie nicht. Allerdings gefiel es ihr nicht, dass ein weiterer Drache magisch an Julia gebunden wurde...
Fiete hatte ihnen nur wenig über die Geschichte von Hexen, Zauberern und Drachen erzählt. Doch eines stand fest: Es endete im Krieg. Ein Krieg, den ein mächtiger Zauberer mit drei Drachen begann. Und Drachen hatten wirklich ein langes Gedächtnis...
Sie sprachen ab, wer auf welchem Drachen ritt. Josef musste dafür geweckt werden, worüber er alles andere als glücklich war. Bis klar war, dass Julia auf ihm reiten würde. Das stimmte den schlecht gelaunten Kater wieder gnädig. Julia und Finn würden auf Josef reiten. Sowie Leopold. Doch Leopold wollte einen Teil der Strecke selbst fliegen, auch wenn er langsamer war als die beiden Drachen. Peter und Marko ritten auf Fiete. Ursprünglich sollte Finn zusammen mit Peter fliegen, da Josef sehr stürmisch flog. Doch Peter hatte zu große Sorge, dass Finn verletzt werden könnte. Genau wie Marko. Daher willigte Julia schnell ein, mit Finn zu fliegen. Josefine, die nun menschliche Gestalt angenommen hatte, versprach vorsichtig zu fliegen.
Finns Protest war wie ein Weckruf gewesen. Leopold fragte sich, ob Finn das Gefühl hatte, sie würden auf ihn herabsehen. Zu viel Rücksicht auf ihn nehmen und ihm zu wenig zutrauten.
Dann war es Zeit, sich vorerst zu verabschieden.
(c: sasi)
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Hexe - Die Königin
FantasyEtwa drei Jahre sind vergangen, seit Julia entführte wurde und mit den Elfen in die Steppe floh. Fritz hat sich dem Aufstand angeschlossen und versucht weitere Unterstützung zu finden. Er ist fest entschlossen, die Königin zu stürzen und bittet Paul...