Hexe - Die Königin

Kapitel 17

Julia

Finn setzte sich zu Julia und sah sie mit großen Augen an. „Ich würde dir ja versprechen, dich zu beschützen, aber da bin ich ausgesprochen schlecht drin. Soll ich Leopold holen?"

Julia schüttelte den Kopf. „Nein. Er ist sicher auch vor dem Zelt." Laute Stimmen waren zu hören. „Ich sollte nachsehen!"

„Juli! Nein. Du bist verletzt. Du hast eine Gehirnerschütterung. Und wieder Fieber."

„Ich bin immer noch eine Hexe, die alle drei Arten der Magie nutzen kann." Schwankend stand sie auf. „Du bleibst hier. Ich will nicht, dass du verletzt wirst."

„Juli!" Finn stand auf und schlang die Arme um sie. „Nein! Nein! Nein! Du hast deine Magie in den letzten drei Jahren fast nie benutzt."

Das stimmte. Von den Visionen mal angesehen, hatte sie manipulierende Magie nach ein paar Fehlversuchen nicht mehr genutzt und heilende Magie nur ab und an. Bei kleineren, aber lästigen Kratzern. Viel mehr konnte sie nicht heilen. Dazu fehlte ihr noch einiges an Wissen. Die Zentauren machte Magie nervös und Julia hatte keinen Lehrer, der mit ihr üben konnte. „Bleib hier Finn!"

„Bitte! Julia! Nein." Finn weigerte sich, sie loszulassen. Seufzend schlang Julia die Arme um ihn. Vorsichtig, um ihn nicht zu verletzen.

„Mir passiert nichts. Versprochen."

„Gut." Er nickte. „Und wenn doch, dann... Beiß ich dich! Sei gewarnt!" Er schnaubte aufgebracht.

Julia grinste. „Abgemacht." Dann ging sie schwankend aus dem Zelt heraus. Dort stand eine Gruppe von Zentauren, die Julia noch nie gesehen hatte. Es waren nicht viele. Etwa fünf Fremde. Älteste Finja und ein paar andere Zentauren hatten sich ihnen in den Weg gestellt. Vor dem Zelt standen Flora, Hanno und Leopold zusammen. Marko und Elodie schirmten sie in Wolfsform ab. Peter stand hinter der Gruppe und wirkte unsicher. Fiete und Josefine standen an seiner Seite und fixierten die feindlichen Zentauren mit hungrigen Augen. Finja und ein anderer Zentaur, sein Pferdekörper war grau, schienen in einen mentalen Kampf verwickelt zu sein, da sie sich gegenseitig konzentriert anstarrten, während die anderen Zentauren aufgebracht stritten.

„Julia!" Leopold eilte zu ihr. „Geh wieder in das Zelt. Zusammen mit Peter!" Anstatt zu gehen, flog er wenige Zentimeter über dem Boden. Leopolds Flügel flatterten nervös. Auch die Flügel seiner Eltern zitterten.

Doch Julia wollte nicht, egal wie schwindelig ihr gerade war. Leopold bemerkte dies und hielt ihr den Arm hin, damit sie sich bei ihm unterhaken konnte. „Es geht um mich, ja? Dann kann ich mich nicht verstecken."

„Du bist verletzt. Du gehörst ins Bett!" Leopold versuchte sie zurück ins Zelt zu geleiten, doch Julia weigerte sich. Im selben Moment wurde Finja in die Knie gezwungen. Erschöpft brach sie zusammen. Der andere Zentaur grinste. „Gebt das Mädchen heraus. Und die anderen Menschen. Die Stammesälteste ist besiegt, ich habe das Recht die Menschen zu töten! Menschen sind hier nicht erwünscht. Weigert euch und wir werden auch die Wölfe und die Elfen töten. Wenn es sein muss, zwingen wir euch."

Die anderen Menschen? Wissen sie nicht, dass Fiete und Josefine Drachen sind? Julia wurde unruhig. Gegen einen mentalen Angriff der Zentauren hatte sie keine Chance.

„Wenn ihr Julia auch nur einen Schritt näherkommt, verbrenne ich euch!", zischte Josefine und kam auf die Zentauren zu. Fiete knurrte drohend, blieb aber bei Peter.

„Fienchen, nicht!" Julia wollte zu ihr, doch das Schwindelgefühlt wurde stärker und sie musste sich bei Leopold festklammern. Im selben Moment verwandelte sich Josefine in einen riesigen, wütenden Drachen. Ein großer Teil von Josefs ehemalig weißen Schuppen hatte sich in den letzten Jahren schwarz oder grau gefärbt und auch die Federns seiner Flügel waren etwas dunkler als vorher. Nur noch wenig weiß und orange war geblieben. Die Zentauren sahen ihn erschrocken an.