Hexe - Die Königin

Kapitel 9

Marie

Ihre Eltern waren alles andere als begeistert gewesen, als Marie an der Militärschule angenommen wurde. Sie hatte sich dort beworben, ohne dass ihre Eltern davon wussten. Diese planten bereits, Marie in die große Welt des Handels einzuweisen. Marie wollte das nicht. Doch egal wie oft sie dies ihren Eltern mitteilte, ihr Vater erzählte ihr nur von der Wichtigkeit des Familiengeschäfts und ihre Mutter hielt sich aus der Diskussion lieber raus. Sie hatte genug mit Maries jüngeren Geschwistern zu tun. Ihrem Vater war es egal, dass sie nun einen zwei Jahre alten Bruder hatte, der das Geschäft eines Tages übernehmen könnte.

Und dann war da noch ihre drei Wochen alte kleine Schwester Aela, die an dem Tag zur Welt kam, als Marie ihren Plan verkündete. Ihre Mutter hatte vor Schreck ihr Baby bekommen. Es mangelte also nicht an Nachfolgern. Nun. Es hatte Streit gegeben. Ganz wie sie es erwartet hatte. Ihre Mutter wollte nicht, dass sie ihr Leben riskierte und ihr Vater hatte sich beleidigt zurückgezogen. Ihr Bruder, Zaid, verstand die ganze Aufregung nicht und weinte daher ununterbrochen. Und er weinte noch mehr, als ihm eine weitere Schwester vorgestellt wurde. Der kleine Junge war alles andere als begeistert. Doch Marie hatte ihren Entschluss gefasst und reiste wenig später ab.

Ihre Mutter war beleidigt, da sie auf Maries Hilfe bei der Versorgung ihrer Jüngsten gezählt hatte. Und sie fürchtete um Maries Leben. Verständlicherweise. Marie hatte ihr versprechen müssen, gut auf sich aufzupassen. Ihr Vater schmollte, weil er Marie mit zur Firma nehmen wollte. Auch deshalb hatten ihre Eltern gestritten. Maries Vater wollte sie in die Arbeit einweisen und ihre Mutter wollte ihre Hilfe zuhause. Theos Eltern waren so weise gewesen, sich aus der Diskussion rauszuhalten. Beides wollte Marie nicht, wie bereits erwähnt. Sie hatte ein Ziel. Sie wollte in der Lage sein, ihre Freunde und ihre Familie zu beschützen.

Und Theo? Er fand die Militärschule aufregend.

Marie war aufgeregt. Morgen würde ihre erste Unterrichtsstunde beginnen. Sie teilte sich das Zimmer mit einem weiteren Mädchen. Elin war ein witziges Mädchen mit feuerroten Locken und blauen Augen. Sie wollte Militärärzten werden und war eine Sterbliche. Nur wenige Sterbliche bekamen diese Chance, da das Militär und die Krankenhäuser auf Heiler zählten.

In den drei Jahren an der Akademie war viel passiert. Marie hatte ihre Schulzeit dort als Klassenbeste beendet. Am Ende des zweiten Jahres waren sie und August kein Paar mehr, da er sich in Pia verliebte. Dies beendete die Freundschaft der beiden Mädchen. Pia und August waren nun ein Paar und schrieben sich im letzten Schuljahr reichlich Briefe.

Helga und Philip? Soweit es Marie bekannt war, hatten die beiden geheiratet und damit ihre Zukunftspläne geändert. Philip wollte nun Berater der Königin werden und studierte dafür Politik und Helga? Sie war an der Militärakademie, ja. Doch sie lernte dort nicht den Schwertkampf oder das Heilen. Nein. Sie lernte alles über die Organisation, Statistik und Versorgung der Armee.

Neben Elin hatte Marie zwei neue Freunde gefunden. Direkt nachdem sie angekommen war. Da war einmal Lou, dessen Ziel ebenfalls die Elitekurse waren und Alrik. Elins fester Freund. Alrik besuchte die Militärschule nicht aus eigenem Wunsch heraus. Es war der Wunsch seines Großvaters, der ebenfalls Soldat gewesen war. Auch Alrik war sterblich. Anders als Lou. Doch Lou hatte im Laden seiner Eltern gearbeitet, nachdem er vor vier Jahren die Akademie verlassen hatte und war damit mit zweiundzwanzig Jahren der Älteste ihrer Gruppe. Elin und Alrik waren beide neunzehn. Das machte die achtzehnjährige Marie zur jüngsten der Gruppe.

Theo lebte nun in den Baracken der Diener, wo er Kochen lernte. Er sollte in der Militärküche aushelfen. Das gefiel ihm weniger, er träumte davon an Maries Seite mit einem Schwert zu kämpfen, doch als Diener war dies der beste Platz, den er bekommen konnte. Andere Aufgaben waren die Reinigung der Toiletten und andere unliebsame Aufgaben.