Kapitel 14

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Fritz

„Fritz!" Ingried sah ihn verwirrt an, als er abends vor ihrer Tür stand. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass du mich besuchen würdest. Komm doch rein!"

„Hallo kleine Schwester!", er grinste sie fröhlich an. Fritz hatte mit neunundzwanzig aufgehört zu altern. Man könnte meinen, die beiden wären in etwa gleich alt, oder er sogar der jüngere. Ingried sah, für über dreißig, noch sehr jung aus. Allerdings hatten sich graue Strähnen in ihr Haar geschlichen.

Auf dem Weg zu ihrem Haus, waren ihm ein paar Soldaten aufgefallen, die das Haus beobachten zu schienen. Er war daher froh darüber, sein Gesicht unter einem Hut versteckt zu haben und wieder mit einer öffentlichen Kutsche unterwegs zu sein. Aber warum beobachteten Soldaten das Haus seiner Halbschwester?

„Wir haben Besuch?" Ein Mann mit blonden, kurzen Haaren und hellblauen Augen gesellte sich zu Ingried. Das musste Adam sein.

„Mein Bruder. Fritz!" Sie lächelte, noch immer verwirrt. „Fritz? Das ist Adam."

„Prinz Fritz!" Adam blinzelte. „Was verschafft uns die Ehre?" Er setzte zu einer Verbeugung an, überlegte es sich jedoch anders. Stattdessen kratzte er sich verlegen am Hinterkopf.

„Darf ich meine Schwester nicht besuchen?"

„Oh! Doch! Natürlich!" Adam zog Ingried zur Seite, sie rollte amüsiert mit den Augen, und machte ihm Platz. Fritz betrat das kleine Haus. Es war schön eingerichtet. Einfach und fein zugleich.

„Möchtet Ihr Tee? Oder Kaffee?" Adam war bereits unterwegs, ohne Fritz Antwort abzuwarten.

„Er ist furchtbar nervös!" Ingried zwinkerte ihm zu. „Lass uns ins Wohnzimmer gehen."

„Gerne."

Er folgte seiner Schwester in ein gemütliches Wohnzimmer. Dort setzten sie sich auf eine kleine, bequeme Couch. Ingried verschränkte die Arme. „Also? Was machst du hier? Du hast mich in den letzten Jahren nie besucht. Warum jetzt?"

„Entschuldige. Ich habe es nicht gewagt. Mutter wäre dagegen gewesen."

„Mutter!" Ingried schnaubte. „Und was hat sich geändert?"

„Einiges. Ich fürchte, Mutter hat den Verstand verloren. Aber deswegen bin ich nicht hier."

„Und warum dann?" Adam kam mit Kaffee und Milch in das Wohnzimmer. Er holte ein paar Tassen aus einem Schrank und setzte sich auf einen schmalen Sessel gegenüber von Ingried. „Kaffee?"

„Gern. Habt ihr auch Zucker?"

Nun lachte Ingried. „Nein. Wir haben nachts versehentlich das Küchenfenster offengelassen. Feen haben das bisschen Zucker gestohlen, dass wir noch hatten. Ich werde morgen neuen kaufen."

Adam reichte ihm eine Tasse und Fritz goss sich etwas Milch in den Kaffee. „Die Königin muss aufgehalten werden. Sie darf nicht mehr regieren."

„Hm." Adam runzelte die Stirn. „Das sind gefährliche Worte."

Fritz nickte. „Meine Frau, Paula, und ich gehören zum Widerstand. Wir sind Teil der Rebellion."

„Was?" Ingried wollte sich gerade Kaffee eingießen, doch sie stellte die Kanne schockiert zurück auf den Tisch. „Du? Bei den Aufständischen?"

Fritz nickte.

„Das ist Wahnsinn! Fritz! Ich habe ein paar Rebellen vor Gericht vertreten, sofern ihnen ein Prozess gestattet wurde. Ich habe jedes Mal verloren! Das ist sehr gefährlich!"

„Ich weiß. Aber ich kann nicht stillsitzen und nichts tun."

„Und warum erzählst du uns davon? Willst du, dass wir uns den Rebellen anschließen? Offiziell sind die Aufstände überstanden. Es gibt zwar Gerüchte..." Adam seufzte und sah zu Ingried. „Dass du Rebellen vor Gericht vertreten hast war schon gefährlich genug. Seitdem sehe ich öfters Soldaten in der Nähe von unserem Haus."

Hexe - Die KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt