Kapitel 75

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Agathe

Agathe sah lächelnd aus ihrem Schlafzimmerfenster.

Es gab mehr als nur einen Grund für sie, um zu Lächeln.

· Endlich war das Seil angekommen, um welches sie hatte betteln müssen. Prinz Marlon schickte ein sehr großes Paket mit einigen hundert Metern Seil. Und er versprach noch mehr.

· Soldaten durchkämmten das Land auf der Suche nach Spuren, die auf den Verbleib ihrer Tochter hinweisen würden.

· Prinz Marlon schickte außerdem einen Brief.

Und besonders der Inhalt des Briefes brachte die schöne Königin zum Lächeln. Königin Franka und König Heinrich waren plötzlich und unerwartet verstorben. In ihren Händen hielt Agathe die Einladung zur Beerdigung.

Julia

Flordelis war gut gelaunt und plapperte über alles, was ihr einfiel. Und das während des gesamten Wegs bis zu den Dörfern. Bereits nach der halben Strecke wollte Josefine die Zentaurin fressen. Leopold und Julia konnten sie nur knapp daran hindern. Flordelis bekam davon jedoch nichts mit.

Julia schmunzelte, während sie Josefine an der Hand hielt, um das Drachenmädchen von Dummheiten abzuhalten. Tatsächlich war dies der beste Weg, um sicherzustellen, dass Josefine ‚nett' blieb. Etwas, worüber Leopold sich prächtig amüsierte.

Die kleine, zarte Julia hielt den bösen, großen Drachen mit Knuddeleinheiten und Händchenhalten unter Kontrolle. Julia seufzte. Auf einem Schlachtfeld konnte sie nicht mit Josefine Händchenhalten. Was würde sie erwarten, wenn sie aufbrachen, um sich ihrer Mutter in den Weg zu stellen?

Auch Marko, Cleo und Charlotte, Leopolds Eltern und Jane waren unterwegs, um Einkäufe zu erledigen. Sie gingen in ein anderes Dorf. Viel Geld hatten sie jedoch nicht. An alles Nötige zu kommen versprach daher kompliziert zu werden.

Julia hatte eine Liste dabei, mit allem, was sie besorgen wollte. Garn stand ganz oben auf dem Papier. Garn, kleine Dolche, Mehl, Decken, robuste Schuhe, denn ihre gingen langsam kaputt...

Und das war nur ein winziger Teil von all dem, was sie brauchten. Sie konnte nur hoffen, dass einiges auf anderem Wege zu ihnen fand. Zelte für eine ganze Armee zum Beispiel. Und würde man ihr Dolche auf dem Markt verkaufen? Einem ‚sechzehn' Jahre alten Mädchen? Höchstens ‚siebzehn'? Anders als Leopold, würde man sie immer für ein Kind halten. Für einen Teenager... Sie sah neidisch zu Leopold, der nicht nur zweiundzwanzig wahr, sondern auch danach aussah. Wann würde er aufhören zu altern? In zwei Jahren? Oder mit dreißig? Dann würden sie ewig aussehen, als lägen vierzehn Jahre zwischen ihnen. Dabei waren es nur drei.

Im Dorf angekommen sahen sie sich auf dem kleinen Marktplatz um. Erschrocken mussten sie feststellen, dass der Preis für Mehl erneut gestiegen war. Flordelis schüttelte fassungslos den Kopf. Und der Schmied weigerte sich, einer Gruppe von ‚Kindern' Waffen zu verkaufen. Er erklärte ihnen genervt, dass er Waffen erst an junge Erwachsene ab fünfundzwanzig verkaufte. Alle unter fünfundzwanzig hielt er für zu unbesonnen, um ihnen Waffen anzuvertrauen. (Außerdem verkaufte er grundsätzlich keine Waffen auf dem Markt – Damit hatten sie durchaus gerechnet). Auch die Suche nach Garn blieb erfolglos. Es war vorrübergehend ausverkauft. Zumindest fanden sie ein paar neue Schuhe für Julia und einige warme Decken. Anstatt des Garns kauften sie Wolle. Und da Leopolds Schuhsohle sich auf dem Marktplatz verabschiedete, kauften sie auch ein paar für ihn. Und damit, hatten sie alles Geld ausgegeben, dass sie dabeihatten.

Julia hoffte sehr, dass Peter beim Verkauf seiner Bilder erfolgreich war. Zur Not wollte er auch Kleidung verkaufen, die er nicht mitnehmen konnte. Peter trennte sich nur ungern von seinen Roben, Hemden, bauschigen Stoffhosen und den schönen Kleidern. Das war ein wahres, großes Opfer.

Hexe - Die KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt