Kapitel 97

63 8 0
                                    

Emmie

Endlich war der Fechtlehrer da. Während Emmie vor Aufregung platzen könnte, war Peyo alles andere als erfreut. Er starrte den großen Mann, er war knapp über zwei Meter groß, mit offenem Mund an. Und Fritz ging es nicht anders. Er stand hinter Peyo, beide Hände auf Peyos Schultern, und sah ebenso ... fassungslos ... aus.

„Sie sind also der Fechtlehrer? Hany schickt sie?", fragte Paula daher. Die Familie stand im Kaminzimmer. Dort hatten Diener den erwarteten Gast hingebracht. Der Riese, dann anders konnte man ihn nicht nennen, verbeugte sich grinsend.

„Prinz Fritz. Prinzessin Paula! Es freut mich, Euch meine Dienste als Lehrer anbieten zu dürfen. Es war schon immer mein sehnlichster Traum so eine Villa von innen zu sehen! Mein Name ist Tamino Bär. Eigentlich bin ich nur ein kleiner Bote. Für besondere Informationen. Ihr wisst schon, Hoheit. Die Sache mit den dreckigen Socken. Muss ich Euch mit Hoheit ansprechen? Es hat mich überrascht, als Hany mir mitteilte, meine Dienste würden hier gebraucht. Als Lehrer."

„Nur Bote?", fragte Fritz leise. Er starrte dabei die kräftigen Muskeln und die vernarbten Arme des Mannes an. Eine breite Narbe verlief auch über Taminos Stirn. Peyo drückte sich mit großen Augen an Fritz. Emmie griff daher amüsiert nach Peyos Hand. Dieser Mann war eindeutig nicht nur ein Bote.

„Ja. Bote! Inzwischen." Tamino nickte unbekümmert. „Und das sind meine Schüler?" Er wuselte Peyo durch das Haar, der bei der Berührung erstarrte. Selbst Taminos Hände waren riesig. Emmie verkniff sich ein Kichern. Der Riese sah Peyo fragend an. „Na, Junge? Etwas schüchtern, ja?"

Peyo blieb erstarrt. Ihr neuer Lehrer zuckte mit den Schultern und wand sich Emmie zu. „Und du bist?", fragte er und streckte die Hand nach ihr aus.

„Emmie. Und wenn du versucht mir durch das Haar zu wuseln beiße ich", antwortete sie.

Tamino Bär lachte laut. „Die Kleine gefällt mir!", verkündete er. „Sie hat Mumm!" Dann wuselte er erneut durch Peyos Haar, der sich gerade erst vom Schreck erholt hatte. „Keine Angst, Jungchen. Ich beiße definitiv nicht. Und wie heißt du?"

Peyo sagte nichts. Er machte auf Emmie eher den Eindruck, als wollte er weglaufen. Er drückte ihre Hand, als hinge sein Leben davon ab. Dafür hatte Fritz sich nun gefasst. „Das ist Peyo. Bitte wuseln Sie ihm nicht durch die Haare. Er kennt sie nicht. Und Emmie beißt tatsächlich", brummte er grimmig. „Die beiden sind Paulas und meine inoffiziellen Adoptivkinder."

„Ah!" Tamino lachte. Sein Lachen war laut und polternd. „Ja, Hany sagte, es ginge um Eure Ältesten. Adoptivkinder. Natürlich. Hatte mich schon gewundert... Wenn zwei Menschen durch das Bett hüpfen, kommen dabei üblicherweise nicht ein Elf und ein Wolf raus!"

Nun war es Paula, der der Mund offenstand. Fritz ignorierte den Kommentar. „Ja, genau. Unsere Ältesten. Die beiden sind sechzehn."

„Ich habe einen Adoptivsohn. Meine Frau und ich waren beim Hüpfen weniger erfolgreich. Ihr versteht schon!" Er zwinkerte dem Prinzen zu. „Unser Junge, er ist jetzt zehn, hat zu seinem dritten Geburtstag seinen ersten Bogen bekommen. Er war ganz begeistert... Und dann hat er sich darüber beschwert, dass die Gitarre komisch aussieht."

„Gitarre?", fragte Paula irritiert. Verwirrt sah sie zu Fritz, der nur mit den Schultern zuckte.

„Ja. Er hat sich eine Gitarre gewünscht. Und dann hat er den Bogen für eine gehalten! Ha!" Tamino stemmte die Hände in die Hüften und lachte erneut. Laut und polternd. Auch seine Stimme war sehr laut. „Die Gitarre hat er von seinem Großvater dann bekommen. Mochte das Ding lieber als seinen schönen Bogen. Anfangs. Aus ihm ist inzwischen ein guter Bogenschütze geworden. Und noch besser spielt er Gitarre."

Hexe - Die KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt