Schwester der Königin. Schwarzes Schaf der Familie. Unruhestifterin. Alleinerziehend.
Coletta hatte es nicht leicht im Leben. Sie kam aus einer konservativen Familie mit konservativen Werten. Ihre Mutter heiratete einen Prinzen, und sie und ihre Schwester wurden über Nacht zu Prinzessinnen. Sie hatten nur wenig Zeit gehabt, um sich an ihr neues Leben zu gewöhnen.
Ihre Eltern waren froh, als ihre Schwester Franka den zukünftigen König wählte. Und er sie, die zukünftige Königin. Diese Wahl machte die Entscheidung leicht, wer den Thron erben sollte. Beide. Heinrich. Ein gutaussehender Vampir aus bester Gesellschaft. Ihren Cousin, doch sie waren nicht blutsverwandt. Und Franka und Heinrich wussten, was sie erwartete.
Und Coletta? Für sie wünschten sich ihre Eltern eine ebenso gute Partie. Einen wohlhabenden Vampir, am besten aus dem Adel.
Coletta jedoch war ein Freigeist. Sie liebte das Ungezwungene. Sie liebte es, jeden Morgen neben einem anderen Mann aufzuwachen. Wenn sie eines nicht wollte, dann war dies eine feste Verbindung. Dafür hatte sie keinerlei Verwendung. Es gab niemanden, zu dem sie sich in dieser Hinsicht hingezogen fühlte.
Nein.
Obwohl, vielleicht vor vielen Jahren. Doch das war Vergangenheit.
Ihr Leben änderte sich drastisch, als sie König Friedrich begegnete. Er war gutaussehend, ja. Und er war bereits vergeben. Das machte es für sie umso spannender, ihn zu verführen. Und es gelang ihr. Es gelang ihr etwas zu gut.
Ihre gemeinsame Nacht gefiel ihr, und die Vorstellung weiterer Nächte gefiel ihr noch mehr. Doch als sie in ihren Alltag zurückkehrte stellte sie schnell fest, dass ihr Bauch immer runder wurde.
Ihre Tochter nannte sie Coralie.
Mit Coralie kam ein neues Problem in ihr Leben. Ihre Freunde munkelten darüber, wer der Vater des Kindes sein könnte. Besonders, da sie Jahrelang als unfruchtbar gegolten hatte.
Anstatt jede Nacht mit einer anderen Eroberung zu verbringen, wechselte sie Windeln und kümmerte sich um ein aufgewecktes Kleinkind. Coralie war sehr aufgeweckt. Sie begann früh damit, zu sprechen. Und sie hatte äußerst viel zu sagen. Coletta vermutete, dass ihr Töchterlein ihr in wenigen Monaten die Haare vom Kopf plappern würde.
Aber das machte nichts. Sie liebte ihre Kleine. Auch wenn sie ihr die Nächte verdarb.
Ein Kindermädchen half Coletta dabei, das Kind zu versorgen. Allein wäre die Prinzessin verrückt geworden. Sie brauchte Freiheit! Coletta lebte mit ihrer Tochter in einer kleinen Villa am Rand der größten Stadt des Vampirterritoriums. Im Trubel der Stadt fühlte sie sich am wohlsten. Hier lebten viele Menschen, daher war auch die Versorgung mit frischen Blut sehr bequem. Oft bestellte sie einen jungen, gesunden Mann in ihr Haus, um direkt von ihm zu trinken. Es gab Vermittlungsbüros für diese Dienste. Einige Menschen in der Stadt nutzten dies, um Geld zu verdienen. Außerdem befreites es sie größtenteils von der ‚Blutsteuer', die sie andernfalls abzugeben hatten. Coletta zahlte gern für frisches Blut, denn sie war keine Freundin des konservierten Bluts. Es schmeckte ihr zu fad.
Coralie malte gerade mit Wasserfarben, als ihre neuste Bestellung eintraf. „Hallo!", rief das Kind fröhlich dem Leckerbissen zu. Er brachte sogar ein Geschenk für das Kind und das Kindermädchen mit. Einen guten Fruchtsaft, den das Kindermädchen dankbar entgegennahm, um der Kleinen und sich selbst ein Glas einschüttete.
„Diesen Saft lieben wir! Vielen Dank!", sagte Coletta zufrieden. „Eine gute Wahl!" Die Menschen, die für den Vermittlungsservice arbeiteten, brachten oft Geschenke. Das galt zum guten Ruf des Unternehmens. Sie taten so, als wäre ihre Dienstleistung ein offizielles Date.
Der Fremde lächelte. „Gerne doch, Majestät."
Natürlich trank Coletta kein Blut vor den Augen ihrer Tochter. Sie selbst hatte es als Kind gehasst, ihren Eltern beim Trinken zu sehen. Daher zog sie sich mit dem jungen, schönen Mann in ihr Schlafzimmer zurück. Das Kindermädchen würde wunderbar auf Coralie achten. Immerhin wurde sie dafür bezahlt!
„Ich sehe, Sie haben noch etwas Besonderes mitgebracht!" Coletta betrachtete die Flasche Wein, die ihr Gast bei sich trug.
Der junge Mann lächelte. „Ein kleines Geschenk für meine Dame! Ich hörte, dass Blut betrunkener Menschen schmeckt süß. Und ich hörte, Ihr mögt süßes Blut!"
„Allerdings!" Sie mochte nicht nur süßes Blut. Sie mochte auch Wein. Im Schlafzimmer hatte sie immer ein paar saubere Gläser und eine gute Flasche Wein in ihrem Nachtschrank. Coletta war keine Trinkerin, nein. Aber sie beendete einen erfolgreichen Tag gern mit einem kleinen Glas des roten Getränks. Daher holte sie nun zwei Gläser aus ihrem Nachtschrank. „Wollen wir gemeinsam anstoßen?", fragte sie. „Meinen Namen wissen sie sicher, aber wie heißen Sie?"
„Amaniel", antwortete ihr ‚Gast'. „Und ich würde gern mit Euch anstoßen, Hoheit!"
„Das schmeichelt mir!" Coletta nahm ihm die Flasche ab und öffnete die Flasche mit einem einfachen Flaschenöffner, welchen sie ebenfalls in ihrem Nachtschrank aufbewahrte. Dann goss sie ihnen beiden Wein ein und gab dem jungen Mann eines der Gläser. Gemeinsam Namen sie auf einem Sofa Platz, welches in Colettas Schlafzimmer stand.
Sie stießen an, auf das Wohl des Landes, und Coletta nahm einen großen Schluck Wein. Sie achtete nicht darauf, ob ihr Gast etwas trank. Der Wein schmeckte dafür zu gut. „Das ist ein wundervoller Wein!", murmelte sie. „Ich mag es, wenn Männer einen Blick für Qualität haben."
„Nur das Beste für meine Dame!", antwortete der Leckerbissen.
Coletta brauchte nicht lange, um das Glas zu leeren. „Mögen sie den Wein nicht?" Schließlich bemerkte sie, dass sich am Inhalt von Amaniels Glas nichts geändert hatte. „Oder sind Sie schüchtern? Vor einer Dame zu trinken?"
„Oh, doch. Ich habe bereits etwas getrunken. Aber ich bin ein Genießer."
„Und ich etwa nicht? Wie frech. Das ist ein guter Wein!" Sie lächelte zufrieden. „Wie lange arbeiten sie bereits in der Blutbranche?"
„Oh. Ich habe erst vor kurzem angefangen. Ich hörte, es ist eine attraktive Art schnell Geld zu verdienen. Und ich mache jemand anderes damit ... nun... wäre glücklich ein passendes Wort? Schöne Hoheit?"
Coletta leckte über ihre Lippen. „Mehr als nur passend! Und ich denke... Oh!" Mit einem Mal wurde ihr schwindelig.
„Ist alles in Ordnung?", fragte der junge Mann.
„Ich... weiß nicht..." Dann sackte die Schwester der Königin leblos auf dem Sofa zusammen.
(c: sasi)
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Hexe - Die Königin
FantasyEtwa drei Jahre sind vergangen, seit Julia entführte wurde und mit den Elfen in die Steppe floh. Fritz hat sich dem Aufstand angeschlossen und versucht weitere Unterstützung zu finden. Er ist fest entschlossen, die Königin zu stürzen und bittet Paul...