Marie
„Marie?" Früh am Morgen stand Pia plötzlich hinter ihr. Marie hatte gerade ihr Frühstück aufgegessen und räumte mit ihren Freuden ihren üblichen Sitzplatz auf. Ihre Freunde zogen bei Pias Anblick die Augenbrauen hoch. Marie hatte ihnen längst von der Sache mit dem ‚ausgespannten Freund' erzählt. Elin warf ihr daher einen fragenden Blick zu. Marie nickte und seufzte genervt.
„Kann ich dir irgendwie helfen?", fragte sie.
„Können wir reden?"
„Nein." Marie wollte weggehen, doch Pia stellte sich ihr in den Weg. Alrik räusperte sich laut, doch Pia wich nicht zur Seite.
„Bitte. Marie. Nur ganz kurz. Es tut mir leid", flehte sie.
„Was genau?", brummte Marie. Pia betrachtete nervös ihre Freunde, die sich nun von Marie verabschiedeten und die beiden lieber allein ließen. Lou fragte Marie vorher, ob das in Ordnung war. Sie stimmte zu. Seufzend folgte sie ihrer ehemaligen Freundin aus dem Speisesaal nach draußen.
„Ich muss gleich zum Morgentraining!", brummte Marie.
Pia nickte. „Ich weiß. Ich brauche nicht lange. Es tut mir leid. Das mit August. Ich... Ich hatte es nicht geplant. Es war einfach geschehen."
„Er war mein Freund! Ich war verliebt. Man spannt anderen nicht den festen Freund aus."
„Ich weiß. Aber... Es war Augusts Entscheidung. Er hat dich verlassen. Ich habe ihn nicht darum gebeten. Der Kuss war ein nicht geplant. Aber... Passiert ist passiert, nicht wahr?"
„Das stimmt wohl." Und nun war es auch bedeutungslos. Marie war nun mit Theo zusammen. Sie trauerte August nicht mehr nach. Doch der Ärger blieb. „Es ist geschehen und vergangen."
„Verzeihst du mir?" Pia sah sie mit flehenden Augen an.
„Ich weiß nicht..." Marie zog an einer Strähne ihres dunklen Haares. „Es war furchtbar, Pia. So etwas vergisst man nicht einfach."
„Ich weiß. Mich hat er auch verlassen. Für eine andere." Sie rollte mit den Augen. „Er nannte es erst ein Versehen. Er wäre betrunken gewesen, als er mit ihr schlief. Ich wollte ihm verzeihen, was dumm von mir war. Doch dann war sie plötzlich seine große Liebe."
Marie zog die Augenbrauen hoch. Entschuldigte Pia sich deswegen? „Hat er das? Aber er sagte, DU seist seine große Liebe, als er mich verließ."
„Nicht mehr." Pia zuckte mit den Schultern. „Er ist jetzt verheiratet. Und hat zwei Kinder."
„Was? Echt?" Marie schüttelte verwirrt den Kopf. „Er wollte keine Kinder."
„Ich weiß. Ich will irgendwann Kinder. Deswegen haben wir ab und zu gestritten. Er wollte auch zur Militärschule. Genau wie wir. Oder studieren. Er hat seine Meinung fast täglich geändert. Und dann, ganz plötzlich, sagte er mir es sei Schluss. Er würde am Wochenende heiraten. Sie sei die Liebe seines Lebens, dass hätte er nun erkannt. Er bedankte sich dafür, dass ich ihm verzeihen hatte und ging. Drei Tage, nachdem er mit mir Schluss machte, hat er eine andere geheiratet. Eine sterbliche. Und sieben Monate nach der Hochzeit kam das erste Kind zur Welt. Sein Kind. Ein gesunder, runder Junge. Ich habe die drei einmal zusammen gesehen. Seine Neue prahlte mit ihrem gemeinsamen Kind."
„Oh." Marie blieb der Mund offenstehen. „Und die beiden haben jetzt zwei Kinder?"
„Ja. Seine Mutter bestand auf viele Enkelkinder und plötzlich war es alles, was er wollte. Mit der Sterblichen. Denn die war ja offensichtlich bereit, sofort mit der Produktion zu beginnen. Und nun hockt sie allein mit zwei Kleinkindern zuhause, da August fast nie da ist. Er arbeitet wohl derzeit als Bauerbeiter. Für einen kleinen Betrieb, der Magie nutzt, um besondere Gebäude zu bauen, die anders nicht möglich wären. Und danach hängt er in der Kneipe rum. Meine Mutter ist ja mit seiner Mutter befreundet. Sie hat mir davon erzählt. Laut meiner Mutter sehen beide Kinder genau aus wie er."

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Hexe - Die Königin
FantasyEtwa drei Jahre sind vergangen, seit Julia entführte wurde und mit den Elfen in die Steppe floh. Fritz hat sich dem Aufstand angeschlossen und versucht weitere Unterstützung zu finden. Er ist fest entschlossen, die Königin zu stürzen und bittet Paul...