Kapitel 10

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Julia

Es ging alles furchtbar schnell. Gerade hatte sie noch Finn und Marko mit einer Fremden, unbekleideten Frau gesehen, dann sprang auch schon ein Wolf auf sie zu. Schmerz. Das war alles, was sie danach noch fühlte.

Ihre Schulter tat weh, genau wie ihr Arm. Sie versuchte panisch ihr Gesicht zu schützen. Schmerz. Knurren. Jemand zog den Wolf von ihr weg. Mehr Knurren.

„Mama, lass sie!" Das war Finns Stimme, dann wurde um Julia herum alles schwarz.

Marko

Finns Mutter knurrte, während er sie in Wolfsform auf den Boden drückte. Finn weinte. Josefine und Fiete kamen aus dem Zelt gerannt, gefolgt von Peter und Leopold.

„Julia!", schrie Peter erschrocken und kniete sich neben sie Schwester. Leopold rannte zurück ins Zelt, um seine Eltern zu holen. Fiete hielt Josefine fest, die verärgert knurrte und ihre mehr als nur bedrohlichen Zähne zeigte.

„Was ist passiert? Warum ist Julia verletzt?", wollte Fiete wissen und kämpfte damit, seine Nichte davon abzuhalten, sich auf Finns Mutter zu stürzen.

„Sie hat sie plötzlich angegriffen!" Finn schluchzte. „Mama hat Julia gesehen und sich dann auf sie gestürzt!"

„Das ist deine Mutter?" Fiete betrachtete die beiden Wölfe, die sich nun zurückverwandelten. Marko hielt die Werwölfin noch immer fest, die aufgebracht und verwirrt zwischen ihnen hin und her sah. Sie hatte blondes Haar. Genau wie Finn. Marko viel zum ersten Mal auf, wie ähnlich Finn seiner Mutter sah.

„Was ist hier los? Warum verteidigt ihr die Hexe?", schnaubte sie aufgebracht.

„Erstens, weil Julia unsere Freundin ist, und zweitens! Was hattest du vor? Sie töten? Das hätte auch mich und Finn das Leben gekostet!", zischte Marko wütend.

„Ernsthaft verletzen reicht mir!" Finns Mutter, Elodie, knurrte. „Sie hält mein Baby gefangen!"

Marko beobachtete, wie Hanno und Flora Julia zurück in das Zelt brachten. Leopold eilte davon. Vermutlich um Verbandszeug und vielleicht auch Hilfe bei den Zentauren zu holen.

„Meine kleine Schwester hält niemanden gefangen!" Peter stand nun neben Fiete. Sein Gesicht war rot vor Wut. Finn kniete sich neben seine Mutter.

„Mama! Das darfst du nicht", wimmerte er leise.

„Das verstehe ich nicht." Elodie sah ihren Sohn an. „Warum beschützt ihr die Hexe..."

Josefine riss sich derweil von ihrem Onkel los und rannte in das Zelt. Fiete sah ihr betrübt hinterher und legte dann einen Arm um Peters Schultern. Peter seufzte und die beiden gingen ebenfalls in das Zelt.

„Mama. Julia ist meine beste Freundin. Meine Schwester", erklärte Finn.

Julia

„Nicht bewegen. Du hast dir den Kopf gestoßen!", das war Leopolds Stimme. Julia blinzelte. Sie lag auf ihrer Matte. Leopold hielt ihre Hand und Josefine saß mit angezogenen Knien neben ihm. Tränen schimmerten in ihren gelben, unheimlichen Drachenaugen.

„Was ist passiert?", fragte Julia noch etwas benommen.

„Du wurdest angegriffen." Leopold lächelte und strich ihr ein paar Haare von der Stirn. „Du hast eine Gehirnerschütterung, eine tiefe Bisswunde an der Schulter und tiefe Kratzer am linken Arm und am Bauch. Die Blutung konnten wir stoppen, aber das wird ein paar Narben geben. Die Wunden mussten genäht werden. Zum Glück kann eine der Zentauren das. Du hast Fieber, daher solltest du nicht versuchen, die Wunden zu heilen."

„Oh... Warum wurde ich angegriffen?"

„Finns Mutter ist hier. Elodie. Sie dachte, sie müsste Finn verteidigen. Sie hat sich inzwischen sicher an die hundert Mal entschuldigt...", erklärte Leopold. Josefine knurrte verärgert, sagte jedoch nichts.

Hexe - Die KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt