Etwa drei Jahre sind vergangen, seit Julia entführte wurde und mit den Elfen in die Steppe floh.
Fritz hat sich dem Aufstand angeschlossen und versucht weitere Unterstützung zu finden. Er ist fest entschlossen, die Königin zu stürzen und bittet Paul...
Ein schmaler Weg führte zu den königlichen Gräbern. Gerade breit genug, dass eine kleine Kutsche ihn passieren konnte. Rosenbüsche zierten den Weg. Ein paar weiße Blüten trotzten zwischen den gelb gewordenen Blättern der Kälte.
Zu Friedrichs Grab durfte sie noch nicht, Agathe hatte auch keinerlei Grund, sein Grab zu besuchen. Nein. Sie war auf dem Weg zu dem Grab ihres ersten Mannes. Dem Vater von Fritz, Cleo und Lea. Niemand würde es wagen, sie von diesem Besuch abzuhalten, auch wenn sie dafür unweigerlich an Friedrichs Grab vorbeikam. Der Weg führte an prächtigen Grabsteinen und Mausoleen vorbei, bis zu dem größten Mausoleum. In diesem ruhte König Friedrich.
Agathe hatte es vor vielen Jahren errichten lassen, als sie den Krieg gewann. Friedrich ruhte in der Gedenkstätte an ihre Eltern, für die sie das Mausoleum hatte erbauen lassen. Doch Friedrichs Körper war der einzige im Grab, da die Körper ihrer Eltern im Krieg verloren gegangen waren. Ihre Eltern lagen in Massengräbern. Eine Platte in der Mitte des Mausoleums erinnerte an ihren Verlust.
Agathe ging an den steinernen Wänden des Gebäudes vorbei, zu einer goldverzierten Platte, an der Wand des Gebäudes. Bei jedem Sonnenaufgang würden die Verzierungen funkeln. Dies war das Grab ihres Geliebten. Damals hatte sie den Gedanken nicht ertragen, dass er in einem dunklen Mausoleum liegen sollte. Daher wurde das Grab in die Wand geschlagen. So, dass der Tote jeden Tag von den ersten Sonnenstrahlen gegrüßt wurde. Hier hatte sein Körper es hell und schön.
Agathe strich über die Verzierungen und seufzte. „Bist du enttäuscht, Mirko?", fragte sie. „Wärst du stolz auf mich? Ich habe das Königreich beschützt so gut ich konnte. Und ich werde es vergrößern. Ich wünschte, du könntest es dann sehen. Mein Reich! Aber... Ich habe dir versprochen, unsere Kinder vor einem weiteren Krieg zu schützen. Ich konnte das Versprechen nicht halten. Es tut mir leid."
Sie legte ihre Stirn an den kühlen Stein uns wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. „Es wird wieder Krieg geben. Ich habe ihn kommen sehen. Und ich werde ihn gewinnen. Ich tue, was nötig ist. Zwei meiner Kinder sind verschwunden. Meine kleine Julia. Mein kleines Mädchen. Ich kann sie nicht finden. Und Peter. Vielleicht wärst du für ihn ein besseres Elternteil gewesen als ich und Friedrich. Ich habe den Jungen nie verstanden. Ich habe ihm alles gegeben, was sich ein junger Prinz wünschen konnte. Und doch war er eine Enttäuschung. Und ich war vermutlich eine Enttäuschung für ihn. Für meinen dummen Jungen."
Vergebens wartete Agathe auf eine Antwort. Natürlich. Die toten sprechen nicht. Doch wann immer sie herkam, wartete sie darauf, dass ihr Liebster zu ihr kam und ihr sagte, es sei alles nur ein böser Traum. Dass er nicht gestorben war. Dass sie noch immer glücklich waren.
Er würde nie zu ihr kommen.
„Mirko? Unsere drei Kinder tanzen mir auf der Nase herum. Cleo ist mit ihrer besten Freundin durchgebrannt und vor einiger Zeit verschwunden. Auch sie kann ich nicht finden. Fritz hat eine Sterbliche, eine Bürgerliche noch dazu, geheiratet, und Lea weigert sich generell zu heiraten. Dabei will ich doch nur das Beste für sie. Und das ist, was mein Königreich stärkt. Mich. Es ist ihre Pflicht. Aber sie sträuben sich. Du hattest immer einen besseren Zugang zu ihnen. Ich wünschte, du könntest sie zur Vernunft bringen. Ich will, dass sie glücklich sind, ja. Aber wir alle haben Opfer zu bringen und Pflichten zu erfüllen. Ich brauche dich an meiner Seite."
Träge wand sie sich von dem Grab ab und setzte sich in das feuchte Gras. Das ihre teure Kleidung Flecken bekommen würde war ihr einerlei. Sie sah hinauf in den Himmel. Graue Wolken zogen auf. Die Luft roch nach Regen.
Agathe schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Vergangenheit. Sie wollte Mirko sehen. Und wenn es nur Bilder waren. Sie ließ die Magie wirken, bis die ersten Bilder einer Vision zu ihr fanden:
Es ist Abend. Ihr Vater sitzt am Küchentisch und lacht über einen Witz, den Agathe ihm erzählt hat. Ihre Mutter strickt für Agathe eine warme Mütze aus roter Wolle. Durch das Fenster kann sie hohen Schnee sehen. Sie sind eingeschneit. Der kleine Fritz geht seinen ersten Schritt auf wackligen Beinen. Agathe wirbelt ihn stolz durch die Luft. Mirko sitzt am Kamin und lächelt. Mirko spielt mit Fritz. Der kleine Junge hält sich am Hosenbein seines Vaters fest und lässt sich über den Fußboden ziehen. Mirko, der sie küsst. Mirko, der ihr das Ja-Wort gibt.
Dann wanderten die Bilder weiter.
Julia steht vor einem kleinen Fenster und schaut in einen dunklen Wald. Peter steht neben ihr. Julia, Peter und zwei ihrer Diener sitzen auf einem einfachen Bett in einem fremden Raum. Ein kleines Dorf im Elfenwald. Cleo reitet mit ihren Schatten auf das Dorf zu. Ein Meer von Flammen. Cleo ruft nach Julia. Peter wird von einem Pfeil getroffen. Julia zieht ihn auf die Füße. Ihre Tochter weint. Lea streicht über das Haar einer jungen, blonden Elfe. Fritz küsst ein kleines Mädchen mit dunkler Haut. Paul steht in einer Bäckerei. Wölfe fletschen die Zähne. Harpyien fliegen über dem Schloss. Julia unterhält sich mit einem Mädchen an der Akademie. Die beiden lachen gemeinsam.
Agathe öffnete die Augen. Erst jetzt bemerkte sie den starken Regenschauer, der ihre Kleidung durchweichte. Dicke Tropfen kullerten ihre Stirn herunter. Schnaubend strich sie sich ein paar nasse Haarsträhnen aus dem Gesicht. Das Mädchen aus ihrer Vision, sie kannte ihr Gesicht. Das war Marie. Das Mädchen aus der Militärschule. Sie und Julia waren also Freunde? Das war gut. Auch wenn das Mädchen etwas distanziert gewesen konnte dies nichts anderes bedeuten als, dass sie eine Befürworterin der königlichen Familie war.
Peter... Ein Pfeil. Ist er gestorben?
Ihr kleiner Junge wurde also von dem Pfeil ihrer eigenen Soldaten getötet. Welch Ironie. Die Königin schmunzelte. Das hat der dumme Junge davon, sich gegen mich zu stellen.
Heiße Tränen liefen ihre Wangen herunter und vermischten sich mit den Regentropfen. Ihr kleiner Junge, ihr Peter, war tot. Sie hatte ihr Kind verloren. Agathe spürte ein Stechen im Herzen. Der Verlust schmerzte mehr, als sie erwartet hatte. Was würde sie nur dafür tun, ihren Sohn an sich zu drücken? Den dummen Jungen, der sich nicht bändigen ließ. Aber Julia. Sie hatte überlebt! Nicht wahr?
Aber wo war sie?
Wurde sie noch immer gefangen gehalten?
Oder versteckte sie sich?
Warum kommst du dann nicht nach Hause, Kind? Wer hält sich davon ab? Wer bedroht dich? Keine Angst, mein Schatz. Ich finde dich, und dann erobern wir die Welt!
Entschlossen wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht. Soldaten sollten das Land nach ihrer Tochter durchkämmen. Erneut. Irgendwo war ihr kleines Mädchen!
Und Fritz... Er hatte also doch ein Kind. Agathe schnaubte. Darum würde sie sich später kümmern. Sie hatte derzeit andere Prioritäten als ein unerwünschtes Blag.
(c: sasi)
Ach Agathe... Was mache ich nur mit dir?
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