Etwa drei Jahre sind vergangen, seit Julia entführte wurde und mit den Elfen in die Steppe floh.
Fritz hat sich dem Aufstand angeschlossen und versucht weitere Unterstützung zu finden. Er ist fest entschlossen, die Königin zu stürzen und bittet Paul...
Peyo und Emmie saßen bereits in der Kutsche, während Fritz sich von seiner Mutter verabschiedete. Paula stand höflich lächelnd neben ihm, doch er spürte, wie angespannt sie war. Die Königin wünschte ihnen eine gute Heimreise und verschwand dann wieder eilig in das Schloss.
Eine Königin hatte immer viel zu tun. Immerhin hatte sie sich Zeit genommen, um sie zu verabschieden.
Fritz und Paula setzten sich zu den beiden Teenagern in die Kutsche. Sie konnten es kaum erwarten, endlich das Schloss zu verlassen. Fritz wies den Kutscher noch schnell an, sie zunächst in die Hauptstadt zu fahren. Er und Paula hatten kurzfristig beschlossen, dass sie Peyo und Emmie die Stadt zeigen wollten.
Die beiden Teenager waren während der Fahrt sehr still. Peyo las in einem Buch. Der Junge war eine wahre Leseratte. Er las Bücher schneller, als Fritz blinzeln konnte. Und ganz offensichtlich konnte er danach das gesamte Buch auswendig. Emmie hingegen wirkte zufrieden. Sie sah aus dem Fenster und schielte ab und an zu dem lesenden Elf.
Paula und Fritz warfen sich wissende Blicke zu.
Als sie später den beiden Teenagern die Hauptstadt mit ihren Prunkvollen Gebäuden zeigten, bemerkte Paula schnell, dass sich Emmie unter all den Menschen und Sklaven nicht wohl fühlte. Sie zupfte an Fritz Ärmel und deutete auf das Wolfsmädchen.
Emmie sah sich unruhig um. Gelegentlich knurrte sie leise. Auch Peyo wirkte nervös.
„Das ist die Hauptstadt?", fragte er überwältigt. „So eine große Stadt habe ich noch nie gesehen! Und ich dachte schon, mein Heimatdorf sei groß! Es waren mal zwei Dörfer... Jetzt ist es ein großes. Eher eine Kleinstadt als ein Dorf..." Kurz schielte er zu den Wachen, die sie begleiteten und sein Gesicht verdunkelte sich. Woran er wohl dachte? Vermutlich nichts Gutes. Fritz seufzte. Dass Peyo Soldaten und Wachen nicht besonders schätzte, war kaum zu übersehen.
„Das ist interessant", ging Paula lächelnd auf den finster schauenden Jungen ein. „In der Hauptstadt gibt es einen großen Markt, viele Läden und auch ein großes Theater."
„Ein Theater?" Peyos Augen leuchteten auf. „Ich war noch nie in einem Theater!"
Emmie knurrte erschrocken, als sie ein Herr anrempelte. Der Mann schiene es eilig zu haben und bemerkte nicht, dass Emmie knurrte.
Fritz sah dem Mann verärgert hinterher. „Es gibt auch einen kleinen Park. Wollen wir dorthin?"
Peyo sah kurz zu Emmie, dann nickte er. Auch Emmie nickte.
Fritz führte sie zu dem winzigen Park neben dem Markt. Anders als auf dem Marktplatz war es hier nicht ganz so überlaufen. Sie setzten sich an einen Brunnen und genossen das gute Wetter. Emmie ging es hier schnell besser und sie unterhielt sich mit Peyo über das Theater. Sie überlegten welche Stücke dort wohl gespielt wurden und wie die Kostüme aussahen. Fritz schmunzelte. Er hätte die beiden gerne mit in eine Vorstellung genommen, doch gebundene Diener waren im Theater nicht erlaubt.
Doch dann hörten sie einen schmerzvollen Schrei.
„Herr! Bitte, nicht", rief jemand.
Ein Werwolf kauerte auf dem Boden und hielt die Hände über den Kopf. Ein gut gekleideter Herr schlug ihn mit seinem schicken Gehstock. „Nichtsnutziger Diener!", schrie dieser. „Du solltest rote Äpfel kaufen und keine grünen!"
„Herr! Es gab nur Grüne", jammerte der Wolf.
Der Herr, eindeutig ein wohlhabender Zauberer, ließ Wurzeln aus dem Boden kommen und drückte damit den Diener fest auf den Boden. Dann zog er an dessen Haaren. „Du bist nur zu dumm, um rote Äpfel von Grünen zu unterscheiden!"
Emmie knurrte aufgebracht. Sie wollte aufspringen, doch Peyo hielt ihre Hand. Sie schüttelte ihn nicht ab, doch sie starrte den Herrn mit gefletschten Zähnen an. Der Herr bemerkte es glücklicherweise nicht. Werwölfen war es verboten, Menschen gegenüber die Zähne zu fletschen. Und zu Knurren.
Fritz stand auf, eilte verärgert zu dem weinenden Diener und stellte sich dem Mann in den Weg. Fritz Wachen folgten ihm. „Hören Sie damit auf!", forderte Fritz. „Sie Quälen Ihren Diener unnötig! Hier sind Familien. Sollen Kinder sehen, wie grausam Sie mit ihrem Diener umgehen?"
Der Mann verzog das Gesicht. Er betrachtete Fritz abschätzig. Dann sah er zu dem Brunnen, wo Fritz Familie saß. Emmie zeigte noch immer ihre Zähne. Der Mann runzelte die Stirn.
„Kümmern Sie sich um Ihre Sklaven! Das dort drüben sind Ihre, richtig? Dem Mädchen sollten sie den Hintern versohlen! Sie haben ihre Diener nicht im Griff, aber mir sagen Sie, wie ich meinen behandeln soll?", brummte der Mann. „Gehen Sie aus dem Weg!"
„Nein!" Fritz verschränkte die Arme. Die Wachen rückten noch etwas näher, sodass sie nun neben ihm standen. Jetzt bemerkte der Zauberer sie... Er wurde blass.
„Ihr seid... Seid Ihr der Prinz? Prinz Fritz? Ja, doch... Ich habe ein Portrait von Euch gesehen. Verzeiht mir. Mein Diener und ich gehen jetzt!"
„Schlagen Sie ihn nie wieder!", zischte Fritz.
„Natürlich!" Der Herr befreite den Wolf von seinen Fesseln, griff harsch nach ihn, um ihn auf die Beine zu ziehen und die beiden eilten davon. Der Diener warf Fritz einen kurzen, dankbaren Blick zu.
Fritz kehrte zu seiner Familie zurück. Lächelnd strich er über Emmies Haar. „Es tut mir leid, dass du und Peyo das sehen musstet."
Emmie lehnte sich von seiner Hand weg und nickte.
„Waffeln!" Paula sprang auf und stemmte die Hände in ihre Hüften. „Ich gehe und kaufe uns Waffeln. Auf dem Markt gibt es immer welche!" Sie eilte davon, zwei Wachen folgten ihr, und kehrte kurz darauf mit warmen Waffeln wieder. Auf denen für Emmie und Peyo war besonders viel Puderzucker.
Während sie am Brunnen ihre Waffeln aßen, näherte sich ihnen ein Soldat. Erschrocken drückte Peyo sich an Emmie. Die Wölfin knurrte leise, doch der Soldat lächelte die beiden Diener freundlich an.
„Prinz Fritz? Ich habe gesehen, dass es Probleme mit einem Bürger gab?", fragte er und steckte ihm nebenbei heimlich einen Zettel zu. „Kann ich Euch helfen? Wollt Ihr den Bürger anzeigen?"
„Vielen Dank!" Fritz lächelte und steckte den Zettel weg. „Aber nein. Alles ist bestens."
Der Soldat verbeugte sich, dann ging er davon. Paula sah Fritz fragend an.
„Später", sagte er.
Als sie alle wieder in der Kutsche saßen, las Fritz den Brief. Die Schrift war schwer zu entziffern. Offenbar hatte jemand es eilig beim Schreiben gehabt. Vielleicht hatte der Soldat den Brief geschrieben, als er Fritz entdeckte. Immerhin konnte er nicht wissen, dass er Fritz im Park treffen würde. Fritz kannte ihn schon etwas länger. Der Soldat war einer der Boten der Rebellion.
Einige Rebellen planten einen Überfall auf eines der Gefängnisse. Sie brauchten Geld, um Waffen und anderes zu kaufen. Dann hat Ingried also herausgefunden, in welchem Gefängnis Rebellen festgehalten werden...
„Und?", fragte Paula.
„Nur etwas, worum ich mich kümmern muss", antwortete er und steckte den Brief wieder weg.
(c: sasi)
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