Julia
Julia saß am Flussufer und spielte mit mehreren Wassertropfen, die sie um sich sausen ließ. Gleichzeitig versuchte sie, das Gras um sich herum wachsen zu lassen. Das Wasser tat, was es sollte, doch das Gras bewegte sich nicht. Seufzend gab sie auf und spielte nur mit den Wassertropfen.
Sie brauchte dringend einen Lehrer.
Ein Zentaur kam auf sie zu. Es war der Älteste der Blassen Rotrücken. Er lächelte und beobachtete die herumschwirrenden Wassertropfen.
„Das ist beeindruckend!", sagte er schließlich.
„Mir fehlt Übung", gab Julia zu und ließ die Tropfen zurück in den Fluss purzeln. „Aber vielen Dank, für das Kompliment."
„Für mich sieht das nicht so aus, als würdest du Übung brauchen!" Der Zentaur zwinkerte ihr zu und setzte sich neben sie. „Wir sind zu einer Einigung mit diesem Stamm gekommen. Mein Stamm wird keine Flüchtlinge angreifen. Sehr wohl aber Soldaten. Andere waren nicht so zuvorkommend wie wir."
„Oh... Danke?"
Er nickte. „Ich hoffe sehr, dich eines Tages als Verbündete gewinnen zu können. Bis dahin, auf wiedersehen, kleine Hexe. Ich hoffe, du bleibst uns wohlgesinnt." Er stand wieder auf und verließ sie. Julia sah ihm verwirrt nach.
Verbündete?
Sie war sich nicht sicher, wie er das meinte. Doch seine Worte beunruhigten sie.
Julia saß noch etwas am Fluss und genoss die Ruhe, bis plötzlich ein paar Bilder ihren Weg zu ihr fanden:
Das Schloss. Die Königin. Agathe lächelt. Ein Kästchen voller Gift. Der König stirbt. Eine Hochzeit. Das Volk trauert. Eine Hochzeit. Die Königin lacht. Eine Hochzeit. Agathe und Prinz Marlon tanzen zusammen. Das Volk feiert. Die Königin küsst den Vampir. Gift. Torsten, Annemarie und ihre Kinder. Gift. Waffen, welche die Schuppen eines Drachen durchbohren. Ein Seil. Eine Hochzeit. Die Königin lacht. Der König hält ein Buch in der Hand und spricht mit der Königin. Eine Tasse Tee. Ein Schloss voller Blut. Zentauren brüllen vor Wut. Eine Armee der Völker. Julia an ihrer Spitze. Auf ihrem Kopf ruht eine Krone aus Licht und sanftem Feuer. Die Königin. Blutstropfen laufen ihre Stirn und Wangen herunter. Gift. Nixen die im Wasser spielen. Feuer. Die Königin sucht mit Visionen nach Julia. Sie will Julia an ihrer Seite haben, wenn sie über die Welt regiert. Julia als Waffe der Königin. Julia, die sich ihrer Mutter in den Weg stellt. Eine Armee der Völker. Der Feenwald in Flammen. Schreiende Harpyien. Wütende Drachen. Trauernde Vampire. Die Königin lacht. Ein Aufstand. Rebellen, die sich Julia anschließen. Fritz. Elfen und Werwölfe. Blut. Gift. Die Königin tanzt.
Erschrocken blinzelte sie. Was hatte sie da gerade gesehen?
Was waren das für Bilder? Was war das für eine Vision? Es kam ihr vor, als hätte sie die Vergangenheit und die Zukunft vermischt gesehen...
Der König war tot? Ihr Vater war tot? Ihre Mutter hatte ihn umgebracht? Und sie wollte den Vampirprinzen heiraten? Das durfte nicht geschehen. Sie sprang auf und rannte zu ihrem Zelt, vorbei an Elodie, die sich gerade mit Sofia unterhielt. Die beiden sahen ihr überrascht nach. Julia stürmte in das Zelt und in das Zimmer, welches sich Fiete und Peter teilten. Peter schlief und Fiete las in einem Buch, welches Liam ihm geliehen hatte. Erschrocken sah er von seinem Buch hoch.
„Juli, Liebes. Was ist los?", fragte er sie überrumpelt.
„Ich muss meine Mutter aufhalten! Es ist Zeit!", platzte es aus ihr heraus. Peter brummte im Schlaf und drehte sich auf die andere Seite.
„Setz dich erst einmal!" Fiete klopfte auf den Platz neben ihm. Seufzend setzte sich Julia hin. „Also? Was ist passiert?"
„Ich hatte eine Vision. Meine Mutter hat meinen Vater getötet und sie plant Prinz Marlon, einen Vampir, zu heiraten und... Ich muss sie aufhalten. Die beiden wollen Krieg! Und Mama will mich für ihre Zwecke nutzen. Ich brauche einen Lehrer... Und!"
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Hexe - Die Königin
FantasyEtwa drei Jahre sind vergangen, seit Julia entführte wurde und mit den Elfen in die Steppe floh. Fritz hat sich dem Aufstand angeschlossen und versucht weitere Unterstützung zu finden. Er ist fest entschlossen, die Königin zu stürzen und bittet Paul...