Kapitel 21

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Fiete

Am nächsten Morgen kam Julia nicht zum Frühstück. Flora schimpfte mit Fiete und Josefine, da sie das fiebrige Mädchen überanstrengt hatten. Auch Finja wollte sie sich später vorknüpfen. Doch zunächst bat sie alle darum, das Mädchen in Ruhe zu lassen. Sie musste sich ausruhen.

„Das Fieber sollte längst weg sein, aber das Mädchen kommt wegen euch nicht zur Ruhe!" Flora schnaubte. „Und dazu noch die Albträume! Ihr müsst vorsichtiger mit ihr sein! Seit wir aus unserem Dorf geflohen sind schläft sie schlecht."

Fiete machte sich sorgen. Hatte er Julia Angst gemacht? Vielleicht hätte er mit der Wahrheit warten sollen. Vielleicht war es zu früh. Vielleicht war das Mädchen noch zu krank und schwach... Vielleicht...

Doch die Situation hatte es verlangt.

An Josefines Verhalten war der magische Bund immer deutlicher erkennbar und Julia war es nun aufgefallen. Er musste es ihr sagen.

Dabei hatte er ihr noch nicht alles erzählt. Er und Josefine waren nicht gezwungen, sich nach Julias Willen zu richten. Sie hatten ihren freien Willen behalten, auch wenn sich ihr Leben nun nach der kleinen Hexe richtete. Für sie beide zählte kaum noch etwas anderes. Fiete dachte an Peter und lächelte verträumt. Nur Julia und Peter zählten für ihn.

Nach dem Frühstück suchte er daher das Mädchen auf. Floras Protest ignorierte er entschlossen. Er würde seine Worte weiser wählen. Und er musste sich bei ihr entschuldigen. Fiete hatte sie nicht überfordern oder verängstigen wollen. Julia hatte sich unter ihrer Decke vergraben, doch sie schlief nicht.

„Hey, Kleine." Fiete setzte sich neben sie und strich über ihren unter der Decke versteckten Rücken. „Haben Josefine und ich dich gestern erschreckt? Es tut mir leid. Kannst du mir verzeihen?"

Sie antwortete nicht. Stattdessen schaute sie müde unter der Decke hervor. Fiete lächelte.

„Es ist alles nicht so schlimm, Liebes", fuhr er fort. „Aber ich habe dir gestern nicht alles gesagt."

„Nicht alles?" Julia runzelte die Stirn. „Werde ich wirklich Königin? Und du und Josefine... Eure Magie... Ich verstehe das nicht. Und was ist mit Peter?"

„Peter? Oh. Das ist was anderes. Gut, dass ich ihn gerettet habe, lag auch an dir. Aber nicht nur." Er zwinkerte ihr zu. „Josefines und meine Beziehung zu dir ist eher platonischer oder familiärer Natur. Als wir dich das erste Mal getroffen haben, im Wald, da konnte ich sofort riechen, dass du jemand wichtiges bist. Wir weißen Drachen haben einen guten Grund, warum wir eher zurückgezogen leben und selten Menschen aufsuchen. Falls Hexen und Zauberer unter ihnen sind, kann das Auswirkungen auf uns haben. Daher meiden wir Menschen. Außer wir haben Hunger... Aber darum geht es jetzt nicht." Er stupste ihre Nase. „Unsere Magie hat eine Besonderheit, anders als die Magie der schwarzen Drachen. Meine Magie hat sich mit deiner Verbunden, genau wie Josefines. Das kommt nur sehr selten vor, aber es ist möglich. Da ihre Mutter ein weißer Drache war, war es ihrer Magie möglich, sich mit deiner zu verbinden. Josefine war noch zu jung, um zu verstehen, was passiert war."

Nun setzte Julia sich auf. Sie rieb sich am Kopf.

„Hast du noch Kopfschmerzen?" Fiete berührte ihre Stirn, um nachzusehen, ob sie noch Fieber hatte. Er lächelte, als er keines feststellen konnte. Hoffentlich blieb es dabei.

„Ein wenig, aber heute ist es besser", antwortete sie. „Eure Magie und meine Magie sind jetzt also verbunden?"

„Genau. Unsere Magie kann sich mit der Magie eines Magiers oder einer Magierin verbinden, wenn unsere Magie zusammenpasst. Daher leben wir isoliert. Um so einen Bund zu vermeiden. Es ist in unserer Geschichte nur sehr selten vorgekommen, doch all diese Magier waren sehr wichtige Persönlichkeiten. Vermutlich ist das auch eine Voraussetzung für diesen Bund. Magie ist kompliziert. Manchmal habe ich das Gefühl, sie hat ihren eigenen Willen."

Hexe - Die KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt