Es war früher Morgen. Lea trank ihre erste Tasse Kaffee. Die Prinzessin war kein Morgenmensch, wie Chloe inzwischen wusste. Anders als sie, und ihr Bruder.
Shay schlief noch. Lea hatte ihnen angeboten, heute nicht Arbeiten zu gehen, da sie erst sehr spät vom Schloss zur Akademie zurückgekehrt waren. Als Prinzessin und Schulleiterin der Akademie konnte sie ihren Dienern problemlos einen freien Tag gönnen.
Etwas, was dem regulären Personal an der Akademie nicht immer schmeckte. Daher wollten Chloe und Benjamin zur Arbeit in der Wäscherei erscheinen. Auch wenn sie müde waren.
„Ich weiß nicht..." Lea gähnte träge. „Wie lange habt ihr geschlafen? Vier Stunden? Weniger? Ihr zwei solltet zurück ins Bett. Schlimm genug, dass ich mich nicht vor der Arbeit drücken kann."
Benjamin, der träge sein Müsli aß, schüttelte den Kopf. „Nein. Manche der Angestellten sagen, wir werden bevorzugt. Und sie geben uns dann die Sachen, die niemand machen will. Wie weiße Laken mit stinkendem Zeug bleichen. Ich muss davon husten! Und mir wird jedes Mal schwindlig."
„Was?" Lea spuckte beinahe ihren Kaffee aus. „Husten? Schwindlig?"
„Wir sind gebundene Diener." Chloe seufzte. „Sie sehen es als ihr Recht, uns die unangenehmen Aufgaben zu geben. Wundert dich das? Wirklich?" Chloe rollte mit den Augen und sah zu ihrem Bruder. Auch Benjamin sah die Prinzessin skeptisch an. „Wir wollen lieber arbeiten gehen. Bevor sie noch mehr Gründe haben, uns schlechter zu behandeln", murmelte er.
Lea seufzte. „Ob es mich wundert? Allerdings!" Die Königin hatte ein Schreiben an alle ‚Arbeitgeber' gebundener Diener schicken lassen. Über den korrekten Umgang mit Gebundenen. Das Schreiben lag auf dem Esszimmertisch. Lea starrte das Stück Papier an, als wollte sie es mit Blicken allen verbrennen. „Dieses Schreiben macht alles nur noch schlimmer... Ich habe genaue Anweisungen darüber gegeben, welche Aufgaben ihr machen könnt und welche nicht. Bleiche gehört nicht zu den Aufgaben, die zwei Teenager erledigen sollten. Die Dämpfe sind giftig. Haben sie euch wenigsten einen Mundschutz gegeben?"
Benjamin nickte. „Wir wollen keinen Tag frei."
Schließlich willigte Lea ein. „Ich begleite euch zur Wäscherei. Ich will nicht, dass ihr zwei in Kontakt mir giftiger Bleiche kommt! Warum habt ihr nichts gesagt?"
„Wir sind gebundene Diener", murmelte Benjamin aufgebracht. „Man sagte uns, dass wir keine anderen Aufgaben erwarten dürfen. Dass dies der Wille der Königin sei. Warum sollten wir das hinterfragen? Ihr habt unsere Familie umgebracht!" Er wischte sich eine Träne aus dem Gesicht.
Chloe strich beruhigend über seinen Arm. „Danke, Lea. Aber wir wollen trotzdem zur Arbeit. Wir wollen niemandem noch mehr Gründe geben, uns schlecht zu behandeln."
Die Prinzessin wirkte betroffen. Wie versprochen brachte sie die beiden zur Wäscherei, und ermahnte die Angestellten, ihre zwei Diener nicht schlecht zu behandeln. Außerdem wollte sie die beiden nicht in der Nähe von Bleiche wissen. Das Schreiben ihrer Mutter hatte sie auf dem Esstisch liegenlassen, anstatt es mitzunehmen. Doch als Lea ging, entdeckte Benjamin dasselbe Schreiben an einer der Wände der Wäscherei.
Dort stand nun, dass auch Außenstehende gebundene Diener bestrafen durften, wenn sie gegen Regeln verstießen oder nicht tüchtig genug arbeiteten. Die Vorschläge, wie solche Strafen aussehen könnten waren furchterregend. Chloe wurde schlecht. Hätten wir besser im Bett bleiben sollen?
Außenstehende. Dazu galten auch alle normalen Angestellten der Akademie und besonders diejenigen, die ihnen die Aufgaben zuweisen. Frau Weich, die Chefin der Wäscherei, rief Chloe und Benjamin zu sich und warf den beiden strenge Blicke zu.

DU LIEST GERADE
Hexe - Die Königin
FantasyEtwa drei Jahre sind vergangen, seit Julia entführte wurde und mit den Elfen in die Steppe floh. Fritz hat sich dem Aufstand angeschlossen und versucht weitere Unterstützung zu finden. Er ist fest entschlossen, die Königin zu stürzen und bittet Paul...