Der Stamm der Blassen Rotrücken war ein stolzer Stamm mit alten Traditionen und einer eigenen Religion. Sie glaubten, dass die Welt und die Zentauren von einem himmlischen Pferd erschaffen worden waren.
Das Himmelspferd lief durch den Sternenhimmel, bis es einen Stern fand, welcher ihm gefiel. Es war lange gereist. Sein Körper bestand aus dem Licht der Sterne, aus welchem es geboren worden war. Nach einem langen Weg legte es sich müde auf dem Stern zu ruh. Als es am nächsten Morgen aufwachte, wuchs das erste Gras auf dem Stern und der erste Fluss zog durch den Stein. Durch die Anwesenheit des Himmelspferdes begann der Stern zu Leben und bald war es nicht mehr allein. Viele Kreaturen bevölkerten den Stern.
Doch keine der Kreaturen glich dem Himmelspferd.
Bald entstand unter ihnen Streit. Manche wollten das Himmelspferd verscheuchen, da es so anders aussah als sie selbst. Denen jedoch, die zu dem Pferd standen, schenkte es einen Teil seiner Macht. Diesen Kreaturen wuchsen Pferdeleiber und sie verteidigten das Himmelspferd, das erste Gras und den ersten Fluss. Die anderen Kreaturen wurden so gezwungen, andere Teile des Sterns zu bevölkern. Das neu entstandene Volk der Halbpferde nannte sich Zentauren. Und sie verteidigten fortan das Land vor Eindringlingen.
Rasmus liebte es, wenn seine Mutter ihm die Legende vom Himmelspferd erzählte. Die beiden saßen vor ihrem Zelt. Gerade stellte sie Perlen aus Holz her. Für eine Kette. Rasmus sah ihr dabei zu.
„Mama?", fragte er. „Warum ist das Himmelspferd nicht mehr bei uns?" Er war ein kluger Junge. Seine Eltern waren auf den Sechsjährigen sehr stolz.
„Es löste sich in Sternenstaub auf und kehrte zurück zu seinem Ursprung. Von dem Sternenhimmel aus, wacht es über uns und unser Land", antwortete sie. „Weißt du, welcher Tag morgen ist?"
Rasmus nickte eifrig. „Morgen ist das Fest der Sternengabe!"
„Und was feiern wir Morgen?"
„Das wir erschaffen wurden! Und das feiern wir mit einem großen Kampf! Zu Ehren des Himmelspferdes! Mama?"
„Ja?"
Aufgeregt scharrte der kleine Junge mit den Hufen. „Papa nimmt am Kampf teil, ja?"
Seine Mutter wuselte ihm durch das Haar. „Alle Krieger tun dies."
„Darf ich auch kämpfen?" Rasmus wollte ein Krieger sein. Wie sein Vater und seine beiden Tanten.
Die meisten Zentauren des Stammes waren Krieger, doch nicht alle. Es gab auch andere, ebenso angesehene Aufgaben. Wie der Herstellung des Schmucks, den die erwachsenen trugen, um ihre Feinde zu beeindrucken. Diese Aufgabe hatte seine Mutter für sich gewählt.
Beim Fest der Sternengabe bemalten alle Krieger ihre Rücken mit dem Blut eines Kaninchens. Und dann kämpften sie gegeneinander. Ein blutiger Kampf, bei welchem selten auch ein Krieger ums Leben kam. Dies galt als besondere Ehre. Der Sieger wurde am Ende von allen Zentaurinnen, die ein Junges erwarteten, mit Blumenkränzen geschmückt. Der Sieger hingegen berührte ihre Wangen mit seinen blutigen Händen. Ein Glücksbringer, damit die neue Familie gedeihen würde.
Danach entzündete der Stamm bei Sonnenuntergang ein großes Feuer und alle sahen zu, wie die Flammen sich gen Himmel zu den Sternen streckten. Damit bedankten sie sich beim Himmelspferd für seinen Schutz und seine Gunst.
Und obwohl dieses Fest kein friedliches war, freuten sich besonders die Kinder darauf. Denn wenn das Feuer entzündet wurde, durften sie mit dem Sieger um die hohen Flammen tanzen. Meist endete dies in absolutem Chaos. Am Ende versuchten die Kinder, den Sieger zu fangen. Auch dies war Tradition. Und kurz vor Sonnenaufgang, wenn das Fest endete, gab es süßes Brot und süße Milch für alle Kinder. Rasmus konnte es kaum erwarten. Doch noch viel mehr, wollte er kämpfen.
„Darf ich?", wiederholte er daher.
„Kämpfen?" Seine Mutter schüttelte den Kopf. „Dafür bist du noch zu jung. Wenn du groß bist, und zu den Kriegern gehörst, dann darfst du kämpfen. Aber du darfst am Ende versuchen, den Sieger zu Fangen. Mit all den anderen Kindern."
Rasmus nickte schmollend. „Ich will lieber der Sieger sein."
Lachend drückte seine Mutter ihn an sich. „Weißt du, warum ihr Kinder am Ende den Sieger Fangen dürft?"
Er schüttelte den Kopf. „Weil es Spaß macht?"
„Auch, ja." Sie lachte leise. „Damit unsere Zukunft ebenfalls zu starken Kriegern heranwächst! Zu Ehren des Himmelspferds."
„Ich werde der stärkste Krieger!", verkündete der Junge.
Seine Mutter nickte. „Da bin ich mir sicher. Aber du musst kein Krieger werden. Das Himmelspferd wacht Wohlwollen über uns alle. Auch über diejenigen, die einen anderen Weg wählen."
Rasmus schüttelte den Kopf. „Ich will aber! Ich will ein Krieger sein!"
(c: sasi)
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Hexe - Die Königin
FantasyEtwa drei Jahre sind vergangen, seit Julia entführte wurde und mit den Elfen in die Steppe floh. Fritz hat sich dem Aufstand angeschlossen und versucht weitere Unterstützung zu finden. Er ist fest entschlossen, die Königin zu stürzen und bittet Paul...