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-Erwins Sicht-

Von Levi erfuhr ich, wer der Mann war, von dem ich meine Augen nicht hatte abwenden können. Er hieß Mike Zakarius und war die Hebamme von Eren und Levi. Er war zu Besuch, weil Eren ihn um ein Gespräch gebeten hatte.

Es dauerte nicht lange, bis Mike wieder in meinem Sichtfeld auftauchte. Er nickte uns kurz zu und ging wieder die Treppe hinauf.

,,Gibt es noch etwas, das ich über Mike wissen sollte?", fragte ich und wandte meine Aufmerksamkeit wieder zu meinem Freund. ,,Er hat ein Kind mit einem Mann", erwähnte Levi. Ich lehnte mich zurück. Das musste heißen, dass Mike - so wie Eren - schwanger werden konnte.

,,Mike hat also ein Kind", wiederholte ich. ,,Überrascht dich das so sehr?", hakte Levi nach. ,,Man sieht ihm nicht an, dass er schwanger werden kann, das ist alles", erwiderte ich. Es konnte grade mal eine handvoll Männer schwanger werden und die Mehrheit der betroffenen Männer hatte feminine Züge. Mike hingegen war weder zierlich noch klein.

,,Wie alt ist dieses Kind?", hakte ich nach und Levis Reaktion nach zu urteilen, gefiel ihm mein schroffer Tonfall nicht. Er ließ die Luft in seiner Lunge in aller Ruhe entweichen und sah mir dann in die Augen. ,,Kinder sind etwas schönes, Erwin", sagte der Schwarzhaarige, was mich amüsierte. Er war definitiv ein Familievater; Eren und das Baby in seinem Bauch konnten sich glücklich schätzen.

,,Wir haben verschiedene Ansichten, was das angeht. Kinder sind das letzte, was ich möchte", erwiderte ich. Wenn Mike eine Familie hatte - ein kleines Kind und einen Mann, konnte das mein Vorhaben mit ihm sehr stark beeinträchtigen. ,,Ist er in einer Beziehung?" Levi schüttelte den Kopf und kurz darauf erfuhr ich sehr interessante Dinge über Mike.

Levi erzählte mir, dass Mike momentan keine Beziehung führte und dass er zu dem Vater seines Kindes offenbar keinen Kontakt mehr hatte. Zudem war dieses Kind bereits volljährig und studierte im Ausland Medizin.

Somit musste ich nicht auf mein Vorhaben verzichten; ich würde Mike bei passender Gelegenheit ansprechen, ihn etwas besser kennenlernen und ihn zu mir einladen.

Ich würde ihn zu meinem Sub machen. Zu jemandem, der es wahrlich genoss, vor mir auf die Knie gehen zu dürfen.

Wir beendeten das Gespräch über Mike und sprachen über Belangloses, bis Mike und Eren die Treppe hinunter kamen und in Richtung des Aufzugs gingen. Eren verabschiedete sich von Mike und kam dann mit schüchternen Schritten zu uns in das Wohnzimmer. Er lächelte mir kurz zu und setzte sich neben seinen Freund.

Mein Blick ruhte für einen Moment auf Eren. Sein braunes Haar fiel ihm auf die Stirn und seine blaugrünen Augen waren auf Levi gerichtet. Ihm galt auch das Lächeln, das Eren auf seinen Lippen trug. Ich senkte meinen Blick und hielt den tiefen Respekt, den ich Levi gegenüber hatte, bei.

,,Wie geht es dir, Erwin?", fragte Eren. Ich richtete meinen Blick wieder auf ihn. Wir unterhielten uns und Eren erzählte mir, wie die Besuche seiner Hebamme - Mike Zakarius - liefen. Ich war interessiert und Levi verdrehte innerlich die Augen.

Ich nahm es ihm nicht übel.

[...]

Nachdem ich in meiner Villa angekommen war, nahm mich eine meiner Hausangestellten in Empfang. Ihr Name war Karina Braun. Sie war eine ältere Dame und arbeitete bereits seit einigen Jahre für mich. Sie begrüßte mich und nahm meine Jacke entgegen.

,,Danke."

Meine Angestellten teilten sich die anstehenden Arbeiten an den jeweiligen Tagen auf. Sie kamen dann, wann sie gebraucht wurden und gingen danach wieder nach Hause. Sie blieben nicht über Nacht und sonntags hatten sie frei - ich war alleine in meiner Villa.

,,Würdest du mir einen Kaffee machen und ihn in mein Büro bringen, wenn du Zeit hast?" Karina nickte, während sie meine Jacke in ihren Händen hielt. ,,Natürlich, Herr Smith. Ich muss nur kurz nach der Wäsche sehen", erwiderte sie.

Das Empfangen von mir, wenn ich nach Hause kam, und das Machen und Bringen von Kaffee hatten keine Priorität. Meine Hausangestellten sollten die nebensächlichen Dinge nur dann machen, wenn sie Zeit dafür fanden. Ihre eigentliche Aufgabe war es, den Haushalt zu erledigen. Der Rest war ein Extra, das ich mir erlaubte.

,,Der Kaffee hat keine Eile", setzte ich noch an. Jemand, der es schwer hatte, einen Job zu finden und in ärmeren Verhältnissen lebte, würde alles tun, um seinen Job zu behalten. Karina war so jemand. Zudem hatte sie eine kleine Nichte, Gabi, um die sie sich kümmern musste. Sie zeigte sich daher von ihrer besten Seite und ging meinen Wünschen nach.

Ich war so gutherzig und hatte ihr eine Gehaltserhöhung gegeben. Nicht, weil mich ihre Umstände so sehr berührten, sondern weil sie ihre Arbeit sorgfältig und zuverlässig erledigte. Auch hatte sie sich in den vielen Jahren, in denen sie für mich schon arbeitete, nicht ein einziges Mal beklagt.

Ich ging in mein Büro und sah mir die Bewerbungsunterlagen der Models an, die meine rechte Hand ausgewählt hatte. Sie sollten meine neue Frühlingskollektion auf einem Laufsteg präsentieren und so wie es aussah, hatte Nile gute Arbeit geleistet. Natürlich würde ich diese Models auch persönlich sehen wollen.

Bisher gefiel mir Nanaba - das war ihr Künstlername - am besten, sie hatte vor ein paar Monaten für unsere Fotokollektion vor der Kamera gestanden. Für mich kamen besonders große Models mit kurzen Haaren in Frage.

Ein paar Minuten vergingen, als ein leichtes Klopfen an der Zimmertür ertönte. Ich blickte von meinem Laptop auf und richtete meinen Blick zu der Tür. ,,Herein", sagte ich. Frau Braus trat herein. ,,Ihr Kaffee, Herr Smith." Sie kam zu mir und stellte die Tasse mit einem Untersetzer auf meinen Schreibtisch. ,,Vielen Dank", sagte ich, ehe Karina höflich nickte und mein Büro ohne weiteres verließ.

Ich widmete mich wieder meiner Arbeit und schaute mir nun die Bewerbungen der männlichen Models an. Sie alle waren interessant und hatten einen Wiedererkennungswert.

Ich lehnte mich zurück und grinste, als meine Gedanken abschweiften und ich Mike vor mir sah. Er hatte in meinen Augen zwar nicht das, was ein Model ausmachte, aber dennoch erschien er mir wesentlich interessanter als die ganzen Männer, die sich über Agenturen für diesen Job beworben hatten.

Ich fuhr mit meiner Arbeit fort, sobald ich meine Gedanken über Mike fürs Erste abgelegt hatte. Ich ging die Bewerbungen durch und trank nebenbei den Kaffee.

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Nothing more than... [ErwinxMike]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt