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-Erwins Sicht-

,,Wenn dir das Geschenk nicht gefällt, werde ich es umtauschen", sagte ich, als Mike die kleine Box öffnete, in der sich die Armbanduhr befand, die ich ihm gekauft hatte. Der Blondhaarige betrachtete das Geschenk und blickte dann zu mir. ,,Ich verlange keine Geschenke von dir, Erwin. Die Uhr war bestimmt sehr teuer."

Ich schmunzelte.

,,Die Uhr passt hervorragend zu dem Anzug, den ich dir angefertigt habe", meinte ich und erhob mich von der Couch. Ich trat vor Mike, nahm dir Uhr in die Hand und legte sie um sein Handgelenk. Während meine Finger auf seiner Haut ruhten, sahen wir uns beide an. ,,Das wird nicht das letzte Geschenk sein, das du von mir bekommen wirst."

,,Ich weiß wirklich nicht, wie ich mich dafür erkenntlich zeigen soll", erwiderte Mike. ,,Ich erwarte keine Gegenleistung von dir. Es würde mich aber freuen, wenn du die Uhr ein paar Mal tragen würdest", entgegnete ich und ließ seinen Arm vorsichtig los. ,,Machst du deinen Subs immer so schöne Geschenke?"

,,Du bist der erste."

,,Der erste?"

Ich beugte mich zu Mike runter und berührte mit meinen Lippen beinahe seine Wange. ,,Die anderen waren es mir nicht wert", hauchte ich. Genauso wie sie es mir nicht wert gewesen waren, sie zu einen meiner Modenshows mitzunehmen oder ihnen einen Anzug anzufertigen. Mike war mir diese Mühen wert - es gefiel mir, diese Dinge für ihn zu tun, ihn zu verwöhnen, auch wenn er das alles nicht erwartete.

,,Herr Smith, Ihre-"

Ich löste mich mit aller Ruhe von Mike und richtete mich auf, bevor ich zum Türrahmen blickte, in der Karina stand. Sie war meine Bedienstete und hatte mir offenbar etwas so wichtiges mitzuteilen, dass sie völlig vergessen hatte, anzuklopfen.

Zumindest würde ich ihr das unterstellen, wenn ich nicht wüsste, dass sie bisher noch kein einziges Mal vergessen hatte, durch ein einfaches Klopfen anzukündigen, dass sie nun das Zimmer betreten würde. Ich musste so sehr auf Mike fokussiert gewesen sein, dass ich sie nicht gehört hatte. Selbst wenn dem nicht so gewesen wäre, hätte ich Karina nicht zurechtgewiesen.

,,Tut mir aufrichtig leid, Herr Smith, die Tür stand offen, ich habe Sie nicht stören wollen", erklärte die ältere Frau. Sie musste das Gefühl haben, sich rechtfertigen zu müssen, aber das musste sie nicht, auch wenn mir diese Höflichkeit wichtig war. ,,Ihre Sekretärin hat vor wenigen Minuten angerufen, weil sie Sie nicht erreichen konnte", teilte sie mir mit.

,,Danke, Karina. Ich werde sie zurückrufen", antwortete ich. Meine Angestellte nickte und verließ das Wohnzimmer. Ich richtete meinen Anzug, bevor ich mich auf die Couch nieder ließ und meine Sekretärin über mein Handy anrief.

Sie und Nile waren die einzigen meiner Mitarbeiter, denen ich meine private Nummer anvertraut hatte. Nile war ein guter Freund und meine Sekretärin war für meine Termine verantwortlich. Sie organisierte alles und behielt alles im Überblick. Sie nahm mir viel Arbeit ab, immerhin war ich ein sehr beschäftigter Mann, der kein Auge für alles haben konnte.

Ich besaß neben meinem privaten Handy ein zusätzliches Handy, das ich für meine Arbeit nutzte. Die Nummer dieses Handys war für mehrere Mitarbeiter verfügbar, aber auch für andere Personen, die mit meiner Arbeit und meiner Firma in Verbindung standen.

Und Mike - ihm hatte ich ebenfalls meine private Nummer anvertraut, damit er mich jederzeit erreichen konnte. Normalerweise stellte ich meinen Subs meine Email-Adresse zur Verfügung, wie ich es bei Mike anfangs getan hatte. Aber da er mittlerweile bei mir wohnte, dufte er auch meine private Nummer nutzen.

,,Guten Abend, Herr Smith. Ich hoffe, es stört Sie nicht, dass ich Sie um diese Uhrzeit noch belästige", ich schmunzelte bei ihrer Wortwahl und lehnte mich zurück, ,,Ein berühmte Journalisten möchte ein Interview mit Ihnen führen. Ihr Name ist Yelena, sie arbeitet für Wings'. Sie möchte Ihnen Fragen über Ihre Modenshow und Ihr Vorhaben für die Zukunft stellen."

,,Dann sagen Sie Yelena, dass ich dem Interview zusage. Wing's wird nicht nur von der alten, sondern auch von der jungen Generation gelesen", sagte ich. ,,Gut. Dann werde ich ein Treffen vereinbaren. Diesen Freitag sind Sie verplant, weil Sie Essen gehen?" Ich blickte zu Mike, der mich das ganze Telefonat über ansah. ,,Am Freitag habe ich einen Tisch reserviert, es wäre schade, die Reservation nicht wahrzunehmen."

Man merkte es Mike kaum an, aber auf seinen Lippen bildete sich ein Lächeln. Ich hatte ihm noch nicht gesagt, dass wir essen gehen würden, aber er hatte es wahrscheinlich schon geahnt, denn bisher hatte ich ihn jede Woche in ein Restaurant ausgeführt. Manchmal waren wir danach in ein Hotel gegangen oder hatten den Abend ohne Sex verbracht.

,,Wer ist denn die Hübsche an Ihrer Seite?", fragte die Frau. Ich konnte ihr Grinsen förmlich spüren. ,,Die hübsche Frau", begann ich und blickte zu Mike, ,,ist jemand, über die du kein Wort verlieren wirst." Mike schmunzelte. ,,Nur ein Idiot würde einen so gut bezahlten Job riskieren, mir ist das Geld wichtiger als Aufmerksamkeit. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend, Herr Smith. Bis morgen."

,,Danke. Wir sehen uns morgen."

Ich beendete das Telefonat und legte mein Handy auf den Tisch. ,,Sie geht davon aus, dass ich eine Frau bin?", hakte Mike nach. ,,Sie alle gehen davon aus, dass ich auf Frauen stehe. Ausgenommen von Nile und Levi", antwortete ich. Bevor Mike etwas erwidern konnte, war es nun sein Handy, das klingelte. ,,Das ist mein Sohn, entschuldige mich kurz."

Damit erhob sich Mike von der Couch und verließ das Zimmer. Manchmal vergaß ich, dass er Vater war und bereits verheiratet gewesen war. Aber jetzt war er bei mir.

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Nothing more than... [ErwinxMike]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt