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-Mikes Sicht-

Nachdem der letzte Gang serviert wurde, war die Sonne schon untergegangen. Erwin und ich unterhielten uns. Dieses Mal nicht über die BDSM-Szene, sondern über uns selbst. Ich erzählte ihm etwas aus meinem Leben und er wiederum etwas aus seinem.

,,Sie sind also ebenfalls Einzelkind", stellte Erwin fest, woraufhin ich nickte. Wir hatten in der Hinsicht wohl auch etwas gemeinsam. ,,Viele finden eine Kindheit ohne Geschwister eintönig. Trifft das bei Ihnen auch zu?", wollte der Blondhaarige wissen.

,,In meiner Nachbarschaft waren sehr viele Kinder, mit denen ich gespielt habe, mir war nur selten langweilig. Aber ich hätten mir einen Bruder gewünscht. Was ist mit Ihnen?", fragte ich. Erwin schmunzelte.

,,Ich habe damals lieber Bücher gelesen und gelernt als mit anderen Kindern zu spielen. Irgendwann habe ich dann Levi kennengelernt und ihn in mein Herz geschlossen", erzählte Erwin, was mich zum Lächeln brachte.

,,Sie waren bestimmt der Lehrerliebling", scherzte ich. Erwin lachte und nahm einen Schluck von dem tiefroten Wein. ,,Da haben Sie nicht ganz Unrecht. Bevor mein Vater Jäger wurde, war er Lehrer hier in Mitras. Er hat mich in Geschichte und Religion unterrichtet, ihm war meine Bildung sehr wichtig", erklärte mein Gegenüber.

,,Und Ihre Mutter?", fragte ich interessiert. ,,Sie hat mehrere Banken in der Hauptstadt geleitet. Beide sind jetzt in Rente", antwortete Erwin. Es war beeindruckend, dass nicht nur er erfolgreich war, sondern auch seine Eltern. In der Hauptstadt zu arbeiten und zu leben, war ein Privileg. ,,Warum erzählst du mir nicht von deinen Eltern, Mike?"

Von meinen Eltern?

,,Meine Mutter war Erzieherin und mein Vater hat in einer kleinen Firma gearbeitet, er ist letztes Jahr leider wegen Herzinfarktes gestorben", erzählte ich. ,,Das tut mir leid", erwiderte Erwin. ,,Ich wünschte, dass er ein Bisschen länger gelebt hätte, aber ich kann mich nicht beschweren. Er wurde fast achtzig Jahre alt und meine Mutter scheint seinen Tod gut zu überstehen."

Ich widmete mich meinem Dessert und probierte den flüssigen Kern des Kuchens. Er war warm und schmolz auf meiner Zunge. Während ich mich weiterhin mit Erwin unterhielt, aß ich von dem Dessert und trank von dem Wein. Das Essen in diesem Restaurant war wirklich gut.

Nach dem Essen rief Erwin eine Kellnerin zu uns und als ich dann sah, wie viel er für den Wein und das fünf Gänge Menü bezahlte, schluckte ich hart. Der Kellnerin gab er zudem auch noch Trinkgeld.

,,Ich möchte, dass du nicht über den Preis nachdenkst, sondern lächelst, Mike", sagte Erwin, während auf seinen Lippen ein Schmunzeln lag. Er erhob sich von dem Stuhl und zog sich seine Jacke wieder an. Ich tat es ihm gleich. ,,Ich fühle mich nicht ganz wohl damit, wenn ein attraktiver Mann so viel Geld für mich ausgibt."

,,Du musst dich wohl oder übel damit abfinden, Mike."

Wir verließen das Restaurant und stiegen in die Limousine, die vor dem Gebäude stand. Erwin hielt mir dabei die Tür auf und ließ mir den Vortritt. Ich hatte mir niemals erträumt, dass ich jemals in ein teures Restaurant ausgeführt und von einer Limousine abgeholt werden würde.

,,Ich hoffe dir hat das Essen gefallen", sagte Herr Smith. Er klang fast schon so, als wäre er überzeugt davon, dass meine Antwort auf seine Aussage positiv ausfallen würde. ,,Mir hat der Abend sehr gefallen", erwiderte ich, woraufhin Erwin grinste. ,,Der Abend hat gerade erst begonnen, Mike", entgegnete er.

,,Fahren wir zu Ihnen?", fragte ich. Ich konnte es kaum abwarten, wieder vor ihm zu knien und mich ihm zu unterwerfen. Aber es würde mir viel besser gefallen, wenn wir Sex haben würden. ,,Wir werden zu einem Hotel gefahren. Ich habe eine Suite für diese Nacht reserviert."

,,Das muss wirklich nicht sein, Erwin. Ein einfaches Zimmer ist völlig ausreichend", widersprach ich, doch dem Mann, der neben mir saß, schien das nicht zu genügen. ,,Ich verdiene mehr Geld, als dass ich ausgeben kann, Mike. Machen Sie sich keine Sorgen und lassen Sie sich von mir verwöhnen."

Ich ging nicht näher darauf ein und fand mich damit ab, dass sowohl ein Essen im Restaurant und das Mieten einer Suite keine großen Ausgaben für Erwin waren.

Als wir beim besagten Hotel ankamen, wurde uns die Tür der Limousine von einem Mitarbeiter des Hotels geöffnet. Als ich ausstieg, sah ich ein Gebäude, das sich vor mir in die Höhe erstreckte. Bogenförmige Säulen schmückten und stützen das beigefarbene Gebäude. Die Fenster waren aus glänzendem Glas und der Boden des Hotels aus Mamor.

Als Erwin bei der Rezeption nach dem Zimmerschlüssel fragte, sah der Mann, der hinter dem Tisch stand, immer wieder zwischen uns hin und her. Vermutlich hatte er nicht erwartet, dass Erwin das Zimmer für zwei Männer reserviert hatte.

,,Gibt es ein Problem?"

Ich blickte Erwin perplex an, der den Mann wegen seiner Blicke sofort konfrontierte. Sein Ton war scharf und seine Augen waren auf den Mann gerichtet. Erwins dominante Präsenz jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken.

,,Nein, Sir." Ich beobachtete, wie der Rezeptionist seinen Kopf senkte und Erwin ohne weiteres den Schlüssel überreichte. Er wagte es nicht, mich anzusehen. ,,Das will ich doch hoffen."

Erwin und ich stiegen in einen Aufzug, der uns in die Etage fuhr, in der die Suite lag. Wir betraten den Flur und steuerten auf eine weiß goldene Doppeltür zu.

,,Bist du bereit, dich mir zu unterwerfen, Mike?"

Herr Smith sah mir in die Augen, während seine Hand auf der Türklinke lag. Sobald wir diese Suite betraten, würde ich wieder als Sub agieren und Erwin meinen Herren nennen.

,,Ja, das bin ich."

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Wie läuft euer Leben? :)

Nothing more than... [ErwinxMike]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt