-41-

269 24 6
                                    

-Erwins Sicht-

,,Es tut mir leid, dir diesen Abend versaut zu haben", hörte ich Mike sagen. Ich stand mit dem Rücken zu ihm und ließ ihm ein heißes Bad ein, während er sich entkleidete. Mike nahm es mittlerweile hin, dass ich ihm ab und an ein Bad vorbereitete, damit er nach einer Session, oder wenn es ihm nicht gut ging, entspannen konnte.

Ich fragte Mike nicht, was er hatte oder wie es ihm ging. Ich wusste es bereits und obwohl ich mir diese Mühen machen sollte, damit er keinen Verdacht schöpfte, ließ ich es bleiben.

,,Danke", hauchte Mike, bevor er ins warme Wasser stieg. Der Dampf umhüllte seinen nackten Körper und erwärmte diesen Raum. ,,Ich bleibe bei dir", beschloss ich und setzte mich hinter ihn auf einen Hocker. Ich legte meine Hände auf Mikes breite Schultern und massierte sie. ,,Du bist sehr geschickt", sagte er.

Mike lehnte sich zurück, legte seinen Kopf etwas in den Nacken und stöhnte unter meinen Berührungen. Das war nicht das erste Mal, dass ich ihn massierte. Bevor ich ihn hart auspeitschte, berührte ich ebenfalls seinen Körper, um seine Durchblutung zu fördern und die Session angenehm zu gestalten.

Ich glitt mit einer Hand über seinen Hals hinunter zu seiner nackten Brust und berührte sie. Mike öffnete seine Augen und sah mich an.

,,Möchtest du...?", begann er. Wenn ich ihn ficken wollte, würde Mike das ohne zu zögern zulassen, selbst wenn er das eigentlich nicht wollte. Er würde alles tun, was ich von ihm verlangte und diese Tatsache nutzte ich aus. ,,Du sollst zur Ruhe kommen, Mike", erwiderte ich.

Mein Gegenüber nickte und meine Hand ruhte immer noch auf seiner Brust. Dann beugte ich mich zu seinem Ohr, flüsterte ein paar Worte und streifte mit meinen Lippen sanft über seine Wange. Mike wandte sich zu mir und lehnte sich meinen Berührungen entgegen. Ich küsste Mike nicht, ich quälte ihn, indem ich ihn warten ließ. Ich spürte, wie sehr Mike meine Nähe wollte.

Er würde mich nicht verlassen. Er bestätigte mit seinem Handeln, dass er mehr zwischen uns erhoffte. Ich grinste. Meine Vermutung, einen wichtigen Platz in Mikes Leben zu haben, hatte sich bestätigt.

Dennoch legte ich meine Lippen auf die seine und gab ihm das, was er wollte, obwohl ich das nicht mehr musste. Ich hatte meine Antwort. Mike platzierte seine Hände auf meine Wangen und schloss seine Augen wieder, während wir voneinander abließen, nur um uns dann wieder zu küssen.

,,Wieso... tust du das, Erwin?", hauchte Mike zwischen den Küssen gegen meine Lippen. Ich gab ihm keine Antwort und lehnte mich über ihn, um die Kontrolle zu haben. Nicht nur Mike hatte sich in den Küssen verloren sondern auch ich. Vielleicht war es auch nicht Mike, der von mir abhängig war - Vielleicht war ich es, der abhängig von ihm war. Wo fand ich erneut so jemanden wie Mike? Mit wem könnte ich ihn ersetzen?

Wir ließen voneinander ab und Mike vergrub sein Gesicht in meine Halsbeuge. Ich spürte seine heißen Tränen auf meiner Haut und fuhr mit einer Hand in sein Haar.

,,Hast du dir wirklich noch nie Gedanken darüber gemacht, wie es wäre, ein Vater zu sein?", hörte ich Mike sagen. ,,Das habe ich", erwiderte ich. Und es hatte mir nicht gefallen. Ein Kind zu haben, war das letzte, was ich brauchte. Mikes Arme lagen nun sanft um meinem Körper und sein Gesicht ruhte immer noch in meiner Halsbeuge. ,,Hat es dir gefallen?" - ,,Du kennst die Antwort bereits, Mike. Du weißt, wie ich zu Kindern stehe."

,,Ich dachte..."

Mike schwieg und es schien, als hätte er aufgehört, zu weinen. Er ließ von mir ab und setzte sich zurück ins Wasser. Seine Augen waren rot und sein Körper war erschöpft. Mike hatte keinerlei Energie mehr.

,,Was beschäftigt dich so sehr, Mike?", fragte ich und berührte seinen Arm leicht. Mike schwieg und senkte seinen Blick - Er sah mir nicht in die Augen, als er mir sagte, dass er ein Kind von mir erwartete.

Ich behielt die Fassung und reagierte nicht so, wie ich reagieren sollte - überrascht, wütend, belustigt. Ich blieb ruhig, da ich bereits wusste, dass Mike schwanger war.

,,E-Es tut mir leid", brachte Mike mit seiner schwachen, zittrigen Stimme hervor. ,,Du weißt, dass ich dir nicht die Antwort geben werde, die du hören möchtest, Mike", hauchte ich sanft, woraufhin mein Gegenüber nickte. ,,Ich bin in der Hinsicht nicht anders als dein Ex-Mann."

Als ich diesen Mann erwähnte, hielt Mike für einen Moment inne. Die Angst in seinen Augen war nicht in Worte zu fassen.

,,Wir können es versuchen, ich bin mir sicher, dass-"

,,Wenn du das Kind haben möchtest, dann erwarte keinerlei Unterstützung von mir und wage es nicht, mir noch einmal unter meine Augen zu treten. Unsere Wege werden sich ab da an dann trennen", machte ich ihm klar und erhob mich vom Boden. ,,Du und dein Kind werden wieder alleine sein, Mike."

Mike nickte und ich beobachtete, wie seine salzigen Tränen ins Wasser fielen. ,,Bitte sag mir, was du von mir möchtest, Erwin", brachte Mike hervor. Ich blieb stehen und blickte zu diesem zerbrechlichen Mann. Was hatte sein Ex-Mann nur mit ihm getan, dass Mike noch nicht einmal in der Lage war, mich anzusehen? Er war nicht nur größer sondern auch viel stärker als ich es war.

,,Ich möchte, dass du das Kind abtreibst", antwortete ich ihm und richtete meinen Anzug, der durch das Sitzen aus der Form geraten war. Ich empfand nichts, als ich diese Worte in den Mund nahm. Das Kind war mir egal - Wie Mike sich fühlte, war mir in diesem Moment egal. ,,Ich möchte, dass du bei mir bleibst, Mike. Dein Leben mit mir verbringst."

Als ich diesen Satz aussprach, traute Mike sich endlich, mich anzusehen. Mir gegenüber zu treten. ,,Bin ich dir wirklich so viel wert?" Was ließ ihn daran zweifeln? Mike kannte die Antwort; er war mir sehr viel wert. ,,Was hält dich dann davon ab, mich so zu behandeln, Erwin?", setzte er noch an. ,,Ich gehe weder feste Beziehung ein, noch habe ich dir gesagt, du sollst in mir jemanden sehen, mit dem man das kann."

,,Bitte, verlass den Raum."

Ich blieb für einen Moment. Ich beugte mich zu Mike runter, nahm sein Gesicht in meine Hände und brachte ihm zum Schweigen. ,,B-Bitte hör auf", brachte er hervor. ,,Sag das Safeword", hauchte ich gegen seine Lippen. Mike erwiderte nichts und gab sich einem weiteren Kuss hin. Ihn schmerzten diese Küsse so sehr, dass er in Tränen ausbrach - erneut.

,,Du würdest alles für mich tun, Mike - so wie du all das hingenommen hast, was dein Ex-Mann mit dir getan hat. Wieso stößt du mich nicht von dir, wenn ich etwas tue, dass du nicht möchtest? Wo sind deine Grenzen, Mike?"

Ich würde diese Tatsache so weit provozieren, selbst wenn das bedeutete, über meine eigenen Grenzen gehen zu müssen.

,,Wie soll ich anders als er sein, wenn du mir nicht sagst, was du möchtest?" Bei diesen Worten realisierte ich etwas entscheidendes. Ich ließ von Mike ab und verließ den Raum. Es war nicht nur so, dass er nicht Nein sagen konnte - Er wollte es nicht, weil er glaubte, seinem Ex-Mann damit näher sein zu können. Auch wenn Mike in mir mehr als nur einen Dom sah, er vermisste ihn.

__________

Nothing more than... [ErwinxMike]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt