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-Erwins Sicht-

Es dauerte nur noch wenige Stunden, bis ich Mike endlich wiedersehen würde. Levi und Eren hatten eine kleine Feier geplant, die heute stattfinden würde. Sie hatten ihre engsten Verwandten und Freunde eingeladen, um das Geschlecht ihres Kindes zu verkünden.

Es war Eren gewesen, der mir gesagt hatte, dass auch Mike kommen würde.

Ich stand vor dem Spiegel meines Ankleidezimmers und richtete meine opalgrüne Krawatte. Ich wollte Mike Zakarius ins Auge fallen und einen bleibenden Eindruck bei diesem Mann hinterlassen.

Nachdem ich zufrieden war, ließ ich mich von meinem Chauffeur in das Zentrum der Hauptstadt fahren. Als die Limousine vor dem Wolkenkratzer, in dem Levi und Eren wohnten, zum Stehen kam, stieg ich aus dieser. Ich begab mich in das Gebäude und fuhr mit dem Aufzug in das Penthouse. Alle waren dort, nur Mike fehlte.

Ich begrüßte Eren und Levi und auch die anderen Gäste, von denen ich die meisten kannte. Ein paar von Levis Verwandten - seine Schwester, seine Großmutter und sein Onkel - sowie Erens Freunde waren eingeladen. Eren selbst hatte keine Verwandten, die ihm nahe standen.

Es dauerte nicht lange, bis auch Mike kam. Mein Blick lag ganz auf ihm, als wir uns zum Buffet begaben, das Eren und Levi vorbereitet hatten. Ich füllte mein Teller und setzte mich an den Esstisch. Mike kam in meine Richtung, warf mir einen kurzen Blick zu und setzte sich neben mich.

,,Wir kennen uns noch nicht", fing ich an und sobald ich die Aufmerksamkeit des Blondhaarigen hatte, fuhr ich fort, ,,ich bin Erwin Smith, ein Freund von Levi." Ich streckte Mike meine Hand hin. Er umgriff sie und lächelte. ,,Mike Zakarius, freut mich."

,,Eren hat mir ein paar Dinge über Sie erzählt, als wir uns kurzfristig begegnet sind", erwähnte Mike. Ich hob eine Augenbraue, als er meine Hand losließ. Ein paar Dinge konnte vieles heißen. ,,Ich hoffe nur Gutes." Mike erwiderte mein Grinsen mit einem Lächeln.

Eren und Levi wussten, dass ich in der BDSM-Szene tätig war und sie kannten auch den Raum, in dem ich meine Interessen praktizierte. Nicht, dass ihnen das, was ich tat, gefiel - besonders Levi hegte eine Abneigung gegen BDSM.

Mike trug einen ruhigen, fast schon monotonen Ausdruck im Gesicht. Er wirkte entspannt und das Lächeln, das er auf seinen Lippen trug, fiel einem nicht direkt ins Auge, es war ein sanftes und unauffälliges Lächeln.

Ich stellte mir vor, wie die Ruhe in seinem Gesicht verschwand und er es vor Schmerzen verzog, während er sich mir hingab - Ich wollte ihn und ich würde ihn auch bekommen.

,,Sie führen ein sehr bekanntes Modeunternehmen", fuhr Mike fort, während er das Fleisch auf seinem Teller schnitt. ,,Das ist richtig. Das Unternehmen sowie die Modemarke Smith's gehören mir", erwiderte ich und entschied, etwas mehr darüber zu erzählen. Ich wollte, dass Mike interessiert an mir war.

Ich erzählte ihm, dass ich im Ausland als Modedisgner und Fotograf für eine bekannte Modemarke gearbeitet und später ein Unternehmen gegründet hatte, das durch meine erfolgreiche Arbeit im Ausland über Nacht bekannt geworden war. Die Modemarke Smith's sollte jedem, der sich für wenige Minuten mit Mode beschäftigt hatte, ein Name sein.

,,Ein paar mal ist mir der Name Ihrer Modemarke im Alltag begegnet. In Werbungen und Sendungen", erzählte Mike. Auch wenn es mir gefiel, dass er mir gegenüber Respekt aufbrachte, war es nicht notwendig, dass er formal mit mir sprach.

,,Ich habe kein Problem damit, wenn du mich Erwin nennst." Mike nickte. ,,Du scheinst ein beeindruckender Mann zu sein, Erwin", sagte er. Ich hob eine Augenbraue und sah meinen Gegenüber schmunzelnd an. ,,Das will ich doch hoffen, Mike."

Ich nutzte die kurze Stille zwischen uns, um ein Stück Fleisch zu essen und den Gesprächen der anderen zu lauchen; Levi unterhielt sich mit Erens Freunden und Eren wiederum mit Levis Verwandten - sie wollten einander besser kennenlernen.

,,Du bis die Hebamme von Eren und Levi. Wie kam es dazu, dass du Hebamme werden wolltest?", fragte ich und legte mein Besteck an den Tellerrand. Es war nicht nur so, dass ich die Interessen und das Leben meines Gegenübers in das Gespräch miteinbinden wollte, ich wollte auch mehr über ihn erfahren.

,,Ich habe einen Sohn mit einem Mann", fing Mike an. Das war etwas, das Levi mir bereits von Mike erzählt hatte. ,,Die Schwangerschaft und die Geburt liefen leider nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte..."

,,... Der Vater meines Kindes hat mich verlassen und die Hebamme, die mich betreut hat, war mir keine Unterstützung gewesen. Sie hatte kaum Ahnung von Männerschwangerschaften, das wäre aber nicht so schlimm gewesen, wenn sie mich nicht halbherzig empfangen hätte. Ich wollte Hebamme werden, um andere Männern zu unterstützen. Mir macht der Beruf sehr Spaß."

Es gab kaum Hebammen und Ärzte, die sich auf Schwangerschaften von Männern spezialisiert hatten. Diese waren zum einen viel komplexer und zum anderen mit viel mehr Risiken verbunden als Schwangerschaften von Frauen. Aber soweit verlief Erens Schwangerschaft gut und ich hoffte, dass es weiterhin so bleiben würde.

,,Dann hatte deine unschöne Erfahrung auch etwas Gutes. Levi und Eren sind sehr zufrieden mit dir", sagte ich. Mein Gegenüber lächelte und schien meine Worte zu schätzen. ,,Das freut mich zu hören. Es ist schön zu sehen, dass die beiden eine gesunde Beziehung führen."

Ich tat so, als wäre ich Unwissend - Levi hatte mir bereits von Mikes Beziehungsstatus erzählt. ,,Das klingt fast schon so, als hättest du momentan niemanden an deiner Seite", sagte ich mit fester Stimme. Mike schmunzelte. ,,Das stimmt. Ich habe momentan niemanden."

Perfekt.

Wir aßen und führten unsere Unterhaltung nebenbei fort. Ich war ganz in unser Gespräch vertieft und schenkte den anderen kaum Aufmerksamkeit. Ich blendete sie mehr oder weniger aus, bis das Essen fertig war und Levis Großmutter einen Kuchen anschnitt, dessen Füllung uns verraten sollte, ob das Baby ein Junge oder ein Mädchen war.

Ich wusste, dass sich Levi ein kleines Mädchen wünschte.

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Nothing more than... [ErwinxMike]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt