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-Mikes Sicht-

Ich hörte ein sanftes Klopfen an meiner Tür. Ich dachte, dass es von Erwin käme, aber es war Karina, die mich zum Essen rief.

,,Herr Smith erwartet Sie zum Essen. Er würde sich über Ihre Anwesenheit freuen", sagte sie. Erwin und ich hielten seit ein paar Tagen Abstand zueinander. Wir brauchte Zeit zum Nachdenken. Für Erwin war meine Schwangerschaft ebenfalls nicht einfach, immerhin war er derjenige, von dem das Kind war.

Nachdem er mich letzte Woche geküsst hatte, hatte er das Badezimmer einfach verlassen und mir nicht mehr in die Augen geschaut. Es war kein einfacher Kuss gewesen, ich hatte gespürt, wie sehr Erwin nach diesem Kuss verlangt hatte und ich war mir sicher, dass er mich weiterhin küssen würde.

Mich machte dieser Gedanke glücklich und ich musste unweigerlich lächeln.

Ich verließ mein Zimmer und setzte mich in das Esszimmer. Der Tisch war bereits gedeckt und Erwin saß am Tisch. ,,Du hast mich gestern nicht zum Essen ausgeführt", sagte ich, um die Stille zu brechen. ,,Hättest du das denn gewollt?", entgegnete Erwin. Er ließ sein Besteck nieder und widmete sich mir.

,,Ich habe nachgedacht", begann ich, ohne auf Erwins Frage einzugehen. Erwin lauschte mir gespannt. Mein Herz schlug immer langsamer und mein Atem wurde unregelmäßiger. Mir wurde schlecht und mein Gesicht war vermutlich bleich. ,,Ich werde das Kind abtreiben."

,,Gut."

Mein Atem stockte und ich traute mich nicht, auch nur einen Muskel zu bewegen, als ich die Zufriedenheit aus Erwins Stimme heraushören konnte. Dachte er eigentlich auch daran, wie ich mich fühlte? Vermutlich nicht, wenn ein Kind im Spiel war. Er wollte mich, aber ohne das Kind. Was wäre passiert, wenn Eld, mein Sohn, noch ein Kind gewesen wäre... Hätte Erwin mich dennoch gewollt?

Ich hob meinen Blick und schaute zu Erwin, aber er beachtete mich nicht. Er aß sein Essen und wechselte kein Wort mit mir. Ich fühlte mich so schwach und zerbrechlich, dass ich nur mit viel Mühe die Gabel zu meinem Mund führen konnte.

Ich befürchtete, dass nicht nur Erwins Ablehnung Grund für meinen jetzigen Zustand war. Als Mann war es eine Herausforderung, schwanger zu sein. Ich ließ die Gabel schließlich nieder, mein Appetit war vergangen.

,,Ich werde dir eine Suppe zubereiten lassen oder ein Smoothie, wenn es dir zu mühsam ist, feste Nahrung zu dir zu nehmen", schlug Erwin vor. Ich lächelte beinahe, weil er mich beachtete und auf mich einging. ,,Das wäre nett, danke." Erwin erhob sich von seinem Platz und verschwand kurz in der Küche. Es dauerte nicht lange, bis er wieder zu mir kam und sich an den Tisch setzte.

,,Die Suppe braucht etwas länger, aber der Smoothie ist gleich fertig", teilte Erwin mir mit. ,,Danke", erwiderte ich. Ich schwieg für einen Moment, bevor ich sprach: ,,Möchtest du nichts zu der Abtreibung sagen?"

,,Es gibt nichts, was ich noch zu sagen hätte, Mike. Wenn es etwas gibt, dann lass es mich wissen", meinte Erwin, woraufhin ich nickte. ,,Wirst du mich denn zur Klinik begleiten?", war das Nächste, das ich wissen wollte. Erwin sah mich an. ,,Du bist dir wirklich sicher, es abtreiben zu wollen?"

Für einen kurzen Moment glaubte ich, dass Erwin sich unentschieden hätte, aber das hatte er nicht.

Wieso sollte er auch?

,,Ich möchte nicht, dass du deine Entscheidung bereust", setzte er noch an. Sollte ich ihm das glauben? Es würde mir viel mehr schmerzen, wieder alleinerziehend zu sein und meinem Kind kaum etwas bieten zu können, als es erst gar nicht zu bekommen.

,,Ich habe für nächste Woche einen Termin", sagte ich. Erwin trank einen Schluck von seinem Wein und für mich gab es Wasser und Saft. ,,Ich komme deinetwegen mit. Ich werde versuchen, mir freizunehmen", erklärte der Blondhaarige.

Nachdem mir der Smoothie serviert wurde, konnte ich meinen Hunger zum Teil stillen. Danach wurde mir die Suppe gebracht. Sie enthielt viel Gemüse und Kräuter. Ich blickte zu Erwin, auf dessen Teller ein Stake mit Kartoffeln lag. Es würde mich nicht wundern, wenn es seine Idee gewesen war, mir eine Suppe, die mich bei Kräften halten würde, zubereiten zu lassen.

Nachdem Erwin zu Ende gespeist hatte, erhob er sich vom Stuhl. Er kam auf mich zu und beugte sich zu meinem Ohr. ,,Ich werde erst heute Nacht wieder hier sein", teilte er mir mit, ohne zu sagen, wohin er gehen würde. Dann küsste er meine Lippen und sah mir in die Augen. Ich konnte nicht richtig erkennen, ob er grinste oder nicht.

,,Ich bin die nächsten Tage auf der Arbeit und werde erst am Abend nach Hause kommen. Es würde mich freuen, dich nackt in meinem Schlafzimmer vorzufinden, wenn ich wieder da bin - Ich möchte dich ein paar Mal ohne Kondom ficken, bevor du es endgültig abtreibst."

Ich war sprachlos und nicht in der Lage, etwas zu erwidern. Ich sollte ihn was tun lassen?

,,I-Ich..."

,,Wenn du mir diesen kleinen Gefallen nicht tun möchtest, werde ich das wohl oder übel akzeptieren, Mike", hauchte Erwin. Bevor ich etwas erwidern konnte, ließ er von mir ab und ging zur Tür, um den Raum zu verlassen. ,,Wohin gehst du?", fragte ich schließlich. Es war schon sehr spät, Erwin würde jetzt wohl kaum zur Arbeit fahren.

,,Zu einem Freund."

Ich war mir sicher, dass er Artur damit meinte. Erwin und ich hatten seit Tagen keine Session mehr gehabt, es würde mich nicht wundern, wenn er bei jemand anderem Befriedigung suchte. Es verletzte mich, wenn er das tat. Ich war weder für Ian genug, noch für Erwin.

Was gab Flocke ihm, das ich ihm nicht geben konnte? Wenn es Erwins Wunsch war, eine rote Session zu führen, wieso brachte er mich dann nicht in sein Spielzimmer? Wieso wollte er zu Flocke?

,,Hat Artur dich zu einer Session eingeladen?", fragte ich schließlich. Erwin schaute mich an. ,,Ja, das hat er", antwortete er, woraufhin ich meinen Blick senkte. ,,Wir können auch eine Session führen, wenn es das ist, was du willst."

Erwin lachte amüsiert und ich hob meinen Blick. ,,Du möchtest nicht, dass ich zu ihm gehe", stellte er fest. Er sollte bei mir bleiben. ,,Du bist in der Position, von mir zu verlangen, nur mit dir intim zu werden, Mike", erklärte Erwin, woraufhin sich meine Augen weiteten. ,,Wie meinst du das?", hakte ich nach. Ich war doch nur sein Sub? Oder?

,,Wir führen keine Beziehung - das hast du mir damals klar gemacht", sagte ich schließlich, obwohl mein Herz brannte. Ich wollte nicht so für einen Mann fühlen, der nicht viel anders als mein Ex-Mann war. ,,Ruf mich an, wenn etwas sein sollte. Meine Angestellten werden gleich nach Hause fahren. Bis nachher", damit verschwand Erwin und ließ mich alleine.

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Nothing more than... [ErwinxMike]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt