-Mikes Sicht-
,,Was wirst du tun, wenn du deinen Eltern nach ein paar Jahren immer noch keine Frau vorgestellt hast?", fragte ich, während Erwin und ich den Flur entlang gingen. ,,Ich werde ihnen sagen, dass ich mich in keine Frau verliebt habe. Ich sage ihnen, dass ich weiterhin alleine lebe."
,,Wirst du denn alleine leben?", fragte ich nun. Erwin lachte und blickte zu mir, ehe er den Kopf schüttelte. Dann öffnete er eine Tür und wir betraten das Zimmer, das seinem Vater gehörte. Das Zimmer war groß und in diesem befanden sich Bücherregale, die sich bis zu der Decke erstreckten und mit Geschichtsbüchern befüllt waren. Auch verschiedene Bibeln waren zu sehen.
In der Mitte des Raumes stand ein massiver Schreibtisch. Außer einer Lampe und einem Kugelschreiber befand sich nichts auf diesem. In der Ecke des Raumes stand ein Globus auf einem Hocker und vor den Fenstern befanden sich dicke Gardinen, die die Bücher vor der Sonne schützten.
,,Mein Vater hat mich in diesem Raum unterrichtet", begann Erwin, während er mit seinen Fingern über die Oberfläche des Tisches fuhr und auf diesen Blickte. Ich erinnerte mich an die Bibel in seiner Kommode und an das Kreuz. ,,Er brachte mir sehr viele Dinge bei. Ich wusste als Kind bereits eine Menge."
,,Meine Eltern waren sehr diszipliniert und strikt, es gab klare Regeln. Ihre Art, mich zu erziehen, war der Grund dafür, warum Levi damals mein einziger Freund war", erzählte Erwin. Es brauchte nicht viel, dass er mir sehr leid tat. Ein Kind brauchte andere Kinder um sich herum, mit denen es spielen und mit denen es sich identifizieren konnte.
,,Das tut mir leid", brachte ich hervor, doch Erwin winkte ab und lehnte sich gegen den Schreibtisch. ,,Ich war sehr unglücklich, Mike. Aber ich habe es nicht gewagt, meinen Eltern zu widersprechen. Ich strebte so sehr danach, sie Stolz zu machen, dass ich mit Frauen schlief, in der Hoffnung, nicht mehr an Männer denken zu müssen. Sie wollen keinen Sohn, der andere Männer vögelt."
Erwin machte ein Handzeichen und befahl mir, vor ihn auf die Knie zu gehen. Ich tat, was er von mir wollte und kniete mich vor ihm hin. Erwin beugte sich etwas vor und strich mit seinem Daumen über meine Unterlippe. Ich öffnete meinen Mund und spürte seinen Daumen auf meiner Zunge.
,,Hat dir der Sex mit ihnen gefallen?", fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits wusste. Erwin lachte und zog seine Hand wieder zurück. Sein Daumen war mit meinem Speichel benetzt, aber das schien ihn nicht zu stören. ,,Das einzige, was mir gefallen hat, war es, Macht zu haben. Die meisten Frauen wollten, dass ich sie dominierte, also habe ich es getan und Gefallen daran gefunden."
,,Und jetzt knie ich vor dir, Erwin", brachte ich über meine Lippen, woraufhin Erwin lächelte. ,,Ich habe damals als Kind nicht verstanden, was falsch mit mir war - alle Jungen in meiner Klasse waren an Mädchen interessiert, außer ich. Ich habe mit meinen Eltern nie darüber gesprochen, weil ich mich ihnen nicht anvertrauen konnte. Ich habe versucht, mit meinen Problemen alleine klar zu kommen."
,,Als ich älter wurde und die Jungen in meiner Umgebung darüber sprachen, wie gut Sex doch sei, habe ich mit einem Mädchen geschlafen, das ich mochte. Sie hatte kurzes Haar und flache Brüste; wenn ich so darüber nachdenke, ähnelte sie mehr einem Jungen als einem Mädchen." Erwin lachte amüsiert und streichelte mir durch mein Haar. ,,Ich habe nicht verstanden, warum mir der Sex mit ihr nicht gefallen hat. Das war sehr frustrierend für mich."
,,Es blieb aber nicht bei diesem einem Mädchen und es passierte nicht nur einmal, dass ich mir während dem Sex vorstellte, es mit einem Mann zu tun." Erwin legte seine Hand auf meine Wange und ich lehnte mich ihr entgegen. Seine Handfläche war warm und weich und seine Berührungen sanft.
,,Wann war dein erstes Mal mit einem Mann? Wie war es?", fragte ich. Ich wollte alles über Erwin erfahren. Er sollte mir erzählen, wie es dazu kam, dass er nicht mehr mit Frauen verkehrte.
,,Ich war achtzehn und lebte mit einem Freund, der ebenfalls in Fotografie interessiert war, in einer WG. Eines Abends hat er mich gefragt, ob es mir etwas ausmachen würde, wenn er Männerbesuch mitbringen würde. Ich lag in meinem Bett, als ich ihn stöhnen hörte. Das war das erste Mal, dass ich in irgendeiner Weise mit Homosexualität in Kontakt kam", erzählte der Blondhaarige.
,,Dieser Freund sagte mir, dass ich mich seit jenem Abend seltsam verhalten und in seiner Gegenwart nervös werden würde. Ich habe ihn immer wieder angesehen und mir vorgestellt, wie es wäre, wenn er für mich stöhnen würde. Er war es, der den ersten Schritt gemacht hat. Er kam in mein Zimmer und hat mir einen geblasen und mich dann gefragt, ob es mir gefallen habe."
,,Ich musste meine Gedanken sortieren. Ich erinnere mich noch daran, wie ich am selben Abend in eine Bar gegangen bin, um mit einer Frau zu schlafen. Ich weiß noch, wie sie unter mir lag und einen roten Lippenstift trug. Mir haben weder ihre großen Brüste noch ihre langen Haare gefallen. Sie ist aufgestanden und ist gegangen, weil ich nicht hart geworden bin", setzte Erwin noch an.
,,Was ist dann passiert?"
,,Ich bin zurück in unsere Wohnung gegangen und hatte zum ersten Mal Sex, den ich in vollen Zügen genießen konnte. Ich erinnere mich an jedes noch so kleine Detail. Es vergingen Monate, bis ich meine Sexualität akzeptiert habe und sie so ausleben konnte, wie ich wollte."
Ich lächelte und blickte hoch zu Erwin, der mein Lächeln erwiderte.
,,Es ist erfrischend, Macht zu haben und neben einem Mann aufzuwachen, der es genießt, vor mir zu knien", erklärte Erwin, während er sich zu mir kniete und meine Wangen berührte, ,,als Kind war es mir noch nicht einmal erlaubt, meine Meinung mitzuteilen." Ich beugte mich vor, um Erwin zu küssen. Ich legte meine Arme um ihn und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge.
,,Warum bin ich hier, Erwin?", hauchte ich und atmete sein Parfüm ein, das er dezent aufgetragen hatte. ,,Es war mir wichtig, dass meine Eltern dich kennenlernen und den Ring sehen, den du an deinem Finger trägst."
__________
DU LIEST GERADE
Nothing more than... [ErwinxMike]
FanfictionErwin Smith ist ein erfolgreicher Unternehmer, der spezielle Interessen hat. Er ist in der BDSM-Szene tätig und sieht in Mike Zakarius seinen neuen Sub. Erwin findet an diesem Mann sofort Gefallen und lädt ihn bei der nächsten Gelegenheit zu sich ei...