Kapitel 10 { Fidelio }

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Scheisse, Alter.
Wäre nicht genau in diesem Moment die Runde an Mädels in unsere Abzweigung an Büchern gestürmt, hätte ich sie geküsst.
Ich hätte sie verdammt noch mal geküsst.
Sie stand so süß und unschuldig vor dem großen Bücherregal, dass ich gar nicht anders konnte, als sie küssen zu wollen.
Für einen kurzen Augenblick, habe ich mir vorgestellt, wie ich sie in dem schmalen Gang umringt von unzähligen Büchern ficken würde.
Doch der durchtriebene Gedanke verschwand schnell wieder, als sie sich umdrehte und mich mit ihren großen Puppenaugen ansah.
Ich war von jetzt auf gleich wie fremdgesteuert, als wären unsere Lippen Magneten, die zusammengeführt werden würden.
Fuck, was war das eben für ein seltsames Gefühl in meiner Brust?
Erst meine scheiß romantische Idee mit dem kleinen Brunch am Morgen und dann stelle ich mich hinter sie wie eine Pussy und will sie gefühlvoll küssen.
Ich muss hier irgendwo zwischen den abertausenden Büchern meine Eier verloren haben.
Ich weiß nicht, ob ich je eine Frau geküsst habe, bevor ich sie nicht gefickt habe.
Küssen ist etwas persönliches.
Etwas tiefgründigeres, als irgendein unbedeutender Fick.
Wenn du eine Frau nur ficken willst, dann lässt du diesen romantischen Scheiß und kommst direkt zur Sache.
Der romantische Scheiß führt nur zu Komplikationen.
Mädchen verlieben sich viel zu schnell und am Ende sind wir die Arschlöcher, obwohl wir ihnen klar zum Ausdruck gebracht haben, was wir wollen.
Ficken.
Manchmal bedarf es eben ein wenig Überredungskunst bis man ans Ziel kommt. Leider interpretieren Frauen viel zu schnell, viel zu viel in die Sache.
Deshalb sollte man niemals romantischen Scheiß mit nem bisschen belangloser Fickerei vermischen. Ganz schlechte Kombination.
Hinzu kommt noch, dass ich der Bibliothekarin weiß gemacht habe, dass ich großen Mist gebaut habe und meine Freundin um Verzeihung bitten will, damit ich die Erlaubnis habe, den Brunch in der Bibliothek aufzutischen. Möglicherweise habe ich meinen unschlagbaren Charme ein wenig spielen lassen.
Sie hat mich ziemlich kritisch gemustert, so als würde sie Zita kennen. Als würde sie mich gleich als Herzensbrecher abstempeln.
Ich will es ihr nicht verübeln, der bin ich.
Ein Herzensbrecher.
Unzählige gebrochene Herzen lasten auf meinen Schultern.
Wenn sie Zita kennt, dann kennt sie sicher auch ihren Pepito.
Dennoch nickt sie zögerlich.
Als würde es mich überraschen.
Ich wusste, sie kann mir nicht widerstehen.
Wer kann das schon,hm?
Pepito.
Bislang habe ich mir keine großen Gedanken über diesen nicht erwähnenswerten Kerl gemacht.
Sie spricht nicht viel über ihn. Nur, wenn ich sie darauf anspreche. Selbst dann, spricht sie nicht gerade in den höchsten Tönen von ihm.
Verdreht die Augen.
Zögert.
Kurz und bündig wie ein anständiges Mädchen erwähnt sie immer wieder, dass sie in festen Händen ist.
Ja man, ich weiß es langsam, dass du mit deiner Flitzpiepe Pepito zusammen bist.
Aber ich will's nicht hören, okay?
Ich bezweifle, dass sie so glücklich mit ihm ist, wie sie sich einzureden scheint.
Wäre sie glücklich, dann wäre sie nicht hier mit mir in der Bibliothek oder?
Wahrscheinlich trifft sie sich sogar hinter seinem Rücken mit mir, was noch viel mehr bestätigt, dass er wohl nicht die Wunschwahl ihres angehenden in spe ist.
Was muss das für ein Spast sein, der womöglich bis zur Ehe wartet, sie zu knallen.
Regel Nr. 1, kauf niemals die Katze im Sack.
Pepito ist nicht der Rede wert. Also auch nicht existent für mich.
Er spielt keinerlei Rolle.
Wenn ich jetzt aber genauer drüber nachdenke, fuckt der Kerl mich schon ein bisschen ab.
So viel wie ich über ihre Familie durch Damaso weiß, wird sie diesem Pepito versprochen worden sein. Sie wird nicht mal einen Tag achtzehn sein, da wird er ihr schon den Ring an den Finger gesteckt haben.
Ihr Vater ist einer dieser typischen Kirchengänger, die ihre kleine Prinzessin am liebsten in einen Turm sperren würden.
Wie gut, dass er nicht weiß, wie gut ich klettern kann.
Wenigstens wird Pepito sie noch nicht gefickt haben.
Vielleicht, weil ich ihm zuvor komme?
Einen gewissen Reiz hat das Ganze hier schon.
Ihr frommer gottesfürchtiger Vater, der die ganze Stadt mit brennenden Mistgabeln auf mich hetzen würde. Ihr Bruder der versuchen würde mich windelweich zu prügeln obwohl ich der stärkere von uns beiden bin.
Sie, die unangetastete Prinzessin mittendrin, der ich noch vor Pepito die Unschuld nahm.
Könnte glatt eine neue dramatische Liebesschnulze draus werden.
Am Ende entscheiden sich die Mädchen immer für die bösen Jungs.
Ich hätte wirklich kein Problem damit gehabt, sie auch vor der Mädchen Runde zu küssen, die unseren romantischen Moment abrupt zerstört hatte.
Es gab jedoch ein anderes Problem.
Eine von ihnen, ist ihre Freundin Ambra.
Die Kleine von neulich auf der Rennstrecke.
Die Schwester von Amando.
Verrückt, wie klein die Welt doch ist.
Zita ist auf der Stelle bleich wie eine Wand geworden, hat sich eines der Bücher aus dem Regal geschnappt und ist Ambra förmlich in die Arme gestolpert.
Irgendwas, dass ich nicht verstehen konnte, hat sie Ambra ins Ohr geflüstert.
Wahrscheinlich das typische, was sich Frauen in so einer Situation ins Ohr flüstern.
Ganz nach dem Motto „Ich werde dir später alles erklären".
Als wären Frauen ihren Freundinnen immer Rechenschaft schuldig.
Anschließend hat Ambra mich von oben bis unten mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen gemustert, ehe sie mit den zwei anderen kehrt gemacht hat.
Die anderen beiden konnten ihre hübschen Augen kaum von mir lassen.
Würde ich wollen, könnt ich sie auch ficken.
Bis vor ein paar Tagen, hätte ich sicher eine neue Chance darin gewittert, jetzt interessiert es mich einen Scheiß.
Ich erkenne mich selbst kaum wieder und das macht mir kranke Angst.
Vom Motherfucker zum Liebeskasper?
Ich versuche weiter das seltsame Gefühl in meiner Brust zu definieren, dass ich noch nie zuvor verspürt habe.
Du hast einfach Kohldampf Junge, nichts weiter.
Aber aus irgendeinem Grund mag ich sie.
Wirklich.
Sie mag mich auch, das spür ich.
Sie mag mich, obwohl ich mich die meiste Zeit ihr gegenüber wie ein Arschloch aufgeführt habe.
Sie kennt bislang nur den abgefuckten Fidelio, der Mädchen zum Vergnügen wie sein Spielzeug behandelt.
Den Trinker.
Den, der Illegale Rennen fährt, mit der Gefahr irgendwann im Knast zu landen.
Einige Male war es wirklich knapp.
Ich spiel eben gern mit dem Feuer, Herzchen.
Den, der nicht an morgen denkt, den Tag so nimmt wie er kommt.
Oh yes, mein verdammtes Mantra.
Sie weiß nicht, dass ich seit ich ihr begegnet bin, viel weniger trinke.
Das letzte Mal so nüchtern Auto gefahren bin ich, am Tag meiner Fahrprüfung.
Sie weiß nicht, dass ich seit dem ich ihr begegnet bin, keine mehr flachgelegt habe.
Es ist nicht so, dass ich's nicht gewollt hätte.
Die Frage ist, wann will ich nicht?!
Sie weiß auch nicht, dass ich ein fucking Morelli bin, der ihr die Welt zu Füßen legen kann, wenn sie es wert ist.
Ich versuche nett zu dir zu sein, Kleines.
Zumindest netter, als zu den anderen Frauen.
Wegen dir, lass ich diesen abscheulichen Romantik Kram passieren, der mir in den Sinn kommt.
Lasse zu, dass ich mich in manchen Momenten aufführe, wie eine Pussy.
Dafür, dass mir dieser Scheiß überhaupt in den Sinn kommt, dafür sollte man mir kräftig in die Eier treten.
Ach ja, die hab ich ja schon freiwillig abgegeben.
Fuck, hat mich etwa Amors gottverdammter Pfeil erwischt?
Who cares?
Weil ich wirklich inständig versuche, nett zu dir zu sein, werde ich auf Abstand gehen.
Du wirst denken, dass ich wieder zum Arschloch mutiere.
Dann denk es halt, anders hast du mich sowieso nicht kennengelernt.
Ich werde dir sonst das Herz brechen, Zita.
Ist dir das bewusst, Kleines?
Ich will nicht gleich wie beim letzten Mal abhauen, wie ein Feigling.
Deshalb will ich die restliche Zeit die uns in der Bibliothek bleibt, aussitzen wie ein Mann.
Glaub mir, wenn ich dir sage, dass ich mich wirklich nicht von dir fern halten will.
Du hast mein Interesse geweckt.
Der Gedanke dich einfach nur flachzulegen, mit dir zu spielen, dich rum zukriegen, klingt plötzlich gar nicht mehr so reizvoll für mich.
Vielmehr würde ich gerne Dinge mit dir tun, die ich bisher mit noch keiner anderen Frau getan habe.
Nein, nein. Nicht solche Dinge.
Ich meine ins Restaurant gehen, mit dir ans Meer fahren, wenn's sein muss auch ein verdammtes Buch lesen.
Ich würde für dich versuchen wollen der nette Kerl zu sein, der irgendwo ganz tief begraben in mir steckt.
Aber ich weiß, dass der harte Kern, der Dreckskerl Fidelio, immer wieder präsent wäre.
Immer wieder wäre da der Gedanke: „Warum eine, wenn man viele haben kann?"

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