Kapitel 46 { Zita }

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Schlimmer als das sündhafte F-Wort über die Lippen zu bringen, ist es, wenn der Exfreund einen beinahe dabei erwischt, wie man seine seit einer gefühlten Ewigkeit zurückgehaltenen Begierde, mit einem anderen Mann auslebt. In einem kleinen dunklen Spalier, so hart und ungestüm, dass meine Beine immer noch kaum Halt finden und ekstatisch zittern. Immer wenn wir es tun, fühle ich mich als könnte ich endlich das ausleben, was lange Zeit darauf gewartet hat, endlich aus mir auszubrechen. Es fühlt sich beinahe an, als gäbe es zwei Seelen in meinem Körper und als hätte der begierige rebellische Teil, sich viel zu lange hinter dem Schatten der lieben rudimentären Zita versteckt. Ambra hat einmal gesagt, dass wenn man einmal Blut geleckt hat, man nie wieder damit aufhören will und so ist es tatsächlich. Sein muskulöser mannhafter Körper, wirkt auf mich, wie ein Aphrodisiakum. Ich habe mich immer gefragt, wie es sich wohl anfühlen mag, wenn Paolo und ich es, das erste Mal tun. Ich frage mich auch jetzt noch, ob es sich genauso anfühlen würde, wie es sich mit Fidelio anfühlt. Ob er genauso dominant und draufgängerisch wäre. Bereit dazu, es mit mir in irgendeiner Gasse zu tun und dabei in Gefahr zu laufen, jederzeit erwischt zu werden. Wenn ich darüber nachdenke, dass er vor unseren Eltern, nicht einmal meine Hand gehalten hat, bezweifle ich es.
Als ich das letzte Mal, bei ihm in seinem Zimmer war, hat er sich so viel anders verhalten. Viel leidenschaftlicher und heißblütiger, als er es sonst ist. Unter Garantie, wäre es an diesem Nachmittag passiert, wenn ich es nur zugelassen hätte. Aber die Bilder, wie er es hinter meinem Rücken mit Sara getrieben hat, gehen mir seit dem ausschlaggebenden Tag in der Schule, nicht mehr aus dem Kopf. Auch jetzt, wenn ich wieder darüber nachdenke, sehe ich die Szenerie bis ins kleinste Detail vor meinen Augen.
Hätte ich ihm verziehen, wenn nicht Fidelio in mein Leben getreten wäre, oder hätte ich diesen Schlussstrich so oder so gezogen?
Wer sagt mir, dass Fidelio die bessere Partie für mich ist, wenn er sich gleich bei unserem Streit ein anderweitiges Ventil gesucht hat, um seiner Lust Abhilfe zu verschaffen?
Paolo hatte nie ein Auge zu bekommen, wenn wir einen Abend im Streit auseinander gegangen sind. Er hat mich geradezu mit Nachrichten bombardiert und unzählige Mal angerufen und ist erst schlafen gegangen, wenn wir uns wieder vertragen haben. Abgesehen davon, kann ich unsere kleinen belanglosen Streitigkeiten, an einer Hand abzählen.
Fidelio hingegen, ist einfach spurlos verschwunden, um sich mit der nächst besten zu Vergnügen, während ich ihm verzweifelt hinterher geschrieben habe. Paolo war es auch immer wichtig, unsere gemeinsame Zukunft, klar zu definieren. Er war es, der darauf bestand, dass wir ein festes Datum für den Tag unseres Zusammenkommens haben. Ein Tag, den wir jedes Jahr aufs Neue zelebrieren, als wäre er etwas ganz besonderes. Er hat mir jeden seiner Zukunftspläne offenbart, denn ich war immer ein Teil dieser. Fidelio hingegen, hat noch nie mit mir, über seine Zukunftsaussichten gesprochen, geschweige denn, sich einen kitschigen Tag ausgedacht, an welchem wir offiziell zusammen gekommen sind. Paolo wäre auch nie im Traum darauf gekommen, dieses Rennen mit dem Mädchen zu fahren, dass mir von Anfang an, ein Dorn im Auge war. Womöglich wäre er erst gar nicht angetreten, als in mir absichtlich diesen Herzschmerz zu wecken. Aber vielleicht habe ich auch einfach all die Zeit ein völlig falsches Bild von ihm vor Augen gehabt, denn ich darf nicht vergessen, dass er mich immer noch betrogen hat.
Fidelio tut all diese fiesen Dinge, eine Redflag nach der anderen, doch umso abstoßender er sich verhält, desto mehr verliebe ich mich in ihn. Der begierige rebellische Teil in mir, scheint zugleich die pure Selbstzerstörung zu sein. Mein Vater hat mir über Jahre eingetrichtert, dass ich so wertlos bin, dass ich mich zu jemandem hingezogen fühle, der mein gesamtes Dasein mit einem Mal zerstören könnte. Es reizt mich zu wissen, dass er mein Herz, welches er in seinen Händen hält, jederzeit unerwartet zu Boden schmeißen könnte, um erbarmungslos darauf herum zu trampeln. Aber so unbarmherzig wie er sein kann, so liebevoll kann er auch sein. Ich hatte nie ein gesundes Bild zu mir selbst, habe immer an mir und meinem Sein gezweifelt. Doch wenn er mir in die Augen sieht, mich berührt und mir all diese schönen Dinge sagt, fühle ich mich wie die bewundernswerteste Frau, auf dem gesamten Planeten. Ich weiß, diese Aussage ist mein Todesurteil, aber ich habe das Gefühl, ihn ändern zu können. Ich glaube ihm, dass ihm all seine Fehltritte leid tun und ich sehe, wie er sich wie ein Löwe vor mich stürzt, wenn Gefahr droht. Er würde mich vor allem, mit seinem Leben beschützen. Aber es gibt eine Sache, vor der kann er mich nicht beschützen und zwar, vor sich selbst. Es liegt an mir, wie lange ich in der Höhle des Löwen überlebe, bis er mich gänzlich zerfleischt.

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