Das Kapitel ist diesmal wieder etwas länger geworden. Findet ihr es eigentlich besser wenn die Kapitel kürzer sind oder mögt ihr es so umfangreich?
Was sagt ihr zur Situation mit Paolo in der Schule?
Wie gefällt euch das Verhältnis zwischen Zita und ihrer Mom?
Und ist es nicht süß, dass Fidelio ihr als erster gratuliert ?❤️🔥So intensiv der Kuss mit Paolo auch war, im Vergleich zu Fidelios Hand an meiner Wange, die ein brennendes Gefühl auf dieser hinterlassen hat, war er nichts als ein unwesentlicher Kuss.
Noch Stunden nach der Begegnung mit ihm vor dem Schulgebäude, spüre ich dieses faszinierende Brennen auf meiner Haut, dass bei dem Gedanken daran, meinen gesamten Körper kribbeln lässt.
Es ist als fließe durch meine Adern kein Blut mehr, sondern prickelnde Ahoi-Brause.
„Du kannst es nicht, genauso wenig, wie ich mich von dir fernhalten kann."
Wie eine Parole, widerhallen seine Worte immer und wieder in meinem Kopf.
In diesem Augenblick, habe ich alles um uns herum vergessen. Womöglich hätte Paolo auftauchen können und es wäre mir völlig egal gewesen, bis dass er mich zurück in die Realität katapultiert hätte.
Unter Umständen hätte ich es möglicherweise sogar zugelassen, dass er mich küsst, gleich nachdem Paolo mich geküsst hatte.
Auch wenn alles in mir „Stopp" schreit, verzehre ich mich nach seiner Nähe.
In seiner Nähe werfe ich all meine Prinzipien über Board, verliere meinen sonst immerwährenden Anstand.
Ich habe Paolo längst betrogen. Wenn nicht körperlich, dann mental.
Sich vorzustellen jemand anderen küssen zu wollen, muss eine Art von Trug sein. Womöglich sogar eine viel schlimmere.
Betrug beginnt in Gedanken. Damit etwas tun zu wollen, was eine andere Person verletzen wird.
Etwas tun zu wollen, was die andere Person niemals in Erfahrung bringen soll.
Ich spüre immer mehr, wie ich in die naive Rolle, der Mädchen aus meinen unzähligen Büchern verfalle.
Ich kann es ihnen beim besten Willen nicht verübeln. Wie soll man diesen Empfindungen nicht nachgeben wollen?
Ich bin schon so weit, dass ich denke Fidelio verändern zu können. Spätestens dann bin ich ihm völlig verfallen, hab ich recht?
Ich bin froh, Paolo, die restlichen Stunden des Unterrichten nicht begegnen zu müssen.
Ich wüsste nicht, wie ich mich nach der Begegnung mit Fidelio, ihm gegenüber verhalten soll.
Jede meiner Fasern, ist auf Fidelio gepolt.Nach Unterrichtsschluss, bin ich die letzte im Klassenraum. Ich packe in Ruhe meine Sachen zusammen, da ich weiß, das Mom sowieso wieder zu spät sein wird.
Als ich gerade den Raum verlassen will, vernehme ich Paolos aufgebrachte Stimme auf dem Gang.
Er unterhält sich ungehalten mit einer seiner Klassenkameradinnen. Eine dieser, die ich gerne als Schlange bezeichne. Eine der Mädchen, mit denen Ambra am letzten Samstag in der Bibliothek aufgetaucht ist.
Ich entscheide mich dazu den Raum nicht zu verlassen. Stattdessen lehne ich von Neugier erfüllt im Türrahmen und lausche dem Gespräch.
„Wenn du es ihr nicht sagst, dann werde ich es tun. Spätestens morgen, wird sie wissen, dass du nicht so artig bist, wie du tust", entgegnet sie ihm pikiert mit verschränkten Armen vor der Brust.
„Was soll das jetzt, Sara? Wir haben gesagt, wir machen keine große Sache daraus", erwidert er und legt dabei vertraut seinen Arm auf ihre Schulter.
So verhält man sich keiner stinknormalen Klassenkameradin gegenüber. Dafür wirken die beiden viel zu innig.
Mein Magen zieht sich mit einem Mal zusammen und ich beginne kurzatmig nach Luft zu schnappen.
„Was ist, wenn es für mich keine einmalige Sache war, Paolo?".
Wenn mich nicht alles täuscht, dann weiß ich plötzlich genau, worüber sie gerade sprechen.
„ Ich schlafe einmal mit dir und du hast dich gleich in mich verliebt?".
Ich schlafe einmal mit dir...
Mit diesen fünf Worten, hat sich meine Vermutung gerade eben bestätigt.
Ich spüre wie mir salzige Tränen in die Augen schießen. Ein Gefühl, dass ich bislang nie mit Paolo in Verbindung bringen musste, umhüllt meinen nahezu gebrechlichen Körper.
Es ist Enttäuschung.
Für einen Augenblick bin ich kurz davor, dazwischen zu fahren. Ihre Traute Zweisamkeit zu durchbrechen.
Aber etwas in mir, die starke Zita, hält mich zurück.
„Vielleicht will ich dir gerade genau das sagen, Paolo. Zita ist auch nicht die, für die du sie hältst. Als ich neulich in der Bibliothek..".
Jetzt hält mich nichts mehr zurück.
Das war das Startsignal, auf dass ich gewartet habe.
Ich atme ein letztes Mal tief durch, versuche zu lächeln und verlasse mit Windeseile das Klassenzimmer.
Entweder stehe ich jetzt dazu, dass ich sie belauscht habe und stelle sie vor vollendete Tatsachen oder ich tue nichtsahnend und lächle dümmlich.
Ich lächle dümmlich, als sie mich aus dem Augenwinkel entdecken.
Was auch sonst?
Sie lächeln zurück und ich spiele ihr abgekartetes Spiel einfach mit.
„Zita, ich dachte, du wolltest mit deiner Mutter in die Stadt", kommt es augenfällig nervös über seine Lippen.
Hat er mich deshalb heute morgen so intensiv geküsst und wollte mich nicht mehr loslassen, weil er ganz genau weiß, was er getan hat?
„Ähm, ja. Sie ist spät dran und ich musste noch meine Unterlagen zusammenlegen", erwidere ich nüchtern und versuche mir dabei meine Frustration nicht anmerken zu lassen.
Die kleine verletzte Zita in mir, schüttelt entsetzt und fassungslos mit dem Kopf.
Da sorge ich mich ernsthaft um seine Gefühle, habe unglaubliche Angst ihm weh zu tun und er hat nichts besseres zu tun, als hinter meinem Rücken mit seiner Klassenkameradin zu vögeln.
Er war es, der unbedingt wollte, dass wir es erst nach der Heirat tun.
Ich habe ihm oft genug gezeigt, dass ich bereit bin, mich auch vorher darauf einzulassen.
Was hätte es schon groß geändert?
Ich habe mich ihm teilweise auf dem Präsentierteller angeboten, doch er hat immer wieder anständig abgelehnt.
Teilweise habe ich mich gefühlt, wie eine Schlampe, weil immer ich es war, die ihn herausforderte.
Dabei finde ich, dass man sich nicht nach einem Zeitpunkt richten muss, wenn man sich liebt.
Immer wieder habe ich mich gefragt was falsch an mir ist, ob er mich nicht attraktiv genug findet, dass er so lange damit warten will.
Jetzt weiß ich, warum er warten kann. Weil er seinen Druck scheinbar die ganze Zeit woanders ablädt.
Wer weiß ob sie die einzige ist, oder ob er es längst auch mit anderen getan hat.
Als er auf mich zugeht, seinen Arm um mich legt und mich nah an sich presst um mir einen Kuss auf den Haaransatz zu pressen, würde ich ihn am liebsten davon stoßen. Ihn anschreien. In Tränen ausbrechen.
Aber ich bleibe stark. Ich durchlaufe nicht seit Jahren das Bootcamp meines Vaters, um jetzt Schwäche zu zeigen.
„Komm Amore, wir gehen", kommt es über seine Lippen.
Sara verdreht angewidert die Augen.
Ich sehe, mit welch einem warnenden Blick er sie straft, als wir Arm in Arm an ihr vorbeiziehen.
Ihr hätte ich am liebsten auch gleich die verdrehten Augen ausgekratzt.
Blöde hinterlistige Schlange.
Da tut er immer so aufrichtig vor Gott und vor meinem Vater und vögelt sich hinterrücks durch die Schule.
Hatte er überhaupt vor mir davon zu erzählen, bevor er mich widerwillig vor den Altar zerrt?
Hätte er's mit mir gemacht und dann so getan, als wäre es auch für ihn das erste Mal?
Irgendwann nach Jahren, wo's dann sowieso zu spät wäre, hätte er es mir dann gebeichtet?
Mir wird speiübel und ich muss mich zusammenreißen, ihm nicht auf die Füße zu kotzen.
Lügen kommen immer ans Licht.
Das Neunte Gebot, verbietet das Lügen.
„Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten".
So steht es in der Bibel geschrieben.
Das Siebte Gebot, du sollst nicht ehebrechen.
Zwei Gebote mit einer Klappe, Glückwunsch Paolo.
Fehlt nicht mehr viel, dann kannst du dein Badboy Abzeichen absolvieren.
Ich weiß, ihr werdet sagen, ich bin nicht gerade besser.
Schon lange kein Unschuldsengel mehr.
Alles was die letzten Wochen passiert ist, ist eine einzige Lüge.
Aber ich bin lange nicht so weit gegangen wie er und habe mich immer gegen mein Verlangen gewehrt.
Mit Händen und Füßen, habe ich es immer wieder versucht, Fidelio aus dem Weg zu gehen.
Dem Herrn sei Dank, dass meine Mutter mich vor der Schule schon in ihrem kleinen roten Alfa Mito erwartet, ich halte es gewiss nicht länger in Paolos Nähe aus.
Alles in mir verlangt danach, ihm tobsüchtig an die Kehle zu springen.
Mein herzensguter in Unschuld gebadeter Paolo, soll mich betrogen haben?
Hierbei kann es sich nur um eine absurde Pointe handeln.
Meine Mom winkt ihm freundlich durch das herunter gelassene Fenster zu, ehe er mir sanft über den Rücken streicht um sich von mir zu verabschieden.
„Wir sehen uns morgen, Amore. Ich bin schon ganz gespannt auf dein Kleid, du wirst sicher umwerfend aussehen", kommt es gefühlvoll über seine Lippen, ehe er aus meinem Sichtfeld verschwindet.
Ich nicke reserviert und steige zu meiner Mutter in den Wagen.
Im Innenraum ist es unerträglich heiß, weil bei der schwülen Sonnenglut andauernd die Klimaanlage ausfällt.
Die kleine Knutschkugel, hat die besten Jahre hinter sich, aber die Hauptsache ist, dass sie ihren Sinn und Zweck erfüllt und uns von A nach B bringt.
Ich kann es kaum erwarten, denn ab morgen, darf ich endlich hinter's Steuer.
Stellt die Gummibäume auf, Zita ist jetzt auf den Straßen unterwegs!
„Was hältst du davon, wenn wir ins Rinascente fahren, Dolce? Da werden wir sicher, fündig für dich", kommt es freudig über die Lippen meiner Mutter.
Als die Sonne gehaltvoll durch die Frontscheibe dringt und ihre warmen Strahlen sie umhüllen, bemerke ich wieder, wie ähnlich ich ihr sehe.
Dasselbe karamellbraune Haar und dieselbe von unzähligen Sommersprossen dressierte Haut. Genauso wie es sich für eine italienische Frau, für den mediterranen Typ gehört, hat sie einen leicht gebräunten olivfarbenen Hautton.
Trotz dass ihre Haut schon einige über die Jahre geprägte Falten aufweist, ist sie für eine Mitvierzigerin, eine bildschöne Frau.
Mein Vater hingegen ist ein typischer kleiner Italiener, üppig gebaut mit Kahlschlag auf dem Kopf. Deshalb trägt er gern diese sonderbaren Schlagmützen aus braunem Wildleder. Er muss hunderte davon besitzen.
Kein Wunder, dass er zulässt, das meine Mutter ihm hin und wieder auf den Schlips tritt.
So eine Augenweide, wird er nie wieder an seiner Seite wissen.
„Das ist eine gute Idee, Mom. Und ich könnte dringend etwas zu Essen vertragen", erwidere ich aufgeregt und freue mich auf den gemeinsamen Mutter-Tochter Tag.
„Dieser Fidelio, ist das dieser Morelli Junge?", fällt sie nun neugierig mit der Tür ins Haus.
Meine Mutter scheint den Mutter-Tochter Tag als Chance zu sehen, mehr über meine Gefühlslage in Erfahrung zu bringen.
Ich zucke bloß unwissend mit den Schultern.
„Morelli, wie der Wein, den du immer trinkst?".
Sie nickt bejahend.
„Genau der. Damaso hat hin und wieder flüchtig von ihm erzählt. Seine Familie ist zu selten in der Stadt, als dass ich sie hätte kennenlernen können. Ihnen gehört das große Rifugio, an dem wir immer vorbeifahren".
„Darüber haben wir nie gesprochen. Ich glaub nicht dass er's ist, Mom", erwidere ich ohne die geringste Ahnung zu haben.
„Sollte er es sein, hätte ich gerne ein paar Paletten auf Vorrat. Selbstverständlich aufs Haus. Das Zeug wird auch immer teurer. Vielleicht darf er dann mit dir ausgehen", witzelt sie mit einem breiten Grinsen auf den Lippen.
Dass Fidelio für mich ein Buch mit sieben Siegeln ist, steht außer Frage, aber dass er ein stinkreicher Weinkenner ist, bezweifle ich.
Aufschneiderische Typen wie er, würden doch auch mit ihrem Geld prahlen, wenn sie sie hätten, oder etwa nicht?
Mir ist ganz egal ob er welches besitzt oder nicht, bislang ging ich davon aus, dass er diese Rennen fährt, um sich über Wasser zu halten. Selbst das, hat mich nicht abgeschreckt, mich nach seinem einnehmenden Wesen zu verzehren.
„Ich halte dich auf dem Laufenden, Mom", erwidere ich gewitzt und schüttele dabei fassungslos mit dem Kopf.
Meine Mom verhält sich plötzlich wie in ihre Jugendzeit zurückversetzt. Ich glaube sie genießt die Zeit ohne Vater, genauso sehr wie ich.
Wir brauchten das hier.
„Ist alles in Ordnung mit Paolo? Er wirkte gerade eben so blass, als ihr aus dem Gebäude kamt".
Ach, bis dass er gerade eine kleine Diskussion über seine kleine Liebelei mit Sara hatte, scheint es ihm bestens zu gehen.
Selbst dafür hat meine Mom einen guten Riecher.
Ich frag mich wirklich, wie sie das macht.
Diese Frau ist die Verwunderung in Person.
„Keine Ahnung, Mom. Ist mir nicht aufgefallen", flunkere ich, ehe ich das Radio einschalte.
Der Song „Ti Amo" von Umberto Tozzi ertönt gefühlsschwanger im Innenraum.
Hört es euch an, jeder kennt dieses Lied, ohne eine Schwäche für italienische Klassiker zu haben.
Ich drehe das Radio noch ein wenig lauter, um von Moms unangenehmen Gespräch abzulenken.
„Ti amo,In sogno, ti amo, In aria, ti amo", beginnt meine Mutter theatralisch mit zu trällern und hält sich dabei die rechte Hand aufs Herz.
„Se viene testa vuol dire che, basta, lasciamoci ,Ti amo, Io sono, ti amo, In fondo un uomo", bringe ich aus voller Kehle hinterher.
Wir lachen und performen den Song aus vollem Herzen, bis wir das Kaufhaus nach wenigen Minuten Fahrzeit erreichen.
Ich weiß nicht, wann ich das letzte mal so viel angenehme und kostbare Zeit, mit meiner Mutter zu zweit verbracht habe.
Ich sauge jeden Moment genießerisch in mir auf und vergesse für einen Augenblick all meine Sorgen.
Die Angst, dass Paolo mir an meinem Geburtstag vor allen einen Ring an den Finger stecken will. Die Ungewissheit, wie ich mich entscheiden werde.
Die Herzensangst Fidelio dann einerseits zu verlieren und andererseits auf sein mögliches falsches Spiel reinzufallen.
Die Reaktion meines Vaters, wenn ich mich über die Verlobung hinwegsetze.
Was ist, wenn Fidelio einfach die Party crasht, weil ihm danach ist?
Er ist sich auch nicht zu schade, einfach vor der Schule auf mich zu warten.
Ich hasse es, der Mittelpunkt des Geschehens zu sein. Am liebsten würde ich meinen Geburtstag ganz klein und schmucklos mit meiner Familie verbringen.
Italiener nehmen jede kleine Gegebenheit im Leben und zaubern daraus ein riesen Fest.
Wie sagt man so schön bei uns Italienern?
„Ballando non duole il piede."
Das bedeutet so viel wie, wenn man Spaß hat, spürt man keinen Schmerz.
Vielleicht sollte ich mich auf den morgigen Tag freuen und ihn als Chance sehen, über all meine Sorgen hinweg zu tanzen.„Das ist es, Dolce!", kommt es freudestrahlend über Moms Lippen, die entzückt in die Hände klatscht. Wenn ihr jetzt schon Tränen in die Augen schießen, will ich nicht wissen was passiert, wenn sie je bei einer Brautkleidanprobe vor mir steht.
Ich stehe vor einem der schmalen Wandspiegel im Kaufhaus und betrachte mich musternd darin.
Ich trage ein weinrotes schulterfreies Kleid mit Herzauschnitt.
Vorn fällt das Kleid bis gerade so über meine Oberschenkel.
Ich kann mir genau vorstellen, was Vater darüber denken wird.
Sehr gewagt, aber mir gefällt's.
Hinten fällt es wie eine seidene Schleppe zu Boden.
Der schleierartige Überzug, lässt sich an der Brust durch eine Schleife schließen und abnehmen. Das perfekte Kleid für einen Wow-Effekt aller derer die es das erste Mal erblicken. Das perfekte Kleid um anschließend mit Leichtigkeit darin zu tanzen.
Das perfekte Kleid, um einen 18. Geburtstag darin zu zelebrieren.
„Das ist es, bestätige ich entzückt", und drehe mich dabei galant um die eigene Achse.
Wenn Fidelio mich darin sehen könnte, ist mein erster Gedanke in diesem Augenblick.
Ich werfe einen Blick auf das Preisschild und ziehe meine überschwängliche Aussage gleich zurück.
„Das ist viel zu teuer, Mom. Das können wir nicht kaufen", entgegne ich ihr völlig fassungslos über den Preis.
250 Euro für ein Kleid, dass ich womöglich nur einmal tragen werde, sind viel zu viel. Dafür könnten wir die ganze Woche, für die Familie einkaufen.
„Keine Widerrede, heute achten wir nicht aufs Geld, mein Schatz.", erwidert sie anordnend.
Sie löst die Sicherheitsnadel vom Kleid um das Etikett zu lösen und begibt sich bevor ich weiteren Widerstand leisten kann, in Richtung Kassen.
Ich kann es nicht lassen und knipse im Spiegel ein letztes Selfie, bevor ich in die Umkleidekabine zurückgehe, um mich umzuziehen.
Das Selfie wird womöglich niemals jemand zu Gesicht bekommen, da ich weder bei Instagram noch bei Facebook angemeldet bin, aber es wird mich immer an den schönen Tag mit meiner Mom erinnern.
Schön. Das war er wirklich.
Nach unserer kleinen Shoppingtour, in der wir das Kleid gleich in den ersten Minuten erstöbert haben, sind wir noch in ein kleines italienisches Bistro, um dort frische Trüffel Pasta zu essen. Eines meiner Lieblingsgerichte. Leider oft viel zu teuer.
Eine Sache die Mom mir im Laufe des Nachmittags erzählt hat, hat mir besonders zu denken gegeben. Naja, vielmehr sind es sogar zwei Dinge.
Ihr war es wichtig noch einmal zu betonen, dass mich niemand zu einer Entscheidung zwingen kann. Egal worum es im Leben geht. Sie hat es selbstverständlich auf die Heirat mit Paolo bezogen. Sie war in jungen Jahren in derselben Situation und hat sich aus ihrer Not heraus, falsch entschieden.
Ich dachte, sie spricht von meinem Vater, das wäre typisch für ihn und sein abtrünniges Verhalten mir gegenüber.
Eine Frau, wie meine Mutter, zu einer Heirat mit ihm zu zwingen.
Aber nein, es ging um einen anderen Mann, dem sie einst versprochen wurde.
Aus Liebe, hat sie ihre Familie zurück gelassen, um gemeinsam mit meinem Vater in ein neues Leben zu flüchten.
Sie hat sich für meinen Vater gegen ihr Fleisch und Blut gestellt.
Das ist ihre größte Sorge, dass ich irgendwann an diesen Punkt angelange und ich ihr für immer den Rücken kehre.
Dies ist die erste Sache, die ich den ganzen Abend schon überdenke.
Die andere Sache ist die, dass mein Vater inständige Gründe für sein herrschsüchtiges Verhalten mir gegenüber hat. Er war nicht immer so gewesen. Erst seit meine Mom in ihrer Schwangerschaft davon erfahren hat, dass ich ein Mädchen werde. Ab diesem Zeitpunkt machte er eine Hundertachtzig-Grad-Wende.
Mehr hat sie nicht gesagt, um es meinem Vater nicht vorwegzunehmen.
Über diese Sache grübele ich gleich noch viel mehr, denn ich verstehe spätestens ab diesem Punkt die Welt nicht mehr.
Meine Mutter ist schwanger, erfährt, dass es ein Mädchen ist und mein Vater verhält sich ab diesem Zeitpunkt wie ins Mittelalter zurückversetzt?
Wenn ihr wisst wo der Sinn dahinter steckt, erklärt es mir.
Wenigstens habe ich nun die Hoffnung, dass er mich vielleicht doch nicht hasst, wie ich es all die Zeit vermutet habe.
Eine ganze Weile liege ich in meinem Bett, betrachte meinen kleinen persönlichen Horizont an der Decke und philosophiere über mein Leben.
Um Punkt Null Uhr, kurz bevor mir die Augen ermüdet zufallen, vibriert mein iPhone auf dem Nachttisch, links von mir.
Ich habe damit gerechnet, dass es Paolo ist, der extra aufgeblieben ist, um mir zu schreiben.
Aber die Nachricht ist von Fidelio.
Fidelio, der aller erste, der mir zu meinem Geburtstag gratuliert.
Mein Herz hüpft vor Freude wild in meiner Brust und wieder ist da dieses elektrisierende Kribbeln, dass sich einen Weg durch meinen Körper bahnt.
Jede Faser meines Körpers brennt für dich, Fidelio.„Happy Birthday, Bellezza. Ab jetzt bist du für all deine Schandtaten selbst verantwortlich ;-)".
In dieser kleinen Nachricht stecken so viele gesagte und ungesagte Worte. So viel Spielraum um eine Menge hineinzuinterpretieren. Oh, wie ich es liebe eine Menge in etwas hineinzuinterpretieren.
Ganz egal, was es für mich bedeutet. Ganz egal was ich in diesen Zeilen lese. Das einzige was zählt ist, dass die Nachricht von ihm ist und dass er der erste ist, der mir um Punkt Null gratuliert hat.
Er denkt an mich, so wie ich an ihn.
Happy Birthday, to me.
DU LIEST GERADE
Just like the guys in my books
Teen Fiction„Man empfindet es als Segen ihnen zu begegnen. Man fühlt sich entflammt und belebt. Doch am Ende entpuppen sie sich als bitterer Fluch". Devil Dick 😈 [ deh • vl • dik ] „Exceptionally good dick that happens to be attached to a fuckboy, who knows h...