Man kennt's zu gut, wenn man am Morgen friedlich erwacht, wenn die ersten Sonnenstrahlen durch die Jalousien fallen.
Doch dann treffen einen die Vorkommnisse des gestrigen Abends wie ein Schlag und sogleich verspürt man dieses beklemmende Gefühl in der Magengrube.
Als ich erwache, liege ich mit meiner Anzughose und in meinem aufgeknöpften weißen Hemd in Maja's Bett.
Lediglich mein Jackett und die Oldschooltreter liegen vor diesem, da sie mir gestern Abend mühevoll raus geholfen hat.
Sie liegt in meinem Arm, schlummert friedlich, während ihre ungestümen Locken meine Nase kitzeln.
Ich liebe diese Schlafposition, weil sie mich in dem Grundvertrauen in die Richtigkeit meines Daseins bestärkt.
So friedlich wie diese Frau gerade aussieht, ist sie in der Nacht das komplette Gegenteil. So wie sie anfangs friedsam und leidenschaftlich löffelt, entpuppt sie sich in der Nacht zu einer Meine-Decke-gehört-mir-Autistin, die ihr Refugium mit bitterer Gegenwehr verteidigt.
Also lag ich die halbe Nacht halb erfroren neben ihr, während die Klimaanlage mir eisige Luft entgegen blies. Es vergingen locker zwei Stunden, bis ich mein verlorenes Terrain zurückerobert habe.
Bin ich gerade wieder eingeschlafen, sind es ihre kalten Füße, die sie ohne Erbarmen zwischen meine Schenkel schiebt.
Man kann sagen was man will, Frauen haben grundsätzlich kalte Füße.
Immer.
Dass sie meine Körperwärme im Gigawattbereich absaugt, zähle ich definitiv unter einer körperlichen Attacke.
Warum ich den Hergang der Nacht, bis ins kleinste Detail beschreibe?
Weil ich das erste Mal die Nacht mit ihr verbracht habe, ohne mich vorher zugedröhnt zu haben oder völlig alkoholisiert zu sein.
Ich bereue es dabei nicht öfter nüchtern gewesen zu sein, weil ich mich überraschenderweise unglaublich geborgen in ihrer Nähe fühle.
„Alter, du hast eine Freundin, schon vergessen?", bringt sich der vernünftige Teil in mir in Erinnerung.
„Ja, da war ja was", fährt es mir rasend durch den Kopf, als ich mich versuche unbemerkt aus Maja's Fesseln zu befreien um nach meinem Handy zu greifen.
Voller Verwunderung stelle ich fest, in den letzten Stunden, keine Nachricht von Zita erhalten zu haben.
Die Problematik klärt sich spätestens dann auf, als ich unseren Chat öffne und sehe, dass wir sehr wohl Nachrichten miteinander ausgetauscht haben, an die ich mich nicht mehr erinnern kann.„Süße Träume, Baby. Ich denke an dich".
WTF, selbst nach dem ich mir den krassesten Shit eingeworfen habe, würde ich beim besten Willen nicht auf Idee kommen, diese Nachricht zu verfassen.
Kurz frage ich mich, wie zur Hölle das funktioniert, ich ich zu dem Entschluss komme, dass Maja ihr geschrieben haben muss.
Süße Träume, Baby. Ich denke an dich?!
Ganz schön mutig von Dolce, einfach so an mein Handy zu gehen, um hinter meinem Rücken mit Zita zu schreiben.
Aber andererseits wollte sie mir damit bloß einen Gefallen tun und hat ihr wenigstens vernünftige Nachrichten geschickt, auch wenn es in ihrem Innern gewiss anders aussieht.
Die vergangene Nacht, hat etwas in mir verändert.
Es ist ja nicht so, dass ich nicht sowieso schon zum völligen Weichei mutiert bin, aber die letzte Nacht hat noch mal ein's drauf gesetzt.
Ich wurde so erzogen, dass es sich für einen richtigen Mann schlichtweg nicht gehört, zu flennen wie ein elender Schlosshund.
Selbst wenn ich als kleiner Junge gestürzt bin und meine Knie bluteten, durfte ich meinem Schmerz keinen freien Lauf lassen.
Im Grunde genommen wurde ich darauf gepolt, dass Tränen ein Zeichen von Schwäche sind und wir Morelli's nicht schwach.
Selbst als meine Großmutter verstarb, riss ich mich unter den anmahnenden Blicken meines Vaters zusammen, nicht vor ihrem Grab in Tränen auszubrechen.
Das tat ich anschließend, wenn niemand dabei war.
Ich tue es bis heute noch, wenn mich etwas besonders stark an sie erinnert, da sie ein tiefe klaffende Wunde in meinem Herzen hinterlassen hat.
Fragt mich nicht warum, aber bei Maja fühlt sich diese Art von Schwäche an, als wäre es eine große Leistung, ihr nachzugeben.
Ich habe noch nie zuvor vor einer Frau geweint, außer vor Maja.
In den letzten verstrichenen Monaten, die wir gemeinsam verbrachten, habe ich's ständig getan.
Sie hätte es gegen mich verwenden können, als ich sie vor den anderen immer wieder vorführte, wie eine bedeutungslose Bitch, dessen Dasein lediglich dazu diente, meine unersättlichen Triebe an ihr auszulassen.
Aber Maja ist nicht so, denn wenn ich jetzt darüber nachdenke, ist sie der loyalste Mensch, der mir je begegnet ist.
Sie liebt mich nicht bloß für die guten Seiten an mir.
Ja man möge es kaum glauben, aber diese Seiten gibt es tatsächlich auch.
Sie liebt mich gerade für die schlechten Seiten und hat es sich irgendwie zur Aufgabe gemacht, meine kleine Retterin in der Not zu spielen.
Ich wusste, als ich gestern bei ihr auftauchte, dass sie mich niemals vor der Tür hätte stehen lassen.
Sie hat zwar versucht mir das Gefühl zu geben, dass ich nicht länger in ihrer Nähe erwünscht bin, aber ihr war von Anfang an klar, dass sie mich am Ende doch herein bitten wird.
Ich habe ihr mehr oder minder offenbart, dass ich jetzt Teil dieses fucking Mafiosiclans bin und sie hat nicht einmal mit der Wimper gezuckt.
Sie ist mutig wie eine Löwin und schreckt vor nichts zurück.
Ihr wäre egal wer oder was ich bin, wenn ich ihr nur das geben würde, wonach sie sich schon lange Zeit sehnt.
Womöglich wäre sie lieber meine korrupte Mafiabraut, als mich noch länger an der Seite einer anderen zu sehen.
Ich bereue diese Nacht nicht, aber ich bereue es, sie in Schwierigkeiten gebracht zu haben.
Damit meine ich nicht diesen komischen Kerl in seiner geschmacklosen Karre, den sie wegen mir hat abserviert.
Ich meine damit, dass ich mein Omertà gebrochen habe, was unter Umständen ihren Tod bedeuten könnte.
Genauso wie ich es geschworen habe, niemanden von meinem Engagement in dieser Mafiasippe kundzutun, habe ich auch geschworen, mich in Zukunft von anderen Frauen fernzuhalten.
Zum einen passt es Donatella mit Sicherheit ganz gut in den Kram, dass seine Tochter die einzige Frau in meinem Leben ist.
Zu anderen bedeuten Frauen schlichtweg Ablenkung und Ablenkung findet in dieser Großfamilie keinen Anklang.
Ich habe gleich zwei Regeln, in nur einer Nacht gebrochen.
Keine vierundzwanzig Stunden, nachdem ich meine Treue geschworen habe.
Gestern Nacht war ich noch fest davon überzeugt, meinen Vater und Zita, über die aktuellen misslichen Umstände aufzuklären.
Aber jetzt ist es so, dass ich es für besser halte, dass es vorerst weiterhin mein kleines Geheimnis bleibt.
Ich will nicht noch mehr Menschen auf die Streckbank befördern, denn ich habe mich selbst in diese Misere gebracht.
Maja weiß jetzt, dass ich einer von ihnen bin, aber sie muss nicht erfahren, wie es dazu gekommen ist.
Spätestens als ich bemerke, das meine Morgenlatte gegen die viel zu enge und unbequeme Hose drückt, beschließe ich, mich sicherheitshalber aus ihrem näheren Umfeld zu entfernen.
Ich will nicht auf krumme Gedanken kommen, denn ich weiß nur zu gut, wie sehr mein Schwanz auf sie abfährt.
Dennoch lasse ich's mir nicht nehmen, mir einen Blick unter die Decke zu gewähren, unter welcher sich ihr knackiger Hintern in einem roten Slip präsentiert.
Wenn ich an Maja denke, bringe ich sie immer mit roter Spitzenwäsche in Verbindung.
Bei anderen mag es nuttig wirken, aber bei ihr ist es ein ganz anderes Level.
Die roten Fummel sind wie für sie gemacht und sie schmiegen sich an ihren prächtigen Körper, als hätte man sie ausschließlich für sie gemeißelt.
Widerwillig ziehe ich mir das spießige schwarze Jackett über und lasse die Knarre in der Innentasche verschwinden.
Mit einem Blick in den Wandspiegel stelle ich fest, dass ich in dem spießerhaften Aufzug, mit dem aufgeknöpften Hemd und der Knarre in der Innentasche aussehe, wie ein waschechter Mafioso.
Fehlt nur noch die rote Rose in der Klappentasche und ich sehe aus, wie ein skrupelloser Rosenkavalier alias Cosa Nostra Oberhaupt.
Noch lache ich darüber, weil ich diesen Shit noch längst nicht realisiert habe.
Die kleine Show gestern Abend in der Basilica können sie auf der Theaterbühne vortragen, aber nicht auf das wahre Leben projizieren.
Auch wenn es nur ein verdammtes Bild war, habe ich Jungfrau Maria, ein verdammt schlechtes Gewissen gegenüber.
Aber wenn ich anfange über mein schlechtes Gewissen zu philosophieren, müsste ich ganz andere Baustellen angehen.
Ich schleiche mich auf Samtpfoten aus ihrem Zimmer, gehe auf Zehenspitzen durch das offene Wohnzimmer, um mich leise hinaus zu schleichen.
Gerade als ich den Türgriff in der Hand habe und der Weg nach draußen so nah ist, ertönt ihre mahnende Stimme aus dem Hintergrund.
„Fidelio Adamo Morelli, willst du dich gerade allen Ernstes raus schleichen und denkst ich merke es nicht?!".
Sie klingt fast wie meine Mutter, wenn sie mich bei meinem zweiten Namen nennt.
„Mhm, vielleicht sieht es gerade ganz danach aus, aber ich war gerade auf dem Sprung zur Panetterie".
„Ich kann an einem Finger abzählen, wie oft du uns Frühstück besorgt hast, aber an zehn Fingern, wie oft du heimlich abgehauen bist. Also...?".
„Na gut, vielleicht wollte ich gerade verschwinden, aber ich hätte mich bei dir gemeldet, ich schwör's".
Um meine Worte zu bestärken, überkreuze ich meine Finger und werfe ihr ein unwiderstehliches Lächeln zu.
„So oft wie du auf etwas geschworen hast, müssten schon einige Leute, ihren Tod gefunden haben".
Dieses Luder kontert besser, als jeder Justizbeamte.
„Es ist mir einfach unangenehm, Maja. Diesmal sind keine Drogen oder Alkohol im Spiel, ich muss diesen Shit, diesen homophilen Teil in mir, erst einmal begreifen".
Sie zieht eine ihrer Augenbrauen nach oben und verschränkt ihre Hände vor der Brust, wie ein kleines bockiges Kind.
„Du wirst dieses Haus nicht verlassen, bis du mir nicht alles erzählt hast, Fidelio".
„Aber...".
„Nein, kein wenn und aber. Du setzt dich an diesen Tisch und erzählst mir alles, bis ins kleinste Detail".
„Süß...".
„Was ist süß, Fidelio? Bring mich bloß nicht auf die Palme. Ich habe genug Gründe, um verdammt wütend auf dich zu sein".
„Süß, dass du immer noch glaubst, eine Chance gegen mich zu haben".
Unverhofft stürze ich mich auf sie, werfe sie über meine Schulter und kitzele sie am ganzen Körper, sodass sie hilflos nach Luft japst.
„Lass mich sofort runter, Fidelio. Das ist unfair!", Flucht sie, während sie mit aller Kraft versucht, sich frei zu strampeln.
„Sag erst, dass du keine Chance gegen mich hast. Dann überleg ich's mir vielleicht", lachte ich laut auf und gebe ihr dabei einen spielerischen Klaps auf den Hintern, der zu meinem Vergnügen, immer noch in dieser sexy roten Wäsche steckt.
„Ich kann dich nicht hören", wiederhole ich mich, als sie vor Lachen und nach Luft ringen, kein vernünftiges Wort über ihre Lippen bringt.
Ich werfe sie auf eines der bequemen Cordsofa und ziehe ihre Arme so fest über den Kopf, dass sie ehrfürchtig und ergeben unter mir liegt.
Ich schaue ihr in die Augen und stelle fest, dass sie unglaublich ist.
„Ich... ich hab keine Chance gegen dich, Fidelio. Zufrieden?", flüstert sie mir atemlos entgegen, während sie sich verführerisch in die Unterlippe beißt.
Da ist dieser seltsame Moment zwischen uns, wie man ihn sonst nur aus Filmen kennt. Dieses Gefühl, bei dem plötzlich alles um einen herum verschwimmt, der Moment, kurz bevor man hemmungslos übereinander her fällt.
Ihr Blick verrät mir, dass sie es auch spürt, dass ich es mir nicht bloß einbilde.
„STOPP!", warnt mich die vernünftige Stimme in meinem Kopf und bewahrt mich davor, den nächsten Fehler zu begehen.
„Fick sie, verdammt. Fick ihr die Seele aus dem Leib. Darauf spekulierst du doch schon, seit du gestern Abend hier aufgekreuzt bist", mischt sich der düstere Teil in mir ein.
„Nein, ich bin so nicht mehr. Ich liebe Zita und für sie, will ich mich bessern", protestiert wieder das Engelchen auf meiner Schulter.
„Du wirst dich niemals bessern, Fidelio. Sieh doch, wie du immer weiter verelendest. Wenn du so weiter machst, wirst du sowieso in der Gosse landen, also gönn dir den Fick".
In meinem Innern herrscht ein ambivalenter Kampf, wie zwischen griechischen Göttern.
„Ich habe schon bewiesen, dass ich ein besserer Mensch sein kann, denn würde ich sie nicht lieben, hätte ich mich gar nicht auf diesen kriminellen Shit eingelassen. Ich werde Maja nicht ficken, weil ich gerade Bock drauf habe und damit riskieren, dass ich sie nach alledem verliere".
„Sieh ihr noch mal tiefer in die Augen, was siehst du darin? Gesteh dir ein, dass du mehr in ihr siehst, als eine kleine Devote Bitch".
„Ich kann nicht, ich muss...".
Es fühlt sich an, als wäre ich stiller Teilhaber, meines Inneren Dialogs.
„Ich muss zu ihr", kommt es vernunftbegabt über meine Lippen.
Das in dieser prickelnden Situation aus meinem Mund zu hören, muss wie ein Schlag ins Gesicht für sie sein.
Auch wenn es mir komischerweise weh tut, wenn ich ihr weh tue, ist es das einzige was ich hätte sagen können, um diesem verführerischen Zustand zu entfliehen.
Maja nickt bloß reserviert und erhebt sich aus ihrer Rückenlage, als ich widerwillig von ihr ablasse.
„Ich...ich habe ihr...".
„Du hast ihr geschrieben, ich weiß. Ich hab's gesehen...danke, Dolce".
„War's das jetzt wenn du durch diese Tür gehst? Ich will dich nicht verlieren, Fidelio. Auch wenn ich dich schon...an sie verloren habe, will ich wenigstens für dich da sein".
Ich weiß, sie und ich könnten niemals dieses Wir-sind-jetzt-Freunde-Ding durchziehen, denn es würde immer wieder Momente geben, wie dieser gerade eben.
Dieses Mal, war ich stark genug, um diesen schrägen Feelings die Stirn zu bieten, aber wie sieht es beim nächsten Mal aus?
Würde ich es dulden, dass Zita weiterhin mit Pepito abhängt und auf best friends macht?
Dreimal dürft ihr raten, wie meine Antwort lautet.
„Keine Ahnung, Maja. Ich weiß nicht, wie das funktionieren soll. Wir können nicht cool miteinander sein und einfach zusammen abhängen, während du irgendwelche Typen fickst mit ihren billigen Cabrios und ich in einer richtigen Beziehung stecke. Das fickt meinen Kopf...".
„Ich kann es, Fidelio. Also... ich würde es versuchen... alles besser, als dich zu verlieren...aber warum kannst du es nicht?".
Ja Alter, warum kannst du es nicht?!
Vielleicht, weil sie die größte Versuchung ist, die mir je über den Weg gelaufen ist?
Vielleicht, weil ich eine fucking monogame Beziehung führe, in der ich mir keinen Fehltritt erlauben kann, weil ich diese Frau an meiner Seite liebe?
Vielleicht, weil ich ab sofort in dieser Mafiasekte stecke, dessen Anführer der geisteskranke Vater meiner besagten Freundin ist und seine Regeln keinen Kontakt zu anderen Frauen dulden?
„Hast du Gefühle für mich, Fidelio?".
„WAS?!".
„Du hast mich richtig verstanden. Sag, dass du keinerlei Gefühle für mich hast und ich werde nie wieder anzügliche Avancen machen. Ich muss es aus deinem Mund hören, um damit abzuschließen".
Ich versuche es über die Lippen zu bringen, ihr zu sagen, dass sie mir nicht mehr oder weniger bedeutet, als die anderen Cagnas.
Aber ich schaff's nicht und das macht mir verdammte Angst.
„Maja, das...das ist nicht so leicht".
„Sag es, Fidelio. Hör auf rumzudrucksen und sag es verdammt. Ich habe genug eingesteckt, dass werde ich auch noch verkraften".
Es ist mein klingelndes Handy, dass mich davor bewahrt, etwas falsches zu sagen oder gar darüber nachzudenken, ob es doch einen kleinen Teil in mir gibt, der Gefühle für sie hat.
Himmel sei Dank oder eher gesagt Daddy Donatella sei Dank.
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Just like the guys in my books
Fiksi Remaja„Man empfindet es als Segen ihnen zu begegnen. Man fühlt sich entflammt und belebt. Doch am Ende entpuppen sie sich als bitterer Fluch". Devil Dick 😈 [ deh • vl • dik ] „Exceptionally good dick that happens to be attached to a fuckboy, who knows h...