Langsam setzt sich das Bild vor meinen Augen, wie ein fucking Puzzle zusammen.
Ich bin nicht spontan in die Scheiße gerutscht, wie ich vermutet hatte, sondern bin diesem Barbaren eiskalt ins Messer gelaufen.
Irgendwie hätte ich damit leben können, den Rest meines Dasein womöglich als Mafioso zu verbringen.
Aber wenn jemand an meine Familie geht, bedeutet es Krieg.
Jetzt bereue ich es umso mehr, dass ich nicht rechtzeitig mit meinem Vater gesprochen habe, noch bevor es so weit kommen konnte, dass dieser Hurensohn mich in der Hand hat.
Zita...was soll ich noch zu ihr sagen?!
Sie ist wahrscheinlich die, die am wenigsten Ahnung von der Sache hat, aber am meisten darunter leidet.
Mein plötzlicher Abgang war nicht gerade die feine englische Art, nachdem ich sie kurz vorher noch gefickt habe.
Aber es war in dieser Situation die beste Lösung, um meine Wut nicht an ihr auszulassen.
Das erste was ich mache, als ich meine Karre auf diesen leeren Parkplatz verfrachte, ist es, mir eine Kippe anzustecken.
In den letzten Tagen, bin ich zum waschechten Kettenraucher mutiert.
Ist die eine Kippe erloschen, stecke ich gleich die nächste an.
Allein auf dem kurzen Fahrtweg von ihr bis hierher, waren es vier, die ich sündhaft in mich hinein inhaliert habe, als hinge mein verdammtes Leben davon ab.
Wenn ich nicht daran zu Grunde gehe, dass ich dieses fucking Omertà breche, dann wird es Lungenkrebs sein, der mich niederstreckt.
Die Frage die ich mir stelle ist, was hat das Ganze auf sich?
Ist es mein Vater, der es aus irgendeinem Grund auf Zita und ihre Familie abgesehen hat, oder ist es ihr Vater, der böse Absichten hegt?
Verschaffen sich die beiden unabhängig voneinander Informationen oder kennen sie sich bereits so gut, dass sie davon ausgehen, dass der jeweils andere nicht die Füße stillhält?
Ich meine Bernardo ist ein Mafiosi, vielleicht ist es normal, dass er sich Infos über mich beschafft, für den Fall, dass ich ihn bei den Bullen verpfeife. Einfach prophylaktisch, um sich auf den Härtefall vorzubereiten.
Aber mein Vater, welche Absichten sollte er verfolgen, die Donatella's ins Visier zu nehmen?
Ich weiß, dass der alte Drecksack schon immer überaus vorsichtig war, aus Sorge, dass man uns an die Kohle will. Er ist zu oft an falsches Pack, falsche Frauen geraten, als dass er blauäugig durchs Leben laufen würde.
Er hatte mit heimtückischen Mafiosis zu tun, die sich als zuvorkommende und äußerst interessierte Weinhändler in sein Geschäft mogelten.
Er hat sich die falschen Frauen für seine Rendezvous gesucht und musste am Ende eine Menge Schweigegeld zahlen.
Ich glaube da gibt es bis heute noch eine lästige Sizilianerin, für die er immer Mal wieder blechen muss, wenn sie danach verlangt.
Ich hab's selbst gesehen, dass immer wieder Abbuchungen, in regelmäßigen Abständen, auf das Konto dieser Frau gehen.
Summen, die weit aus größer ausfallen, als mein monatliches Kontingent, obwohl ich sein fucking Sohn bin.
Ich hoffe für ihn, die Alte zu ficken hat sich wenigstens gelohnt, wenn er dafür in Kauf genommen hat, meine Mutter zu betrügen und das Monatsgehalt drei seiner Mitarbeiter an sie zu latzen.
Jetzt will er natürlich nicht, dass sein Sohn in dieselben Fallen tappt und Leute ran holt die mir oder unserem millionenschweren Imperium schaden könnten.
Reicht wenn er's selbst tut.
Aber es macht mich stutzig, dass ich Zita bislang nicht einmal kannte und bloß durch die Bitte meines Vaters auf sie aufmerksam geworden bin.
Hätte er diese Auskünfte von ihr verlangt, weil ich sie als meine Neue bei ihm vorgestellt hätte, wäre es etwas anderes gewesen.
Aber er hat mich förmlich unwissentlich auf sie angesetzt, um mich als sogenannten Spitzel einzusetzen.
Holy Shit, wie verdammt dämlich, bin ich eigentlich?
Mein Vater weiß längst, dass Bernardo ein fucking Mafiosi ist.
Er wusste es längst, bevor er mich los geschickt hat, um seiner kleinen Bitte nachzugehen, ihm alle Auskünfte so präzise wie möglich zu beschaffen.
Mein Vater verfolgt die ganze Zeit über einen Plan, den ich anfangs nicht erkannt habe, weil ich schlichtweg kein Bock darauf hatte und letztendlich nicht gesehen habe, weil seit Tagen, ach was, seit Wochen nur noch mit meinem unersättlichen Schwanz denke.
Ich mache mir Sorgen, dass meine Familie in Gefahr sein könnte, dabei ist es vielleicht Zita, auf die mein Vater es die ganze Zeit abgesehen hat.
Aber warum zur Hölle auf sie?!
Wenn ich mir die verdammte Unschuld in einer fucking weißen Weste vorstelle, sehe ich niemand anderen als Felizitas Donatella vor meinen Augen.
Sie würde nicht mal einer Fliege etwas zu leide tun, geschweige denn überhaupt irgendeinem Lebewesen auf diesem Planeten.
Trotzdem schaffe ich es nicht, mir bei diesem Shit, einen Überblick zu verschaffen.
Warum zur Hölle, sollte mein Vater ihr etwas antun wollen?
Ja, mein Vater trotzt vor Macht und er hält sich nur wenig zurück, es allen anderen brühwarm unter die Nase zu reiben.
Wenn er könnte, würde er von seinen Mitarbeitern verlangen, dass sie ihn mit Hoheit Morelli ansprechen und würde sich mit Sicherheit hin und wieder die Füße von ihnen küssen lassen.
Er kann auch ein ziemliches Arschloch sein, denn wenn man seine Aufträge nicht zu seiner vollsten Zufriedenheit erfüllt, kann es sein, dass er seine Mitarbeiter zehn Mal von vorn anfangen lässt, bis er endlich zufriedengestellt ist.
Aber er ist kein skrupelloser Killer, der anderen Menschen grundlos Schaden zufügt.
Außer wenn es um uns, seine Familie geht, denn für uns, da würde er über Leichen gehen. Aber ich denke das tut jeder da draußen, für die Menschen die er liebt.
Ich glaube ich komme nicht drumherum, die Wahrheit ans Licht zu bringen, um mir Klarheit über die Situation zu verschaffen.
Ich will wissen, was es mit dieser rätselhaften Kiste auf sich hat und warum mein Vater es scheinbar auf Zita abgesehen hat.
Ich habe ihm gleich nach den ersten Treffen mit ihr, alle Informationen besorgt, nach denen er verlangt hat.
Er hat genickt, sie zur Kenntnis genommen und seitdem kein Wort mehr darüber verloren.
Ich dachte die Sache sei vom Tisch, habe mir keine Gedanken mehr darüber gemacht, bis ich mich Hals über Kopf in sie verliebt habe.
Was tue ich also zuerst?
Lasse ich erst vor meinem werten Herrn die Hosen runter und beichte ihm meine Liebschaft zu Zita und erzähle ihm ganz nebenbei, dass ich jetzt ein wahrhaftiger Mafiosi der Cosa Nostra bin?
Oder werde ich erst Bernardo Bastardo Donatella kontaktieren, um mir von ihm die Antworten über die rätselhafte Kiste beschaffen?
Ich entscheide mich vorerst für die zweite Variante, da es schlichtweg der einfachere Weg ist und mir in diesem Augenblick ganz einfach die Eier dazu fehlen, vor meinem Vater meinen Mann zu stehen.
Ich nehme die letzten Züge meiner Kippe, schnipse sie aus dem Fenster und lehne mich zurück in den Sitz, als das Freizeichen über die Freisprechanlage ertönt.
"Sí, Fidelio", brüllt er förmlich in den Hörer, sodass es mir in den Ohren schmerzt.
"Dieser Kerl hat ein unausstehliches Organ", fährt es mir genervt durch den Kopf, als ich den Lautstärkeregler so weit wie es geht runterschraube.
Das haben alte Menschen scheinbar so an sich, dass sie ab einem gewissen Alter, einfach nur noch schreien.
"Ciao, du musst nicht schreien Bernardo, ich kann dich ganz gut verstehen".
"Wir sind auf dem Markt, es ist schrecklich laut hier. Giovanna kauft gerade Fleisch, ich kann nicht lange sprechen. Non importa, was gibt's Fidelio?".
"Mir egal, was sie kauft. Die Cosa Nostra steht immer an erster Stelle, schon vergessen,hm?".
"Meraviglioso, Fidelio. Du scheinst zu lernen. Daher weht der Wind...du rufst sicherlich wegen deines Auftrags an".
Ich lache kampflustig auf, als seine lächerlichen Worte mich erreichen. Dass er sich überhaupt die Frechheit erlaubt, noch länger so zu tun, als herrsche Frieden zwischen uns.
"Deine affigen Aufträge, kannst du dir in den Arsch schieben, Bernardo. Was hat es mit der seltsamen Kiste im Keller auf sich? Hast du sonst noch irgendwo Bilder von mir und meiner Familie? Vielleicht irgendwo ein heimlicher Altar, vor dem du deine kranken Spielchen zelebrierst? Brauchst du vielleicht noch ne Haarsträhne von mir? Fingerabdrücke? Ne Urinprobe?!".
Einige Sekunden der Stille vergehen, während er zwischen etlichen Stotterern und diversen Atempausen versucht, die passenden Worte zu finden.
Hab ich dich etwa nervös gemacht, kleiner alter Mafiosi?
Vielleicht sollte ich mal einen Blick in den Keller werfen, wer weiß welches kranke Zeugs ich dort finden würde.
Wer weiß, vielleicht liege ich mit meiner kleinen fantasiereichen Vorstellung, von einem satanischen Altartisch gar nicht so falsch.
"Mi scusi, ich weiß beim besten Willen nicht, wovon du sprichst, mio amico".
Ich wäre nicht der Sohn meines Vaters, wenn ich nicht bluffen könnte, wie ein fucking Maestro.
Ich bin ziemlich stolz auf mich, dass mir in Notsituationen, immer die besten Ideen kommen.
"Soll ich dir die Fotos rüber schicken, die Zita von der Kiste gemacht hat, oder wollen wir noch mal von vorn anfangen, mio amico?".
"Bene, du hast mich ertappt, Fidelio. Was willst du wissen?".
Ziemlich enttäuschend, Donatella. Ich dachte du, als kleiner Mafiosi, solltest die kleinen Tricks und Notlügen kennen, wie deine Westentasche.
Das erst fucking Morelli kommen muss, um dir zu zeigen, dass deine Weste nicht schusssicher ist, nehme ich als Kompliment.
"Alles, Bernardo. Alles, bis ins kleinste Detail ohne Lügen und weitere Heimlichtuereien. Ich werde dir und deiner abartigen Mafiatruppe ganz sicherlich nicht meine Treue schwören, während du mich an der Nase herumführst. Ich mag für dich wie ein verwöhntes Daddysöhnchen aussehen, aber da hast du dich auf den falschen eingelassen".
"Beruhig dich, Fidelio. Mit dir, habe ich mir genau den Richtigen ausgesucht, weil du mir die Stirn bietest. Nicht nur für dich gelten die Regeln der Cosa Nostra, sondern genauso für mich. Jede Lüge unter den Gangmitgliedern wird bestraft und genau deshalb, werde ich dir die Wahrheit sagen. Per favore, gedulde dich bis heute Abend, da werde ich dich in Kenntnis setzen. Bis dahin kein Wort zu niemandem, denk an das Omertà. Zu deinem Schutze, solltest du niemals mit Nicht-Angehörigen über unsere internen Angelegenheiten sprechen".
"Wenn du verdammte Bilder meiner Familie in deinem ranzigen Keller aufbewahrst, hat es schon lange nichts mehr mit internen Angelegenheiten zu tun. Heute Abend, 22 Uhr am Treffpunkt vom letzten Mal. Falls nicht, dann solltest du deinen letzten Marktbesuch noch mal richtig auskosten, mio amico.
Falls du dich fragst, ob das eine Drohung war, werde ich dir die Frage gerne beantworten, falls du nicht wie vereinbart am Treffpunkt erscheinst. Arrivederci, Bernardo".
Ich presse die Zähne so fest aufeinander, dass es schmerzt, nachdem ich das Telefonat abrupt beendet habe.
Dass er mich gezwungenermaßen in seine kleine Truppe aus Schlappschwänzen aufgenommen hat, bedeutet noch lange nicht, dass er mich von nun an in der Hand hat.
Ich werde bis heute Abend die Füße still halten, mir anhören, was er zu sagen hat, bevor ich die weiteren Schritte plane.
Der schwuchtelige Teil in mir, redet mir unterschwellig ins Gewissen, sodass ich den Parkplatz widerwillig verlasse, um ein kleines Blumengeschäft anzusteuern.
Als ich nach einer halben Stunde immer noch vor den schwarzen Bottichen mit diversen Bouquets stehe, da ich mich schlichtweg nicht entscheiden kann, wird der Verkäufer allmählich nervös.
In fünf Minuten beginnt die Siesta, aber woher sollte ich wissen, dass es verdammt schwer ist, sich für einen fucking Blumenstrauß zu entscheiden?
„Signor, haben sie sich entschieden? Wir...".
Ich unterbreche ihn, denn ich weiß genau, was er jetzt sagen will.
„Ja, verdammt. Sie schließen in fünf Minuten. Aber ich bin ein potenzieller Kunde und selbst wenn ich eine weitere halbe Stunde überlege, welchen scheiß Strauß ich kaufe, haben sie die Füße still zu halten. Der Kunde ist König, schon vergessen?".
Der Hering soll bloß den Ball flach halten, denn wenn ich will, kaufe ich den gesamten scheiß Laden und er ist schneller seinen Job los, als er Siesta sagen kann.
Vielleicht sollte ich Bernardo davon überzeugen, lieber hier das Schutzgeld einzutreiben, um dieses Nervenbündel in die Zange zu nehmen.
„Mi scusi, kein Problem. Lassen sie sich Zeit und geben sie einfach Bescheid, wenn sie so weit sind".
Es sind drei Sträuße, die mir besonders gut gefallen. Eben so gut, wie Blumen einem Mann gefallen können.
Ich werde nie verstehen, wie Frauen sich an diesem Gestrüpp erfreuen können, dass nach wenigen Tagen, sowieso vertrocknet und auf dem Komposthaufen landet.
„Ich nehme die drei. Machen sie daraus bitte einen", entgegne ich ihm und deute mit einer auffordernden Handbewegung in Richtung der Sträuße.
„Ich soll alle Sträuße zu einem binden?".
„Ist das ein Problem?!".
„Nein nein, nessun problema. Geben sie mir einen Augenblick".
Weitere zehn Minuten vergehen, bis er meinem Wunsch nachgekommen ist und mir den großen Strauß eingeschlagen in rosefarbenes Papier überreicht.
„Ecco qui, das macht 60 Euro, Signor".
„Passt so", erwidere ich reserviert, reiche ihm einen Hunderter und verlasse das Geschäft, ehe ich an der Komposition diverser floraler Düfte ersticke.
Ich war drauf und dran, einen Abstecher bei Maja zu machen, denn sie hätte den pompösen Strauß auf meinem Beifahrersitz, mehr als verdient. Eigentlich hätte sie den verdammten Laden verdient, nachdem ich sie oft genug, wie Dreck behandelt habe. Aber dieser Strauß, der ist für Zita, um mich für mein plötzliches Verschwinden und meine schroffe Art ihr gegenüber zu entschuldigen.
Eigentlich gar nicht meine Art, wie ein Hund angekrochen zu kommen, nachdem ich gerade erst abgehauen bin.
Aber so ist das wohl, wenn Liebe mit im Spiel ist.
Ich klingele an ihrer Tür und es vergehen nur wenige Sekunden, bis sie mir die Tür mit aufgequollenen verheulten Augen öffnet.
„Fidelio...".
„Ja, sieht ganz danach aus", erwidere ich mit meinem charmantesten Lächeln auf den Lippen.
Fuck, weinende Frauen, sind definitiv eine meiner Schwächen.
„Ich dachte...ich würde dich erstmal nicht wiedersehen...".
„Ja, das dachte ich auch. Aber ich habe darüber nachgedacht und es wäre unfair von mir, dich dafür zu bestrafen. Du hättest es mir vielleicht eher sagen können, aber das hätte wahrscheinlich auch nichts an der Sache geändert".
„Ich freue mich, dass du wieder da bist...".
„Ich freue mich auch, Baby. Die...die sind für dich", erwidere ich anheimelnd und reiche ihr den prächtigen Strauß.
Sie strahlt bis über beide Ohren, als sie den Strauß entgegen nimmt und typisch wie Frauen sind, daran schnuppert, als wäre es ein Parfüm.
Für mich riecht Blume einfach nach Blume. Kein Duft, der mich jetzt unbedingt aus den Socken haut.
„Danke, Fidelio. Sie sind wunderschön. Willst du wieder rein kommen?".
„Besser nicht, bevor ich noch den ganzen Keller auseinander nehme. Wie wär's, wenn ich im Wagen warte, du machst dich fertig und wir unternehmen etwas?".
Besser ist es auf jeden Fall, denn mir juckt es verdammt in den Finger, den gesamten Keller in die Luft zu jagen.
Das bewahre ich mir besser für später auf, wenn das was er mir zu sagen hat, mir nicht genügen sollte.
„Klingt nach einem guten Plan. Hast du etwas bestimmtes im Sinn?".
„Wie wär's, wenn wir in die Bibliothek fahren? Klingt cringe, aber ich könnte etwas Normalität gebrauchen".
„Oh ja!", erwidert sie freudestrahlend, ehe sie mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen presst und mit dem Strauß in ihrer Hand kehrt macht, in Richtung Treppenaufgang.
„Denk erst gar nicht dran, dass ich je in einem dieser madigen Bücher lesen werde", rufe ich ihr spottend nach, ehe ich zurück zu meinem Wagen gehe und mich gelassen in meinem bequemen Sportsitz niederlasse.
Damit wären die ersten Wogen wohl wieder geglättet.
Das liebe ich an Frauen, dass sie sich so schnell von kleinen Dingen, beeindrucken lassen.
Schenk ihr Blumen, geh mit ihr in die Bibliothek und sie ist happy.
That's it.
Irgendwie erinnere ich mich gern, an unsere ersten unbefangenen Treffen in der Bibliothek zurück. Auch wenn ich verdammt noch mal kein Bücherwurm bin, blieben mir die Treffen dort ganz besonders positiv in Erinnerungen, da sie von so viel Leichtigkeit erfüllt waren, von der ich jetzt bloß träumen kann.
Ich will es mir ungern eingestehen, aber die aktuelle Situation, ist eine ziemliche Bestandsprobe für unsere Beziehung.
So wie alle Kerle ticken, habe ich wenig Bock auf Stress und Drama und aktuell herrscht nichts anderes als das.
Wie soll ich die Beziehung zu ihr genießen, wenn ich parallel dazu, auf fünf weiteren Hochzeiten tanze?
Da wären mein Studium, dass in wenigen Wochen beginnt, was ich beinahe schon vergessen habe.
Unsere Gang, die längst nicht mehr das ist, was sie mal war.
Früher haben wir Jungs tagtäglich zusammen gechillt. Mittlerweile ist fast jeder in festen Händen oder steckt so tief im Suff, dass er es nicht zu den Treffen schafft. Wir Boscos waren die Gang an der Spitze, jeder Pisser hatte Schiss gegen uns anzutreten. Jetzt brauchen ihnen die Knie nicht mehr zu schlottern, weil es viel zu selten, bis gar nicht mehr, zu einem Rennen kommt.
Wenn selbst der Anführer der Gang, Damaso, sich nur alle halbe Lichtjahre mal blicken lässt, sind Hopfen und Malz sowieso verloren.
Dann ist es Maja, die 24/7 meinen Kopf fickt, die ich schlichtweg nicht so einfach aus meinem Leben verbannen will. Aber wie soll ich Zita erklären, dass ich mich nicht von meiner Oberbitch trennen kann, weil ich sie irgendwie mag?!
Zu guter Letzt kommt hinzu, dass ich jetzt ein waschechter Mafiosi bin und sich meine lächerlichen Aufträge sicher bald häufen, sobald ich richtig im Game bin.
Wer weiß, vielleicht haue ich den alten Donatella noch von seinem Thron und übernehme den Laden?!
Welcher normale Mensch, soll da Contenance bewahren, ohne am Ende in der Gummizelle zu landen?
Vorher war mein Leben einfach easy und jetzt ist es das reinste Chaos.
Ich habe gechillt, gefickt, gesoffen und den anderen Gangs beim Rennen die Ärsche versohlt.
In mir kam nie die Frage auf: „Was ist mit morgen?".
Weil's mir schlichtweg am Arsch vorbei ging. Heute ist heute und morgen ist morgen.
Aber jetzt, da wache ich am Morgen voller Sorgen auf, über das, was mich als Nächstes erwartet.
Ich kann es nicht anders formulieren, als dass die Liebe zu ihr, Fluch und Segen zugleich ist.
Ich liebe diese Frau, aber die Liebe zu ihr ist noch zu frisch, als dass ich von jetzt auf gleich alle Zelte abbrechen könnte, um mit ihr über alle Berge zu verschwinden.
Liebe muss wachsen, sie muss sich festigen und diese Art von Belastungsproben überstehen, um sich als ehrliche aufrichtige Liebe zu beweisen.
Ich muss daran wachsen, mich festigen und all die Kraftproben die sich mir in den Weg stellen meistern, um mir sicher zu gehen, dass dies der richtige Weg für mich ist.
Ich habe keine Ahnung vom Ernst des Lebens, weil ich mich nie mit wirklichen Problemen rumschlagen musste.
Und wenn doch, dann war da der alte Drecksack, der sie für mich beiseite geschaffen hat.
Ja verdammt, vielleicht bin ich doch ein kleines verwöhntes Daddysöhnchen, der keinen blassen Schimmer vom wahren Leben da draußen hat.
Als sie zu mir in den Wagen steigt, ist es, als hätte jemand den Hebel in meinem Kopf umgelegt.
Wenn sie in meiner Nähe ist fühlt es sich an, als wäre sie das verlorene Puzzleteil meiner diabolischen Seele, nach dem ich lange Zeit gesucht habe. Sie schafft es, diese negativen Gedanken in den Schatten zu stellen, mir das Gefühl zu geben, jede Problematik meistern zu können.
Das ist es doch, was die Liebe ausmacht, oder?
Mein Blick fällt auf ihr prüdes weißes Kleid, mit den bunten Blümchen, dass sie bei unserer ersten Begegnung trug. Gar nicht die Art von Kleid, die ich üblicherweise bei Frauen bevorzuge. Aber an ihr sieht es gar nicht so bieder aus, sondern verdammt sexy.
Ihre genierlichen Gesten, die verschämte Mimik und ihre liebenswerte Art, machen dieses auf den ersten Blick unscheinbare Mauerblümchen, zu einer wahrhaften Granate. Sie ist wunderschön, aber sie weiß es nicht, dass ist es, was sie umso schöner macht.
„Kommt mir vor, als wäre es Jahre her, dass wir uns hier getroffen haben", kommt es mit einem besonnen Lächeln über die Lippen, als ich vor der Bibliothek in der nächsten freien Parklücke zum Halten komme.
„Da sagst du was".
Einerseits sind die letzten Wochen vergangen wie im Flug, aber andererseits ist so viel Scheiß passiert, dass es mir vorkommt, als wäre ich einen elend langen Weg bis hierher gegangen.
„Hättest du jemals gedacht, das es alles so kommt, wie es gekommen ist? Dass du mich anrempelst...und wir jetzt ein Paar sind?".
Bitte nicht wieder eines der Gespräche, bei denen ich so tun muss, als hätte das Schicksal es gut mit uns gemeint. Sie klammert sich so sehr an die perfekte Vorstellung unserer Lovestory, dass ich ihr diese Fantasie, niemals nehmen darf.
Andere erzählen von ihren Liebschaften, die sich bei Tinder oder Instagram geklärt haben, während sie erzählen kann, dass wir uns romantisch wie durch Gottes Führung vor der Bibliothek über den Weg gelaufen sind.
Sie wird es mir niemals verzeihen, wenn ich ihr erzähle, dass unsere Begegnung lediglich auf einem mehr oder minder belanglosen Auftrag meines Vaters beruht.
„Ja...schon krass, wie das Leben so spielt. Ist schon echt n Zufall Maria hier in Florenz anzutreffen, wo sie sich sonst die meiste Zeit in Nazaret aufhält", witzele ich mit einem kessen Zwinkern, während ich sie spielerisch in die Seite kneife.
„Ist auch ein ziemlicher Zufall, einem Esel mit Führerschein zu begegnen. Sieht man nicht alle Tage...", kontert sie zurück, während sie erquickt aufkichert.
Ich streiche ihr eine Strähne aus dem Gesicht und fahre mit meinem Daumen sachte über ihren zarten Wangenknochen.
Während unsere Blicke sich treffen, nehme ich mir fest vor, wenigstens im Bezug auf sie, mein Heute-ist-Heute und Morgen-ist-Morgen Lebensweise wieder aufzunehmen, um jeden Moment mit ihr vollends auszukosten.
Niemand gibt mir die Garantie, dass das hier für immer ist. Deshalb will ich diese kleine Ewigkeit, diese Momente der Glückseligkeit restlos genießen.
Fangen wir damit an, neue Erinnerungen in der Bibliothek zu schaffen, indem ich's ihr dort besorge, wo ich's schon lange Zeit hab tun wollen.
Eine kleine Erweiterung auf meiner „Places I've Fucked Before"- Liste, kann nicht schaden, neben all den Nerven zerberstenden Strapazen.
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Just like the guys in my books
Teen Fiction„Man empfindet es als Segen ihnen zu begegnen. Man fühlt sich entflammt und belebt. Doch am Ende entpuppen sie sich als bitterer Fluch". Devil Dick 😈 [ deh • vl • dik ] „Exceptionally good dick that happens to be attached to a fuckboy, who knows h...