Kapitel 57 { Zita }

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Das Herz in meiner Brust, schlägt wild im 6/8 Takt, während ich am liebsten einen Tarantella aufs Parkett legen würde.
Vielleicht hätte ich besser wütend auf ihn sein sollen, anstatt mir die Augen nach ihm aus zu heulen, als wäre ich besessen von ihm. Aber gewissermaßen bin ich es, dass habe ich zu spüren bekommen, als ich es mit der Angst zu tun bekommen habe, ihn von jetzt auf gleich zu verlieren.
Niemals hätte ich damit gerechnet, dass er mit einem riesigen Strauß Blumen vor der Tür steht, wenn ich sie öffne.
Niemals hätte ich mich gewagt darüber nachzudenken, dass in Fidelio eine romantische Ader steckt.
Ich meine das Picknick am Strand, war so ziemlich das romantischste, dass ich je erlebt habe, aber Blumen, habe ich ihm echt nicht zugetraut.
Ich stelle mir vor, wie er voller Abscheu in den Laden gegangen ist, völlig unwissend für welche Blumen er sich entscheiden soll und dennoch hat er die wohl Schönsten auserwählt.
Wenn es nach ihm ginge, wären es sicher schwarze Rose geworden, um seinen Missmut darin zu spiegeln, aber es ist ein bunter prächtiger Strauß geworden, hinter welchem ich mich locker verstecken kann.
Eher habe ich sogar damit gerechnet, dass es Paolo ist , der wieder irgendwelche Filme schiebt und sich nach einer Woche untertauchen, wieder auf meiner Matte steht.
Ich weiß nicht was in der letzten Stunde passiert ist, dass er es sich anders überlegt hat, zu mir zurück kehrt, aber im Grunde genommen, kann es mir völlig egal sein.
Die Hauptsache ist, dass er wieder bei mir ist und
uns...mich nicht aufgibt, nur weil es gerade schwierig ist.
Eigentlich sollte es doch so viel leichter sein, jetzt wo mein Vater unsere Beziehung akzeptiert und wir uns jederzeit sehen können, aber das ist es gewiss nicht.
Ich habe das Gefühl ich stehe vor einem großen düsteren Geheimnis, bei dem ich kurz davor bin, es zu lösen, wie ein kniffliges Rätsel.
Weshalb beschwere ich mich überhaupt?!
Ich wollte Action, jetzt habe ich mehr Action, als ich zu verkraften scheine.
Mit Paolo war es immer unproblematisch, bedenkenlos und entspannt. Bis auf, dass ich nicht ansatzweise diese Revolte an Schmetterlingen in meinem Magen hatte.
Bis auf, dass mir Sex bis dato nur ein Fremdwort war.
Bis auf, dass die einzige Spannung in meinem Leben, sich lediglich in meinen fantasiereichen Büchern abspielte.
Aber es war unkompliziert, es war ein Zustand, an den ich mich über die Jahre gewöhnt hatte.
Es gibt sicherlich genug Frauen da draußen, die mit einem Paolo mehr als zufrieden wären.
Die, wenn man sie nach ihrem Traummann fragen würde, genau Paolo's Charakteristikum und sein attraktives Äußeres beschreiben würden.
Aber nein, die kleine rebellische Zita in mir sehnte sich nach Abenteuer, Spannung und Verlockung.
Fidelio verkörpert all das in einer Person und noch so viel mehr.
Ich habe das bekommen, wonach sich mein unzüchtiges Inneres lange Zeit gesehnt hat, während ich diese sündhaften Bücher verschlungen habe.
Wie das Leben uns schon immer lehrt, sollte man nicht an das denken, was einem fehlt, sondern an das, was man hat.
Aber ich konnte nicht aufhören, an das zu denken, was mir fehlt. Ich konnte mich noch nie mit dem zufrieden geben, was ich habe, auch wenn es sicherlich oft leichter gewesen wäre.
Mir war von Anfang an klar, dass wenn ich mich auf Fidelio einlasse, es nicht immer nur Sonnenschein in meinem Leben geben wird. Auch wenn ich es genieße, mich in seiner Zuwendung und Aufmerksamkeit zu baden.
Einen Badboy hast du womöglich nie für dich allein, auch wenn man immer hofft, ihn verändern zu können.
Wenn es nicht gerade er ist, der mir den letzten Nerv raubt, dann ist es mein Vater, der scheinbar neben meiner gesamten Existenz ein verbrecherisches Doppelleben führt.
Das Schlimme ist, dass ich ihm beinahe auf die Schliche gekommen wäre, wenn er die Waffen und die geheimnisvolle Kiste, nicht hätte verschwinden lassen. Was soll's, wahrscheinlich hätte es eh nichts daran geändert, dass niemand anderes in unserem Haus davon überzeugt ist, dass mein Vater ein Krimineller ist.
Meine Mutter hat die Patronenhülse mit ihren eigenen Augen gesehen, sie in ihren Händen gehalten und hat nichts dagegen unternommen, als mit ihm ein mütterliches Gespräch zu führen.
Mein Bruder hat sich zu verdächtig verhalten, als dass ich ihm seine Unwissenheit abgekauft hätte. Als wir noch jünger waren, haben wir viel miteinander über unsere Gedanken, Wünsche und Träume gesprochen. Ich erkenne es wenn er lügt und ich habe gleich gemerkt, dass er meinen Vater deckt, auch wenn er mich damit womöglich nur beschützen will. Mittlerweile kommt es wenn überhaupt nur noch einmal die Woche vor, dass wir uns flüchtig zuhause über dem Weg laufen.
Er hat sich extra für ein Fernstudium entschieden, um mehr Zeit mit der Familie zu haben.
Pustekuchen.
Es scheint so, als käme er nur noch Nachhause, um sich frische Klamotten mitzunehmen und um einmal nach dem Rechten zu sehen.
Emilia scheint es ihm wirklich angetan zu haben, auch wenn ich dadurch meinen Bruder nur noch selten sehe, gönne ich ihm sein Glück von Herzen.
Er ist einer der aufrichtigsten Menschen die ich kenne, auch wenn mich sein Ganganführer Dasein äußerst überrascht hat, aber er hat dennoch das Herz am rechten Fleck.

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