Kapitel 47 { B. Donatella }

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Nach ausgiebiger Beratschlagung mit den engsten Mitgliedern unseres Zirkels, habe ich einen selbstsüchtigen Fehler begannen.
Ich habe diesen Burschen, einen meiner Aufträge erledigen lassen, ohne mir sicher zu sein, dass er kein kleiner Pentito ist, was so viel bedeutet wie ein kleiner Geständiger zu sein.
Ich habe meine Hände dafür ins Feuer gelegt, dass er der Omertà Treue schwört, aber zu jedem Schweigekodex, gehört auch ein kleines Aufnahmeritual.
Die Taufe mit Blutzoll.
Die Mafia pflegt viele bizarre Rituale, unter anderem die Taufe mit Blutzoll.
Ich bin froh, dass ich sie vor Jahren längst hinter mich gebracht habe, denn für einen Gläubigen, ist sie die pure Sündhaftigkeit. Heutzutage, würde ich mir dreimal überlegen, ob ich so leichtsinnig, der Mafia beitrete. Diese Zeremonie, verändert etwas in einem, dass so desaströs ist, dass man es nicht in Worte fassen kann.
Unsere Rituale sind nämlich mit katholischen Anspielungen vermischt und müssen vor den Mitgliedern der Gruppe, unter Beweis gestellt werden.
Der Ort an dem die sogenannte Taufe stattfindet, ist kein anderer als das Haus Gottes.
Bei dieser Art von Ritual, müssen immer genau fünf Anhänger der Cosa Nostra anwesend sein. Unter anderem meine Wenigkeit.
Seit der Don unserer ehrenwerten Gesellschaft hinter Gitter gebracht wurde, bin ich der zweite Befehlshaber nach unserem Boss.
Der Bursche muss vor den Augen der Anwesenden, seinen Blutzoll leisten, was bedeutet, dass er sich mit einem Messer in den Finger schneiden muss, bis Blut fließt.
Bis dahin, klingt es relativ simple, aber der Schnitt in den Finger, ist der harmloseste Part des Rituals. Ich hätte mir lieber zehnmal in den Finger geschnitten, als heilige Gottesbilder zu verspotten.
Anschließend, wird er dreimal laut und deutlich unseren bedeutungsschwangeren Schwur aussprechen.
Ich schwöre bis in die siebte Generation hinein der kriminellen Gesellschaft, die mich als ihr Mitglied anerkennt, treu zu bleiben, um die Ehre meiner weisen Brüder zu bewahren."
Auch bis zu diesem Punkt, klingt die Zeremonie, wie eine kleine Mutprobe unter Halbstarken.
Der sündhafte Part, der die verbrannten Heiligenbilder beinhaltet, folgt als nächstes.
Vor ihm auf dem Altar, liegen ein Revolver und ein Heiligenbild, dass in den meisten Fällen, Jungfrau Maria abbildet.
Eine ausdrucksstarke Handlung mit Symbolkraft, da er das Bild mit bloßen Händen verbrennen muss.
So wenig man die Galionsfigur wieder herstellen kann, nachdem sie zur Asche verfallen ist, so wenig wird dieser Bursche, jemals wieder zu einem normalen Bürger werden.
Kurz zusammengefasst:
Einmal Mafiosi, immer Mafiosi - bis zum Tod.
Ab diesem Zeitpunkt, wird das kleine Muttersöhnchen, unserer heiligen Gesellschaft angehören.
Damit schwört er, bis über die 7. Generation hinaus ewige Treue zu schwören und jegliches Wissen über unseren Clan zu leugnen.
Sollte er sich jedoch als Singvogel entpuppen, werden wir ihn wohl oder über dazu zwingen, sich selbst zu erschießen oder eine Zyanid-Kapsel zu schlucken. Dies geschieht vor den folgenden fünf Mitgliedern, vor denen er sein Omertà abgelegt hat.
In Ausnahmefällen gehört es ebenfalls zu einem unserer Aufnahmerituale, einen Mord zu begehen. Meistens betrifft es ein ausgeschiedenes Mitglied der Mafia oder einen dahergelaufenen Drogendealer. Ich habe meine Gefolgschaft davon überzeugen können, den Mord für einen dringenderen Zeitpunkt aufzusparen.
Sollte er aber jemals den Clan wechseln wollen oder die Mafia verlassen, dann nur, wenn er ein Mitglied seiner eigenen Familie ermordet.
Wie in der Bibel, haben auch wir unsere zehn Gebote, die den zehn Geboten der heiligen Schrift sehr ähneln.
Wir Mafiosi sollen niemals die Frau, eines Freundes begehren. Auch unsere eigene Frau, haben wir stets mit Respekt zu behandeln.
Einer der Gründe, weshalb ich es zulasse, dass Giovanna mir stetig den Wind aus den Segeln nimmt. Ein weiterer Grund, Fidelio diesem Ritual zu unterziehen, damit er sich meiner Tochter gegenüber stets angemessen verhält.
Die Regelbrüche, werden unterschiedlich schwer bestraft.
Sollte er meiner Tochter das Herz brechen, werde ich höchstpersönlich dafür sorgen, dass eine Kugel sein kleines unwissendes Hirn durchbohrt.
Gebot hin oder her, die oberste Regel ist, dass der Clan immer vorgeht.
Die Mitglieder müssen immer bereit, für die Cosa Nostra zu sein. Ganz gleich, ob es mitten in der Nacht ist oder du dich gerade außerhalb des Landes befindest.
Selbst wenn deine Frau gerade kurz vor Entbindung steht, steht unser Clan an erster Stelle. Einer der Gründe, weshalb Giovanna unsere Tochter allein zur Welt bringen musste.
Ich sehe, dass dieser blauäugige Bursche, nicht viel von Treue hält, aber sollte er sich unserem Bund erst einmal angeschlossen haben, herrscht eine strenge Sexualmoral.
Andere Frauen sind tabu, Bars und Kneipen sind tabu, Kooperationen mit der Polizei sind tabu.
Ich werde sein Pate sein, der Sprecher, der ihm Befehle erteilt und ihm Aufträge überbringt.
Wer erst einmal in unser Visier gerät, hat äußerst schlechte Karten. Da kann es durchaus passieren, dass einem Ohr, Finger oder Nase abgeschnitten wird. Mit einem angeschnittenen Finger, hat dieses Bürschchen schon Bekanntschaft machen dürfen.
Der Finger des Staatsanwalts, der unseren Don in Untersuchungshaft gebracht hat. Von Bernardo Donatella höchstpersönlich und sorgsam abgetrennt.
Dem Jungen hat es gar nicht gefallen, dass ich die Gunst der Stunde in der meine Tochter nach neuem Wein Ausschau gehalten hat, genutzt habe, um ihn für Freitag Nacht, auf seine eigene Blutweihe einzuladen.
Mit einem unvermuteten Kuss auf den Mund, habe ich ihm verdeutlich, dass ich gewiss nicht scherze. Ein Kuss auf den Mund, bedeutet in unseren Kreisen, nicht weniger als eine Mordandrohung.
Er ist entzürnt aufgesprungen, hat sich angewidert über den Mund gewischt und sich mit Händen und Füßen gegen meine unabweisliche Einladung gewehrt, bis er ihr letztendlich widerwillig zugestimmt hat.
Entweder gehorcht er, erhält als kleine Belohnung meine Tochter oder aber ich werde ihm das Leben zur Hölle machen.
Noch hält er mich für einen geisteskranken Psychopathen, kann sich nicht annähernd vorstellen, was ihn am kommenden Freitag erwartet, aber der Junge wird definitiv sein blaues Wunder erleben.
Wenn er unbedingt einer dieser bitterbösen Buben sein will, wie er sich in seiner närrischen Lederkutte mit seiner entzückenden 9 Kaliber gibt, dann werde ich ihm zeigen, was es bedeutet, in todernsten düsteren Gefilden zu flanieren.
Es reicht nicht, bei jeder klitzekleinen vermuteten Gefahr, seine Waffe zu zücken. Ob man bereit ist, gewissenlos den Abzug zu drücken, ist das was wirklich zählt.

Just like the guys in my books Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt