Kapitel 5 - Eine Warnung

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Echo

Graugrünes Gras strich um meine Beine. Unter meinen Schritten wurden die Halme plattgedrückt, einzelne drückten sich aus eigener Kraft wieder hoch und verbreiteten weiterhin den Glanz von frische und feuchtem Tau. Ich steuerte direkt auf einen der feuerroten Flecken in der Wiese zu. Die Pflanzen aus sechs Blüten waren aus echtem Feuer. Ganz leicht bewegten sich die knisternden Flammen und trieben das langweilige graugrün der Wiese zurück. Als ich eine Hand nach einer der Blüten ausstreckte, reckte sich die Flamme sofort nach mir. Sachte fuhr sie über meine Finger, doch sie tat mir nicht weh. Ich verspürte nur eine angenehme Wärme.

Ich kannte diesen Ort. Nur einmal hatte ich ihn betreten, aber sein außergewöhnliches Aussehen blieb einem im Gedächtnis. Hier hatte ich das letzte Mal mit Halastjarni gesprochen, kurz bevor er mich verlassen hatte. Es war immer noch ein merkwürdiges Gefühl ihn nicht mehr an meiner Seite zu haben, nachdem er mehr als zehn Jahre mit mir einen Körper geteilt hatte. Aber mit seinem Abschied hatte er mich beschützen wollen, dadurch konnte ich nicht wütend auf ihn sein und respektierte seine Entscheidung. Wie sollte er auch wissen, dass selbst nach seinem verlassen sich nichts an meiner Lage verändern würde.

Ich wunderte mich dennoch wieder an diesem Ort zu sein. Wie konnte ich ohne meine Feuerseele hier her kommen? Und warum war ich hier? Für einen Augenblick hoffte ich meinen verlorenen Freund wieder zu sehen.  Eine Feuerseele konnte zwar nicht lange ohne einen menschlichen Wirt leben, aber Halastjarni hatte mir versichert, dass ihm nichts geschehen würde. Außerdem war er die Seele des mächtigen Dunkeln, wenn er es geschafft hatte Jahrtausende zu überleben, würde er sicherlich eine Möglichkeit finden um auch diese schwierige Phase zu bewältigen.

Ein plötzliches Licht ließ mich nach oben schauen. Auch der Himmel war an diesem Ort anders als gewöhnlich. Statt blau war er schwarz, statt Wolken zogen sich wirbelnde Galaxien über das Feld und dazwischen funkelnden Sprenkel aus Sternen. Auch wenn mir der Ort noch bekannter wurde, so wurde ich selbst verwirrter. Damals hatte mir Halastjarni diesen Ort gezeigt. Wenn nicht er hier war und ihn mir zeigte, wer dann? Träumte ich etwa?

,,Das ist kein Traum", flüsterte ich und trat von den Feuerblumen zurück. ,,Das kann kein Traum sein."

,,Wie recht du doch hast..."

Sofort fuhr ich herum. Dort wo eben noch die Wiese und weite Leere gewesen war, stand plötzlich jemand. Es schien ein Mensch zu sein, zumindest sah er wie einer aus. Er war dunkel gekleidet und sah aus wie ein Wüstenräuber aus den Südlanden. Passend dazu war auch sein Gesicht von dunklen Tüchern umhüllt, die einzig seine Augen offenbarten. Seine Augen stachen mit ihrer Farbe deutlich zwischen dem Schwarz hervor: Rot, sie waren so rot wie Blut.

Unsicher wich ich ein Stück zurück. Etwas an diesem Mann gefiel mir nicht. Vielleicht war es sein plötzliches Erscheinen, vielleicht sein unbekanntes Gesicht oder es war die mysteriöse Aura, die ihn umgab. Diese Aura enthüllte mächtige Magie, die bei weitem die eines Mykos's überstieg. Man konnte sie sogar in der Luft spüren.

,,Wer bist du?", fragte ich.

Langsam zog der Fremde seine Hände aus den Falten seines Kleidung. Beschwichtigend hielt er sie Hände hoch, während er mit langsamen Schritten näher kam. ,,Du hast Angst, Echo. Du hast Sorgen und bist deswegen vorsichtig – das verstehe ich."

,,Das ist keine Antwort auf meine Frage."

Mit einem fast belustigtem Schnauben, senkte der Fremde seine Hände. ,,Vielleicht bedarf es im Moment keine Antwort auf diese Frage."

Misstrauisch verfolgte ich die Bewegungen des Fremden. Nach ungefähr vier Schritten war er wieder stehen geblieben und obwohl es noch einen großen Abstand zwischen uns gab, so jagte mir seine näherkommen ein Schauer über den Rücken. Mir gefiel schlicht und einfach seine Magieaura nicht. So etwas mächtiges konnte gar nicht existieren. Die Mykos's waren die mächtigsten Träger der Magie, aber seiner starken Magier nach, war er kein einfacherer Mykos. Einzig die Blinden Brüder sollten einst stärker und mächtiger gewesen sein, doch sie waren schon lange tot.

Daegor - Klinge und Kristall Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt