Kapitel 12.1 - Die Baumsavanne

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Echo

Noch während ich zu Fynch eilte, verwandelte ich mich zurück. So packten ihn zwei normale Menschenhände an den Schultern und drehten den zitternden Körper vorsichtig auf den Rücken. Sein Körper zitterte, doch fühlte sich gleichermaßen so warm wie ein Lagerfeuer an. Eine Art von Schüttelfrost, trat das bei einer Acatual-Vergiftung als erstes auf? Neben dem Zittern und der Wärme, stach die noch immer blutende Wunde am Bauch heraus. Der Stoff von Fynchs Jacke war durchtränkt von klebrigem Blut, meine Hände bekamen sofort eine rote Farbe als ich nach der Wunde tastete. Zum Glück konnte mich in so einem Fall kein Ekel mehr überkommen. Instinktiv drückte ich mit beiden Händen fest gegen die Wunde, mit dem Ziel sie nie wieder wegzunehmen.

,,Oh Mist!", hörte ich Mikhael hinter mir fluchen.

Als er mir gegenüber auftauchte, war sein Gesicht schneeweiß und Panik lag in seinen Augen. In seiner Hand sah ich einen von Caitlains kleinen Beuteln. In einer geistesabwesenden Bewegung wühlte seine Hand im Inneren des Beutels herum und zog eine Rune heraus. Mit einem kurzen Nicken zog ich meine verschmierten Hände zurück, Mikhael drückte sofort die Rune auf die Wunde. Schwach leuchtete sie in einem bläulichen Ton auf, als sie durch Mikhaels Magie aktiviert wurde. Leise stöhnte Fynch auf. Die Heilungsmagie begann durch seinen Körper zu dringen, aber die Schmerzen waren zu stark.

,,Das hilft nicht!"

,,Ich weiß." Anders als meine Stimme, blieb Mikhaels Stimme ruhig, was gar nicht zur Panik in seinem Gesicht passte. ,,Wir sind eben keine Heiler. Wir können der Rune nicht genug Magie geben um seine Wunden zu heilen."

Wir vielleicht nicht...

Ich schaute nach hinten, zum Rest unserer Gruppe. Von Dämmer fehlte jede Spur, wahrscheinlich war sie vor Furcht weggerannt als das Chaos ausgebrochen war. Der friedfertige Naruu trottete in Richtung des Flusses zu seinem Reiter. Sommer und Efeu hatten inzwischen vom Körper des toten Scalras abgelassen und kamen mit vorsichtigen Schritten in unsere Richtung. Ihr Misstrauen lag an dem Geschöpf, das im Abstand zu uns auf dem Boden gelandet war.

Bis jetzt hatte ich nur Geschichten über Wyvern und ihren Beschreibungen gehört, aber keine Beschreibung hatte vollständig auf das zugetroffen, was da im Gras stand. Der langgestreckte, schlangenartige Körper stand auf zwei kräftigen Beinen, die so dick wie Baumstämme und beinah drei Meter groß waren, zusätzlich stützte sich der Körper auf seinen zwei riesigen Schwingen ab. Der lange, kräftige Hals hielt sich und den Kopf gesenkt, die zwei stacheligen Rückenkämme hingegen waren aufmerksam aufgestellt und hoben sich mit ihrer gräulichen Farbe deutlich von der schneeweißen Schuppenpracht des Wyverns ab. Am Hinterkopf des Geschöpfes befand sich eine Ansammlung aus cremefarbenen, leicht verdrehten Hörnern, die wie eine Art Krone aussahen, zusätzlich befand sich eine kleine Ansammlung an kürzeren und dumpferen Hörnern an seinem Unterkiefer. Hinter dem Wyvern schlug sein kräftiger Schweif durch das Gras, der mindestens genauso lang war wie der Hals. Bis auf der peitschende Schweif und der aufgestellte Rückenkämme, zeigte der Wyvern sich ruhig. Auch die tiefgrünen Augen in seinem schmalen Gesicht strahlten Ruhe aus.

Ich sah zum ersten Mal einen Wyvern und er war einfach nur wunderschön. Wie sahen da wohl die restlichen fliegenden Echsen von Ashlyver aus?

Was mir erst beim zweiten Blick auffiel, war die menschliche Gestalt, die auf dem Rücken des Drachens saß. Mit einer Hand hielt sich die Gestalt an einem der Stachel der Rückenkämme fest, die andere Hand strich über die schneeweißen Schuppen. Das Gesicht lag verborgen hinter einer Fliegerhaube, wie man sie von manchen Kapitänen von Flugschiffen kannte. Der Rest des Körpers wurde von einem rotem Schal und Kleidung aus dunkelgrauem Leder und Fell bedeckt.

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