Kapitel 17.1 - Fremde

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Fynch

,,Geht es dir gut? Fühlst du dich gut? Hast du noch Schmerzen?"

Ich konnte nicht einmal richtig sehen und schon wurde ich von irgendwelchen Fragen bombardiert. Ich spürte weiche Fingerspitzen an meinem Hals, als würde jemand versuchen nach meinem Puls zu fühlen. Genervt hob ich die Hand und schob damit wenigstens eine der fremden Hände von mir weg – dafür brauchte ich keine Augen.

Mein Körper fühlte sich trotz der Frische in den Knochen schwer an, dadurch war es schon ein Stärkeakt meine Augen langsam zu öffnen. Das Licht wurde intensiver und brannte mir in den Augen. Aber ich blieb standhaft und wagte es nicht einmal meine Augenlider zucken zu lassen. Würde ich meine Augen noch einmal schließen, würde dieser ganze Terror von vorne beginnen.

,,Mir geht es gut", würgte ich mit trockenem Mund hervor. Mein Hals kratzte und meine Kehle schmerzte bei jedem Ton, der über meinen Mund kam. Wie lange war ich weg gewesen?

Ich hörte wie die fremde Stimme – zweifelsohne eine Frau – erleichtert aufseufzte. Nachdem meine Augen für ein paar Sekunden weiter gegen das helle Licht gekämpft hatten, schaffte ich es meinen Blick von der hölzernen Decke abzuwenden und so bekam ich die Fremde zu sehen. Sie war ungefähr in meinem Alter und besaß eine sonnengebräunte Haut, über die ihr rot und golden schimmernden Locken zu leuchten schienen. Zwei blaue, klare Augen schauten mich an. Ehrliche Erleichterung lag in ihrem Blick, dabei...kannte ich sie nicht und sie müsste mich auch nicht kennen dürfen.

Doch sogleich fiel mir etwas an ihr und an meiner fremden Umgebung auf. Es war nicht die friedliche Atmosphäre und der angenehme Duft von Lavendel, der mich um umhüllte – es waren all diese leuchtenden Farben. Diese Welt wirkte so strahlend und fremd. Wieso wirkte meine Umgebung nicht so leicht getrübt, wie es immer durch die Augen meiner Maske war?

Die Antwort kam mir sofort in den Sinn und sie machte mir Angst. Ich spürte wie mein Herz anfing zu beben und mein Hals schien an der Luft zu ersticken, während meine Hand langsam meinem Gesicht entgegenkam. Als meine Finger schließlich meine Wange berührten und ich sie spürte, überrumpelte mich die Realität wie ein lebendiger Albtraum.

,,Wo ist sie?" Mein Versuch aufzustehen, scheiterte sogleich am Schmerz an meinem Bauch. Der Schmerz warf mich zurück auf den Rücken und auf die weiche Unterlage, doch meine Angst trieb mich zu einem zweiten Versuch an. Ich trotzte dem Schmerz und drückte mich ein weiteres Mal hoch, während mein Blick in alle Richtungen schoss. ,,Wo ist sie!"

Die Fremde war sofort an meiner Seite. Ihre Hände fassten nach meiner Schulter und versuchten sie wieder nach unten zu drücken. ,,Bitte beruhige dich. Es ist alles in Ordnung."

Sie hat keine Ahnung!

,,Wo ist meine Maske!", schrie ich mittlerweile wütend. ,,Wo ist sie? Wo ist mein Gesicht!"

Der harte Tonfall ließ die Fremde erschrocken zusammenzucken. Kurz ruhte ihr Blick auf mir – ängstlich und irgendwie auch fasziniert – bevor sie sich umdrehte und von irgendwo meine Maske hervorzog. Gierig entriss ich sie ihren Fingern, als würde es sich dabei um mein Leben handeln. Meine Finger zitterten und beinah wäre mir die Maske, beim Versuch sie aufzusetzen, aus meinen Fingern gefallen. Erst als sich die Farben ein wenig trübten, ich den kühlen Stein auf meiner Haut und die Riemen an meinem Hinterkopf spürte, konnte ich erleichtert aufatmen. Mein Körper beruhigte sich und mit einem tiefen, erleichterten Seufzen sank ich zurück auf die Matratze.

Meine Maske war wieder da, mein Gesicht lag verborgen und die Welt war wieder in Ordnung.

,,Wie außergewöhnlich. Du bist kein Mykos und dennoch klammerst du dich an diese Maske."

Daegor - Klinge und Kristall Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt