Kapitel 26.1 - Das Land der Wüsten

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Echo

Der Flug über ein Teil des Meers war nichts im Vergleich zu dem kurzen Trainingsritt in der Baumsavanne. Zu einem war es deutlich kälter durch die fehlenden Bäume die mir Schutz vor der kalten Luft boten und nach ein paar Stunden schmerzte mein Körper vom ganzen Sitzen. Immer wieder musste ich meine Sitzposition ändern, damit meine Beine nicht verkrampften und meinen Rücken dehnen, um keine Rückenschmerzen zu bekommen.

Da sich unsere Umgebung auch kaum veränderte, wurde es langweilig sich umzuschauen. Anfangs waren uns an der Küste von Ashlyver noch ein paar Möwen gefolgt, aber inzwischen waren Schattenpfeil, Sternengold und ich die einzigen erkennbaren Lebewesen. Keine Fische sprangen mal aus Neugier oder Lust über den kräuselnden Wasserspiegel. Wenigstens gab das Meer in Form von seinen Wellen ein Geräusch – laut und leise, laut und leise, immer abwechselnd.

Dazu vermischten sich die andauernden Flügelschläge von Schattenpfeil und Sternengold. Darin ähnelten sie den Wellen unter. Während Schattenpfeils Flügelschläge laut und so kraftvoll wie Donner klangen, klangen Sternengolds leise und so sanft wie eine Brise. Der schwarze Wyvern hatte seit unserem Aufbruch kein Wort mehr verloren und so langsam fragte ich mich, ob ich mir diese Worte nicht einfach nur eingebildet hatte. Ab und zu wandte er den Kopf zu uns herum, als würde er sich vergewissern das wir ihm noch folgten.

Sternengold sprach hingegen mehr zu mir. Er besänftigte meine Sorgen, zeigte mir Bilder aus seinem Leben in der Baumsavanne und wie er als junger Drache seine ersten Flugversuche unternommen hatte. Er versuchte alles um meine Stimmung aufrecht zu halten und jedes Mal war ich dafür dankbar.

Irgendwann konnte ich das Sitzen nicht mehr länger ertragen, weswegen ich mich einfach nach hinten lehnte, bis ich mehr lag als saß. Mein Blick richtete sich auf den strahlend blauen Himmel mit den dicken, weißen Wolken. Das Wasser unter mir war zwar viel dunkler als der Himmel, aber das Bild vom Himmel ähnelte doch sehr dem Bild vom Meer. Vor allem mit dem hohen, kräuselnden Wellen mit den weißen Schaumkronen, die die Wolken des Meeres bildeten.

In diesem Moment der Entspannung, fragte ich mich was zurzeit in Antlyar los war. Bestimmt hatte Mikhael mein Verschwinden schon bemerkt. Ob man schnell herausfinden würde, dass auch Sternengold fehlte und das Osmium mir geholfen hatte? Ich fühlte mich schlecht einfach ohne ein Wort zu Mikhael gegangen zu sein, aber er hätte diesen waghalsigen Schritt niemals erlaubt. Mikhael verstand einfach nicht was mich dazu trieb. Niemand verstand es, nicht einmal Osmium und auch Fynch würde es nie verstehen. Vielleicht kam dieses Gefühl von der dunklen Gabe, die ihre alten Fehler wieder gut machen wollte und ich war in diesem Sinne nur ihr Werkzeug. Vielleicht war es so. Vielleicht auch nicht, aber auf jeden Fall war es der richtige Weg.

{...}

Als Land vor uns auftauchte, glaubte ich kurz es mir nur einzubilden. Von der Ferne konnte man nur dunkle Erhebungen sehen und manche ragten sehr hoch, als würden es Berge sein. Doch die sofortige freudige Stimmung meiner Gefährten war der Beweis für das existierende Land.

,,Land!", hörte ich Sternengolds Gedanken rufen. ,,Das Land der Wüsten!"

Das Land der Wüsten? Die Südlanden!

Gleichermaßen wurden die Flügelschläge von Sternengold und Schattenpfeil schneller. Ihr bisheriger träger, kräfteschonender Flug wurde plötzlich so schnell, dass ich beinah von Sternengolds Rücken gerutscht wäre. Stück für Stück wurde mehr vom Königreich des Sandes und der Hitze offenbart. Die einst dunklen Umriss wurden zu einer Landschaft aus orangerot, creme und hellem gelb. Hohe, zerklüfte Klippen bauten sich vor uns auf und nah zwischen den Wellen, ragten bräunliche orangefarbene Felsen hervor, wie gezackte Zähne. So laut wie ein Gewitter schlugen die Wellen gegen die Klippen, um die Möwen mit ihrem krächzenden Gesang herumflogen. Als die Wyvern zwischen ihnen hindurch flogen, stoben die Möwen ängstlich auseinander, nur um kurz danach wieder in den Wellen zu verschwinden und mit einem Fisch im Schnabel wieder hoch zu flattern. Augenblicklich grummelte mein Magen. Er empfand es als ungerecht, dass ich bis jetzt nichts gegessen hatte und die Möwen sich jederzeit einen Fisch besorgen konnten.

Daegor - Klinge und Kristall Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt